Die Fliege (1986)

Nachdem der kanadische Filmemacher David Cronenberg mit seinen Filmen „Scanners – Ihre Gedanken können töten“ (1981) und „Videodrome“ (1983) international auf sich aufmerksam machen konnte, wurde er mit der Stephen-King-Verfilmung von „Dead Zone – Der Attentäter“ (1983) endgültig auch für Mainstream-Produktionen in Hollywood interessant. Dass er dabei seinen Wurzeln im Body-Horror-Genre durchaus treu blieb, bewies er eindrucksvoll 1986 mit dem Remake von „Die Fliege“, Kurt Neumanns Sci-Fi-Horror-Klassiker aus dem Jahre 1958 mit Vincent Price in der Hauptrolle. 

Inhalt: 

Bei einem Kongress lernt der Wissenschaftler Seth Brundle (Jeff Goldblum) die attraktive Journalistin Veronica Quaife (Geena Davis) kennen und führt ihr in seinem Labor seine bahnbrechende Erfindung der Telebox vor. Zwei mit Kabeln verbundene Kabinen werden durch einen Computer gesteuert und können innerhalb weniger Sekunden leblose Objekte von einer Kabine zur anderen teleportieren. Veronica ist nach einer erfolgreichen Vorführung mit einem ihrer Strümpfe sofort Feuer und Flamme für das Projekt und versucht es ihrem Chef und Ex-Lover Stathis Borans (John Getz) für eine Story zu erwärmen, doch Seth setzt eher darauf, dass sie seine Arbeit hautnah dokumentiert und schließlich zu einem Buch verarbeitet. Die größte Herausforderung bestehe für ihn darin, auch lebende Objekte zu teleportieren. Bei dem Versuch, einen Pavian zu teleportieren, wird das Innere des Primaten nach außen gekehrt, doch Seth bekommt das Problem in den Griff, als er eine Romanze mit der Journalistin anfängt und dabei die „Poesie des Fleisches“ entdeckt, die er dem Computer vermitteln musste. Schließlich unternimmt Seth einen Selbstversuch, doch befindet sich mit ihm in der Telebox eine Stubenfliege, die während der Teleportation mit Seth – ohne sein Wissen - fusioniert. 
Zunächst fühlt sich Seth einfach nur großartig, mit übermenschlichen Kräften, einem ungezügelten Appetit nach Süßigkeiten und erstaunlicher sexueller Ausdauer. Doch mit der Zeit machen sich auch negative Begleiterscheinungen bemerkbar: Anfangs sprießen harte Borsten aus einer kleinen Wunde am Rücken, dann kann Seth keine feste Nahrung mehr verdauen, so dass er ein zersetzendes Enzym absondern muss. Schließlich verändert sich zusehends sein Körper, Seth verliert Fingernägel und Zähne, sein Äußeres nimmt die Züge einer Fliege an. Nur die Teleportation mit einem zusätzlichen reinen Menschen könnte den Verfall der „Brundlefliege“ aufhalten, doch Veronica ist mittlerweile schwanger und will sich auf dieses Experiment nicht einlassen … 

Kritik: 

Während Kurt Neumann in seiner Verfilmung der Kurzgeschichte von George Langelaan die Teleportation des Wissenschaftlers mit der Fliege sofort sichtbar als Mensch mit Fliegenkopf und Fliegenarm in Szene setzte, nimmt sich David Cronenberg in seiner Version zunächst viel Zeit, die Beziehungen zwischen der Journalistin und ihrem Chef/Ex-Freund einerseits und Seth Brundle andererseits herauszuarbeiten, um sich dann ausgiebig mit den wissenschaftlichen Problemen des fehlgeleiteten Selbstversuchs auseinanderzusetzen. 
Das bei Cronenberg von früh an vorherrschende Thema der Transformation von Mensch und Technik, wie es vor allem in „Videodrome“ fokussiert worden ist, kommt in „Die Fliege“ viel ausgereifter zur Geltung. Dabei wird die Verwandlung des Wissenschaftlers zur Brundlefliege sehr behutsam aufgearbeitet, bis der für Cronenberg typische Body Horror voll ausgespielt wird und dank des Oscar-prämierten Make-ups von Chris Walas beim Publikum auch ein tiefes Gefühl des Grauens hervorruft. Durch die unaufhaltsam erscheinende Verwandlung des Menschen zu einem riesigen Insekt erzeugt Cronenberg eine Spannung, die durch die Schwangerschaft der Journalistin noch erhöht und um eine weitere moralische Komponente erweitert wird. Ähnlich wie Veronica empfindet auch der Zuschauer ein Gefühl von Hilflosigkeit und Mitleid mit dem Geschöpf, das sich unaufhaltsam von einem charismatischen Menschen in ein zunehmend hässliches Monster verwandelt.
Die Chemie zwischen Jeff Goldblum („Der große Frust“, „Jurassic Park“) und Geena Davis („Thelma & Louise“, „Tödliche Weihnachten“) funktionierte so gut, dass das Paar schließlich auch privat gemeinsame Wege ging. Nicht nur für David Cronenberg wurde der Film ein großer Erfolg – er spielte bei einem Budget von 15 Millionen US-Dollar allein in den USA 38 Millionen Dollar ein -, auch für seinen Komponisten Howard Shore eröffneten sich neue Horizonte – bis zu seiner Oscar-prämierten Arbeit an der „Der Herr der Ringe“-Trilogie. Make-up-Spezi Chris Walas drehte zwei Jahre später noch ein Sequel, das allerdings weder in künstlerischer noch wirtschaftlicher Hinsicht an den Erfolg von „Die Fliege“ anknüpfen konnte. 

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