Tage des Donners

Sowohl für das Produzenten-Duo Don Simpson/Jerry Bruckheimer als auch für Regisseur Tony Scott und Hauptdarsteller Tom Cruise avancierte der actiongeladene Navy-Werbefilm „Top Gun“ (1986) zum Überraschungs-Blockbuster-Hit, an dem sich das Quartett auch vier Jahre später orientierte. Das Rennfahrer-Drama „Tage des Donners“ erweist sich letztlich als fader Neuaufguss von „Top Gun“, Tempo wird jetzt nicht mit Kampfjets am Himmel, sondern mit Rennwagen gemacht. 

Inhalt: 

Der erfahrene Automechaniker Harry Hogge (Robert Duvall) hat sich eigentlich schon zur Ruhe gesetzt und beackert mit seinem Traktor die Nutzflächen seiner Ranch, als er von Tim Daland (Randy Quaid) auf den jungen Nachwuchsfahrer Cole Trickle (Tom Cruise) aufmerksam gemacht wird, für den er einen maßgeschneiderten Wagen bauen soll. Als Harry beobachtet, wie Cole mit dem Stock-Car von Renn-As Rowdy Burns (Michael Rooker) eine Pole-Position-verdächtige Zeit fährt, ist Harry tatsächlich wieder im Geschäft. 
Nach einigen Rennen gelingt es Cole tatsächlich, mit Rowdy auch seinen größten Konkurrenten hinter sich zu lassen. Doch als beide Wagen mit Höchstgeschwindigkeit durch eine völlig vernebelte Unfallstelle rasen, kommt es zu einem folgenschweren Unfall. Die beiden Fahrer werden im Krankenhaus von der Gehirnspezialistin Dr. Claire Lewicki (Nicole Kidman) behandelt. Während Cole recht schnell wieder auf den Beinen ist und es gar nicht erwarten kann, wieder Rennen zu fahren, wird bei Rowdy ein aufgeplatztes Blutgefäß im Gehirn festgestellt, das operativ entfernt werden soll. Währenddessen fängt Cole nicht nur eine Affäre mit der attraktiven Ärztin an, sondern Tim setzt zwischenzeitlich auf den neuen Fahrer Russ Wheeler (Cary Elwes), der Cole so lange ersetzen soll, bis dieser wieder einsatzfähig ist. Doch Wheeler fährt so gut, dass er Coles Platz streitig macht… 

Kritik: 

Der ehemalige Werbefilmer Tony Scott hat es nach seinem Debüt mit dem modernen Vampir-Drama „Begierde“ sowohl mit „Top Gun“ als auch mit „Beverly Hills Cop II“ perfekt verstanden, hochglänzende Action in schicken Bildern und einem treibenden Pop-Soundtrack zu verbinden und so zeitgemäßes Kino für die MTV-Generation zu kreieren. Neben dem verkorksten Rache-Drama „Revenge – Eine gefährliche Affäre“ kehrte Scott 1990 mit „Tage des Donners“ wieder zum Erfolgsrezept von „Top Gun“ zurück und machte sich nicht mal die Mühe, elementare Veränderungen vorzunehmen. Die Story stammt übrigens Tom Cruise selbst, dessen Co-Autor Robert Towne („Chinatown“, „Tequila Sunrise“) auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet. 
Geblieben ist vor allem der Maschinen-Fetisch, wobei ein Stock-Car etwas weniger aufregend als ein Kampfjet der Navy wirkt. Doch ein versierter Ästhet vermag diesen Unterschied flott zu kaschieren, indem etwas mehr Blech auf der Rennstrecke geschreddert wird und Unfälle für die nötige Dramatik sorgen. 
Dem Rennen und dem unbändigen Siegerwillen wird letztlich alles andere untergeordnet. Die Figuren und ihre Beziehungen zueinander werden nicht weiter vertieft. Dass eine hochintelligente Ärztin sich auf einen offensichtlich nicht allzu intelligenten Rennfahrer einlässt und dass die ewigen Rivalen Cole und Rowdy auf einmal beste Freunde sind, wird nicht weiter aufgelöst bzw. in Frage gestellt. Bei dem rasanten Tempo und dem treibendem Soundtrack mit Songs von Guns N‘ Roses, Joan Jett & The Blackhearts, John Waite, Elton John, Chicago, Cher und Tina Turner sowie dem Score von Hans Zimmer bleibt ohnehin nicht viel Zeit zum Nachdenken. 
Immerhin holte Tom Cruise die damals 22-jährige Nicole Kidman für den Film nach Hollywood, nachdem er sie in dem australischen Thriller „Tödliche Stille“ gesehen hatte, und begann am Set eine Affäre mit ihr. Auch wenn „Tage des Donners“ sicher nicht zu den Höhepunkten ihrer Karrieren zählt, ging es für das Paar anschließend weiter bergauf, dabei hatte Cruise bereits in Filmen wie „Rain Man“, „Geboren am 4. Juli“ und „Die Farbe des Geldes“ sein wahres Schauspieltalent unter Beweis stellen dürfen. Mit Nicole Kidman stand er schließlich noch für Ron Howards „In einem fernen Land“ (1992) und Stanley Kubricks „Eyes Wide Shut“ (1999) zusammen vor der Kamera.  

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