Déjà Vu

Tony Scott hat sich bereits in „Der Staatsfeind Nr. 1“ und „Spy Game“ ausgiebig mit den modernen Technologien beschäftigt, die eine nahezu umfassende Überwachung von Orten und Personen ermöglicht, wobei er den schmalen Grat zwischen dem Abwenden von Gefahr für die Bevölkerung und die Freiheitsrechte des Einzelnen nur am Rande thematisierte. Mit seinem 2006 inszenierten Thriller „Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit“ entwickelt er die Möglichkeiten modernster Überwachungstechnologie zu einem packenden Zeitreise-Thriller weiter, in dem sich Scotts Lieblingsschauspieler Denzel Washington einmal mehr von seiner besten Seite zeigen darf. 

Inhalt: 

Als eine mit Fähre in New Orleans mit unzähligen Marine-Soldaten an Bord explodiert, wird Doug Carlin (Denzel Washington), ein erfahrener Agent vom Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives (ATF), zum Unfallort bestellt, um Beweise zu sichern. Am Ufer findet Carlin Überbleibsel von einer Zündkapsel, unter der Brücke chemische Rückstände, wie sie typisch nach Anschlägen mit Sprengstoff sind. Während der Ermittlungen zu dem terroristischen Anschlag, der über 500 Todesopfer gefordert hat, bekommt es Carlin mit einer weiteren Leiche mit Verbrennungen zu tun, die Kinder am Ufer entdeckt haben, und zwar vor dem Zeitpunkt der Explosion. 
In der Pathologie findet Carlin schnell heraus, dass der Mörder der als Claire Kuchever (Paula Patton) identifizierten Frau, es so aussehen lassen wollte, als sei Claire ebenfalls ein Opfer der Explosion gewesen, also mit dem Attentat direkt in Verbindung stehen muss. Carlin schließt sich dem von Jack McCready (Bruce Greenwood) geleiteten FBI-Team an und sucht zusammen mit Agent Pryzwarra (Val Kilmer), Denny (Adam Goldberg), Shanti (Erika Alexander) und Gunnars (Elden Henson) auf dem Zusammenschnitt aller Bilder von Überwachungskameras nach Hinweisen auf den Täter. 
Doch das moderne Überwachungssystem kann weit mehr, wie Carlin herausfindet: Die Maschine ermöglicht einen umfassenden Blick vier Tage und sechs Stunden in der Vergangenheit, doch lassen sich die Bilder aufgrund des immensen Energiebedarfs nicht vor- oder zurückspulen. Das Gesehene kann nur aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und aufgezeichnet werden. Außerdem lässt sich die Vergangenheit ändern, indem leichte Gegenstände wie Papiernotizen in die Vergangenheit geschickt werden können. Carlin macht sich diese Technologie zunutze, um sich selbst einen Hinweis auf einen Terrorverdacht zuzusenden, doch verlässt er das Büro, bevor die Notiz auf seinem Schreibtisch erscheint. Als sich sein Kollege Minuti (Matt Craven) die Notiz vorfindet und dem Hinweis nachgeht, wird er von dem mittlerweile identifizierten Attentäter Carroll Oerstadt (Jim Caviezel) erschossen. Carlin will sich nicht damit begnügen, den geständigen Terroristen gefasst zu haben, er will die Vergangenheit so beeinflussen, dass er Claires Leben retten kann… 

Inhalt: 

Tony Scott ist nie besonders bekannt dafür gewesen, originelle Geschichten zu erzählen, sondern bekannte Stoffe auf außergewöhnliche visuelle Weise zu inszenieren. Das trifft auf sein Debüt mit dem Gothic-Vampir-Drama „Begierde“ ebenso zu wie auf die „Bonnie & Clyde“- und „Wild at Heart“-Variation mit „True Romance“ oder das Remake von „Mann unter Feuer“
Nach dem audiovisuellen Overkill mit dem aufgepeppten Biopic über die Kopfgeldjägerin Domino Harvey („Domino“) übte sich Scott mit seinem nachfolgenden Thriller „Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit“ in Zurückhaltung. Das ist vielleicht auch der Tatsache zuzuschreiben, dass Scott den Film in New Orleans in den Nachwehen der durch Hurrikan Katrina verursachten Verwüstungen am Drehort inszenierte, so dass das Trauma durch Naturkatastrophen und terroristische Anschläge in diesem Fall keine cineastische Verfremdung benötigte. 
Nichtsdestotrotz erzählt Scott einen geradlinigen Thriller, der gleich zur Sache kommt und auf eine Einführung der Figuren komplett verzichtet. Hier geht es allein um die Aufklärung eines terroristischen Anschlags und um die faszinierende Möglichkeit, vergangene Ereignisse durch nachträgliches Eingreifen in die Kausalkette zu beeinflussen. Das ist allerdings auch nicht neu und wurde in Filmen wie „Timecop“, „Frequency“ und „Minority Report“ schon thematisiert. 
Einzigartig ist einmal mehr, die Virtuosität, mit der Tony Scott das Spiel mit der Vergangenheit visuell meistert und dabei immer wieder faszinierende Bilder schafft. Dass der von Jim Caviezel („Die Passion Christi“, „Frequency“) großartig dargestellte Attentäter etwas vielschichtiger als der übliche Gotteskrieger aus dem Nahen Osten gestrickt ist, tut dem Film ebenso gut wie die Andeutung der Romanze zwischen Carlin und Claire, was seine Motivation erklärt, etwas mehr für diesen Fall zu riskieren als üblich. 
Wenn man also bereit ist, die hier vorgebrachten Theorien zu Zeitreisen zu akzeptieren, darf man einen geradlinig inszenierten Sci-Fi-Thriller mit coolen Darstellern und von einem souverän agierenden Regisseur genießen, der die Form diesmal etwas mehr der Funktion unterordnet, als er es sonst getan hat.  

Kommentare

Beliebte Posts