Der Massenmörder von London

Roger Corman realisierte mit Vincent Price in der Hauptrolle bereits die Edgar-Allan-Poe-Adaptionen „Die Verfluchten“ (1960), „Das Pendel des Todes“ (1961) und „Der grauenvolle Mr. X“ (1962), als er zur Abwechslung für United Artists das blutige Königsdrama „Der Massenmörder von London“ (1962) inszenierte – mit Vincent Price in der Rolle des skrupellosen wie wahnsinnigen Königsmörders. 

Inhalt: 

Auf dem Sterbebett verfügt König Edward IV. von England im Jahr 1483, dass sein Sohn Prinz Edward (Eugene Mazzola) seinen Thron beerben soll. Bis dahin soll der weise George (Charles Macaulay), Herzog von Clarence, sowohl Prinz Edward als auch dessen jüngeren Bruder Prinz Richard (Donald Losby) beschützen. Richard (Vincent Price), dem machtbesessenen Bruder des dahinscheidenden Königs und Herzog von Gloucester, ist mit diesem Arrangement alles andere als zufrieden. In einem Gespräch unter vier Augen versichert Richard seinem Bruder George bei einem Glas Rotwein zwar seine Unterstützung, rammt ihm während der brüderlichen Umarmung aber einen Dolch in den Rücken und lässt die Leiche in einem Weinfass verschwinden. Als die Leiche entdeckt wird, gerät zunächst die verwitwete Königin (Sarah Selby) unter Verdacht, da der Dolch mit dem Symbol ihrer Familie geschmückt ist, doch kann sie genügend Verbündete – so den maurischen Arzt und Zauberer Tyrus (Richard Hale), den jungen Aristokraten Sir Justin (Robert Brown) und dessen Geliebte Lady Margaret (Joan Freeman) – um sich vereinen, um einen größeren Putsch durch Richard von Gloucester zu verhindern. Unterdessen drängt der Königsmörder die Hofdame der verwitweten Königin, Mistress Shore (Sandra Knight), zu dem Bekenntnis, dass der minderjährige König illegitimer Herkunft sei. Allerdings stirbt sie auf der Folterbank, worauf Richard das Gerücht in Umlauf bringt, dass Mistress Shore sterben musste, weil sie ungeheuerlicher Weise behauptet habe, dass Prinz Edward kein legitimer Sohn des verstorbenen Königs sei. 
Doch je mehr Richard von Gloucester seine Pläne zur Machtergreifung verwirklicht, umso öfter wird er von den Geistern der durch seine Hand Getöteten heimgesucht, die ihm allesamt ein grausames Ende vorhersagen. Dabei spielt vor allem der weithin unbekannte Ort Bosworth eine besondere Rolle … 

Kritik:

Roger Corman ist seit jeher für seine äußerst effiziente und kostengünstige Arbeitsweise bekannt gewesen, aber selbst für einen Pfennigfuchser wie ihn erschienen die von Edward Small aufgezwungenen Produktionsbedingungen als wenig förderlich für das Endprodukt, mit dem sich Corman kaum noch identifizieren wollte. „Der Massenmörder von London“ stellt dabei ein leicht ironisierendes Remake von „Der Henker von London“ (1939) dar, in dem Vincent Price in der Nebenrolle des früh verstorbenen George von Clarence zu sehen war. 
In der Neuverfilmung, die sich vor allem auf Motive von Shakespeares Königsdramen „Richard III.“ und „Macbeth“ bezieht, darf Vincent Price einmal mehr als adliger und wahnsinniger Mann brillieren, der auch noch unter einem leicht gekrümmten Buckel zu leiden hat. Seine oft monologisierende Rolle verkörpert Price in ungewohntem Look mit Bravour, wobei der sehr junge Francis Ford Coppola für die Dialogregie verantwortlich zeichnete. Davon abgesehen sind in dem gut 75 Minuten langen Schwarzweiß-Film vor allem die Kostüme und das Produktionsdesign sehenswert, während die Handlung mit all den Intrigen und Morden letztlich sehr vorhersehbar ausfällt. 

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