Die Fliege (1958)

Der äußerst produktive deutsche Regisseur Kurt Neumann wurde in den 1940er Jahren vor allem durch die Tarzan-Sequels „Tarzan und die Amazonen“, „Tarzan und das Leopardenweib“, „Tarzan wird gejagt“ und „Tarzan bricht die Ketten“ bekannt, bevor er 1957 die beiden Horror-Filme „She Devil“ und „Kronos“ realisierte. 1958 verfilmte er schließlich mit „Die Fliege“ eine Kurzgeschichte von George Langelaan, die zuvor im „Playboy“ veröffentlicht worden war. Hier darf man Vincent Price („Die Verfluchten“, „Theater des Grauens“) in einer der ersten seiner großen Rollen in einem Horror-Film erleben. 

Inhalt:

Bei seiner Runde durch die Werkhallen der Elektronik-Fabrik von Delambre entdeckt Gaston (Torben Meyer) den unter einer Presse zerquetschten Körper eines Mannes und die vom Tatort fliehende Helene (Patricia Owens), die wenig später ihren Schwager François (Vincent Price) darüber informiert, dass sie ihren Mann Andre (David Hedison) umgebracht habe. Nachdem François Inspektor Charas (Herbert Marshall) informiert und die Leiche seines Bruders identifiziert hat, erzählt Helene schließlich, wie es zu dem vermeintlichen Mord gekommen ist: Andre hat einem Teleporter gearbeitet, mit dem nicht nur tote Gegenstände in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt und in einem anderen Teleporter wieder zusammengesetzt werden konnten; die Apparatur konnte auch Lebewesen von einem Ort zum anderen beamen. 
Doch bei seinem zweiten Selbstversuch ist unbemerkt eine Fliege mit in den Teleporter geraten. Als Andre wieder reformiert worden ist, wurde er zu einem Mischwesen aus Mensch und Fliege, mit einem riesigen Fliegenkopf und einem Fliegenarm statt seines eigenen. Da er nicht mehr sprechen konnte und zudem unansehnlich war, verdeckte er seinen Kopf mit einem schwarzen Tuch und versteckte sich in seinem Forschungslabor. Helene wies er mit schriftlichen Botschaften an, keine Hilfe hinzuzuziehen, sondern nur dafür zu sorgen, dass sie eine Fliege mit einem weißen Kopf fängt. Eine Rückverwandlung zu dem Andre, der er einst gewesen ist, sei nur möglich, wenn er die Teleportation zusammen mit der Fliege durchführt, die ihrerseits mit seinem Kopf herumfliegt. Die Zeit lief Andre davon, denn das Wesen der Fliege übernahm zunehmend Besitz über seinen Verstand … 

Kritik: 

James Clavell („Gesprengte Ketten“, „Shogun“) hat die Kurzgeschichte von George Langelaan sehr originalgetreu zu einem Drehbuch verarbeitet, aus dem Kurt Neumann ein hochdramatisches Horror-Drama inszeniert hat. Dabei steht vor allem Helene im Mittelpunkt des Geschehens, ist sie doch als Einzige Zeuge des missglückten Experiments ihres Mannes geworden, der sie auch noch zu seinem Henker macht, als eine erfolgreiche Rückverwandlung nicht mehr möglich scheint. In einer langen Rückblende wird aus ihrer Sicht schließlich die unglaubliche Geschichte rekapituliert. Da Andre seine Aufzeichnungen und das Labor vernichtete, sind auch keine Beweise mehr vorhanden, so dass sich Helene wohl wegen Mordes vor Gericht verantworten muss. 
Während Helene gezwungen wird, den Mann, den sie liebt, zu töten, wird Andre wiederum mit den Folgen seiner unvorsichtigen Forschungen konfrontiert und muss am eigenen Leib verfolgen, wie das Wesen der Fliege, mit der er im Teleporter verschmolzen ist, immer mehr Gewalt über seinen eigenen Verstand gewinnt. Nicht zuletzt ist auch François zu bemitleiden, ist er doch ebenfalls in Helene verliebt gewesen und musste zusehen, wie sie seinen jüngeren, attraktiveren Bruder heiratete. 
Vincent Price ist ganz der höfliche, distinguierte Gentleman, wie man ihn aus den späteren Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen von Roger Corman kennt – nur ohne den Zug des Wahnsinns. Besonders gelungen ist das auch heute noch überzeugend schaurige Finale. Der Film war immerhin so erfolgreich, dass mit „Die Rückkehr der Fliege“ (1959) und „Der Fluch der Fliege“ (1965) noch zwei Fortsetzungen entstanden, ehe David Cronenberg 1986 ein faszinierendes Remake drehte, das die zunehmende Verwandlung der Mensch-Fliege zur Fliege erschreckend minutiös darstellte. 

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