Der große Frust

Als Drehbuchautor ist es Lawrence Kasdan gelungen, gleich zu zwei Blockbustern die Geschichten geliefert zu haben, nämlich zu George Lucas‘ „Das Imperium schlägt zurück“ (1980) und Steven Spielbergs „Jäger des verlorenen Schatzes“ (1981). Dieser Erfolg ermöglichte es ihm, sein Drehbuch zum Erotikthriller „Heißblütig – Kaltblütig“ (1981) mit William Hurt und Kathleen Turner in den Hauptrollen selbst zu inszenieren. Zwei Jahre später ging er mit „Der große Frust“ den verlorenen Träumen einer ganzen Generation nach und vereinte dabei Jung-Stars wie Jeff Goldblum, Glenn Close, Tom Berenger, William Hurt, Kevin Kline und JoBeth Williams vor der Kamera. 

Inhalt: 

Nach dem Selbstmord von Alex (Kevin Costner) treffen sich seine ehemaligen Kommilitonen zu seiner Beerdigung in dem Strandhaus von Harold (Kevin Kline) und Sarah (Glenn Close), nachdem Alex vor kurzem in der Nähe eine alte Waldhütte gekauft hatte. Fast alle haben sich über die Jahre irgendwie mehr oder weniger aus den Augen verloren, was allerdings größtenteils auch auf ihre Träume zutrifft. Zwar verbringen die sieben Freunde ein Wochenende damit, Alex zu gedenken, aber da sie auch zu dem verschlossenen Alex zu Lebzeiten kaum Kontakt hatten, können sie sich auch nicht vorstellen, warum er sich im Badezimmer von Harold und Sarah die Pulsadern aufgeschnitten hat, nicht mal seine Freundin Chloe (Meg Tilly), mit der angefangen hatte, die neu erworbene Hütte wieder auf Vordermann zu bringen. Und so beschäftigen sich die sieben Freunde eher mit sich selbst und ihrem Verhältnis zueinander. Sam (Tom Berenger) ist in Hollywood Star der TV-Action-Serie „J.T. Lancer“, aber seine Ehe ist am Ende. Die Trauerfeier gibt ihm Gelegenheit, sich wieder mit Karen (JoBeth Williams) zu beschäftigen, die mit ihrem Ehemann Richard (Don Galloway) angereist ist, der aber direkt nach dem Empfang wieder zu den Kindern zurückgefahren ist. Michael (Jeff Goldblum) ist seinen Job als „People“-Redakteur leid und will lieber einen coolen Club eröffnen. Derweil schmeißt er sich an Chloe heran. Nick (William Hurt) war erfolgreicher Seelsorger im Radio und konnte irgendwann nicht mehr ertragen, dass die Menschen ihm das geglaubt haben, was er da von sich gegeben hat. Mittlerweile hängt er an den Drogen und ist impotent. Meg (Mary Kay Place), die ihn auf der Fahrt in seinem Porsche zu Alex‘ Beerdigung begleitet hat, fühlt ihre biologische Uhr ticken und hofft, im Kreis von Alex‘ alten Freunden einen Beischläfer zu finden … 

Kritik: 

Mit seinem zweiten selbst inszenierten Spielfilm ist Lawrence Kasdan ein unterhaltsames, nostalgisch anmutendes Ensemble-Stück gelungen, das der Frage nachgeht, welche Träume man zu Studienzeiten in den 1960er Jahren noch hatte und wie das Leben anschließend eine ganz andere Richtung einschlug. Auch wenn die Beteiligten beruflich meist einen an sich beneidenswert erfolgreichen Weg eingeschlagen haben, wirken sie jedoch nur auf den ersten Blick auch glücklich. Einzig die Gastgeber, die bodenständigen Inhaber einer Kette von Geschäftshäusern, scheinen sich in ihrer Welt wirklich wohlzufühlen. Die anderen enthüllen nach und nach, entweder in der ganzen Gruppe oder bei intimeren Begegnungen. Allerdings dringen die Gespräche nie in die Tiefe. Kasdan springt zu oft von zwischen den einzelnen Figuren hin und her, verlegt sich immer wieder auf witzige Dialoge und bringt die zur Sprache gekommenen Themen, die zweckmäßig eingegangenen, aber nicht befriedigenden Beziehungen, die publikumswirksamen, aber gefühllosen Jobs, der verlorene Weg vom Träumen bis zu ihrer Erfüllung. All das reißt „Der große Frust“ an, bringt aber bis zum Schluss keine nennenswerten Erkenntnisse. Dazu gewinnen die einzelnen Figuren auch zu wenig Profil, was kaum den Darstellern angekreidet werden kann. Wie Jeff Goldblum um die Gunst der zierlich-gelenkigen Chloe buhlt, ist wirklich witzig anzuschauen, und auch Megs Kurzschluss-Plan, das Zusammenfinden der Trauergemeinschaft für eine Befruchtung zu nutzen, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Davon abgesehen macht es einfach Spaß, den alten Freunden bei ihrem richtungslosen Lamentieren zuzusehen und sich dabei vom cool groovenden Sixties-Soundtrack mit Songs von The Rolling Stones, Marvin Gaye, Aretha Franklin, The Band, Creedence Clearwater Revival, The Temptations, The Beach Boys und The Rascals unterhalten zu lassen. Alex fungiert in „Der große Frust“ letztlich nur als MacGuffin, der die Beteiligten zusammenbringt. Dass es gar nicht um Alex geht, wird übrigens noch dadurch untermauert, dass Kasdan am Ende die Szenen, in denen das Gesicht von Alex-Darsteller Kevin Costner zu sehen ist, aus dem fertigen Film schnitt. 

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