Scanners - Ihre Gedanken können töten

Mit seinen ersten beiden größeren Filmen „Shivers - Parasiten-Mörder“ (1975) und „Rabid – Der brüllende Tod“ (1977) hat der kanadische Filmemacher David Cronenberg das Nischengenre des Body Horror maßgeblich mitgeprägt und legte nach einem Exkurs mit dem Rennfahrerfilm „Fast Company“ (1979) mit „Scanners – Ihre Gedanken können töten“ 1981 seinen bis dato ausgereiftesten und spannendsten Beitrag zu diesem sehr körperlichen Horror mit explodierenden und verformten Körpern vor. 

Inhalt: 

Auf der Suche nach etwas Essbarem streunt Cameron Vale (Stephen Lack) durch ein modernes Einkaufszentrum und bedient sich an den Tischen mit stehen gelassenen Essensresten. Als er dabei an einem Nachbartisch von zwei Frauen mit herablassenden Kommentaren bedacht wird, sorgt er mit unkontrollierten telekinetischen Kräften dafür, dass die Frau mit einem Krampfanfall zusammenbricht. Vale wird daraufhin von zwei Männern gejagt, mit einem Betäubungspfeil außer Gefecht gesetzt und schließlich in die Obhut von Dr. Paul Ruth (Patrick McGoohan) übergeben. Von ihm erfährt Vale, dass er ein sogenannter „Scanner“ sei, der nicht nur die Gedanken anderer Menschen lesen, sondern mit seinen telekinetischen Fähigkeiten auch eine enorm effiziente Waffe besitzen würde. Diese Gabe werde allerdings von einem Scanner namens Darryl Revok (Michael Ironside) zu zerstörerischen und egoistischen Zwecken eingesetzt. Da Revok bereits einen Großteil der bekannten Scanner auf seine Seite gezogen habe, liege es nun an Vale, Revok in seine Schranken zu weisen. Um die Masse an aufgenommenen Gedanken der Menschen in seiner Umgebung zu kanalisieren und auszublenden, wird Vale mit dem von Dr. Ruth speziell dafür hergestellten Beruhigungsmittel Ephemerol behandelt. 
Auf der Suche nach Revok lernt Vale den Künstler Benjamin Pierce (Robert A. Silverman) kennen, der ihm gerade noch einen Hinweis auf eine unabhängige Gruppe von Scannern geben kann, bevor er von Revoks Leuten getötet wird. Vale kann die drei Killer mit seinen telekinetischen Kräften ausschalten und sucht die von Pierce erwähnte Gruppe freundlich gesinnter Scanner auf, die allerdings ebenfalls von Revoks Killern erschossen werden. Zusammen mit Kim Obrist (Jennifer O’Neill) kann Vale gerade noch dem Massaker entfliehen. Sie machen Revok in einer Chemiefabrik aus, die Ephemerol in großen Mengen produziert und weltweit exportiert. Offensichtlich plant Revok, durch Ephemerol, das als Beruhigungsmittel für Schwangere entwickelt worden ist, eine ganze Armee von Scannern zu etablieren, mit denen er seine Macht ausbauen kann … 

Kritik: 

Cronenberg hatte Roger Corman bereits in den frühen 1970ern die Idee zu einem Film über zwei rivalisierende Telepathengruppen vorgelegt, doch wurde das Projekt mit dem Namen „Telepathy 2000“ nicht umgesetzt. Erst als der kanadische Filmproduzent Pierre David im Herbst 1979 im Rahmen eines Steuersparmodells eine große Geldsumme von Privatleuten anvertraut bekam, die er noch im selben Jahr für ein Filmprojekt verwenden musste, konnte Cronenberg seine ursprüngliche Idee mit einem zusätzlichen Aspekt realisieren, der durch den Contergan-Skandal in Deutschland inspiriert wurde. 
Mit nur wenigen Wochen Vorbereitungszeit inszenierte Cronenberg mit „Scanners“ schließlich seinen bis dato teuersten und auch konventionellsten Film. Denn im Gegensatz zu seinen noch billig umgesetzten Body-Horror-Frühwerken setzte Cronenberg die für ihn typischen Splatter-Elemente nur sehr sparsam ein, so bei dem unfreiwilligen Scanner-Duell auf einer Bühne, wo Revok den Kopf seines Kontrahenten effektvoll explodieren lässt, und bei dem finalen Duell zwischen Revok und Vale. Ansonsten konzentriert sich Cronenberg eher auf sein Lieblingsthema, die völlige Kontrolle der Wissenschaft über den Menschen. Allerdings verpackt der Kanadier seine Geschichte diesmal in ein ungewohnt konventionelles Gerüst aus Verschwörungs-, Science-Fiction- und Agenten-Thriller, verzichtet auf die zuvor stark ausgeprägte sexuelle Komponente und lässt seinen Film in einer männlich dominierten, antiseptisch und unterkühlt wirkenden Szenerie spielen, in der skrupellos wissenschaftliche Experimente zu egoistischen Zwecken machthungriger Menschen eingesetzt werden. Auch wenn es in „Scanners“ wieder um die Transformation des Menschen durch – diesmal gezielt - wissenschaftliche Elemente geht, lässt sich der Film trotz vielschichtig zu analysierender Subkontexte einfach auch als actionreicher Thriller mit Mystery-Elementen genießen, der Cronenberg verdientermaßen den Durchbruch und die Aufmerksamkeit von Hollywood einbrachte. 
Es war zudem nach „Die Brut“ die zweite Zusammenarbeit mit seinem späteren Stammkomponisten Howard Shore, der hier einen überwiegend elektronischen, aber auch sehr eindringlichen Score beisteuerte. 

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