True Romance

Zwar bewies Tony Scott mit seinen beiden Action-Blockbustern „Top Gun“ (1986) und „Tage des Donners“ (1990) ein gutes Gespür für den Zeitgeist der mit MTV aufwachsenden jungen Kino-Generation, doch bei den Kritikern machte sich der für seine ausgeprägte visuelle Handschrift bekannte Filmemacher nicht besonders beliebt. Das änderte sich erst 1993, als er mit „True Romance“ das Drehbuch des noch jungen Quentin Tarantino verfilmte, der gerade mit seinem Regiedebüt „Reservoir Dogs“ (1992) auf sich aufmerksam gemacht hatte. Endlich fanden ein starker visueller Stil auf eine packende Geschichte mit sympathischen Figuren zueinander. 

Inhalt:

Der Comic-Verkäufer Clarence (Christian Slater) verbringt seinen Geburtstag wie in den Jahren zuvor wieder in seinem Lieblingskino, wo er sich auf eine Dreifachvorstellung von „Streetfighter“-Filmen freut. Der Kung-Fu-Film hat bereits angefangen, als eine junge Frau einen Platz hinter ihm in der Reihe sucht und ihm dabei ihren Eimer Popcorn über den Kopf schüttet. Die junge Blondine stellt sich als Alabama (Patricia Arquette) vor, setzt sich neben Clarence und geht nach dem Kino noch mit ihm einen Kuchen essen. 
Während sich Clarence mit Alabama über seine Liebe zu Elvis, Comics und Kung-Fu-Filme austauscht, hat er sich schon längst in das temperamentvolle Mädchen verliebt, das auch über Nacht bei ihm bleibt. In Tränen aufgelöst beichtet Alabama ihm dann, dass sie ein Callgirl sei, das von Clarences Chef engagiert worden sei, um seinem Angestellten eine besonders schöne Nacht zu bescheren. Dabei habe sie sich allerdings in Clarence verliebt. Die beiden heiraten umgehend, doch um mit der Vergangenheit abzuschließen, will Clarence noch Alabamas Sachen von ihrem offensichtlich gewalttätigen Zuhälter Drexl (Gary Oldman) holen. 
In Wirklichkeit beschließt Clarence, Drexl zu töten, was ihm nach einer schmerzhaften Auseinandersetzung auch gelingt. Als Alabama den Koffer öffnet, den Clarence ihr mitgebracht hat, findet sie allerdings nicht ihre Sachen, sondern eine ganze Ladung reinen Kokains vor, das Clarence mit Hilfe seines alten Kumpels Dick Ritchie (Michael Rapaport) zu verticken versucht, der in Hollywood als Schauspieler hoffentlich die nötigen Kontakte herstellen kann. 
Bevor sich das frisch vermählte Paar auf die Reise von Detroit nach Kalifornien macht, besuchen sie noch Clarences Vater Clifford Worley (Dennis Hopper), der jetzt als Wachmann arbeitet, aber noch über gute Kontakte zur Polizei verfügt. Seinen Nachforschungen zufolge hat die Polizei keine Ahnung, dass Clarence hinter dem Mord an dem Drogendealer Drexl steckt, doch dafür ist der Mafioso Vincenzo Coccotti (Christopher Walken) durch den Führerschein, den Clarence am Tatort zurückgelassen hat, auch Clifford gekommen. 
Während sich Coccottis Handlanger Virgil (James Gandolfini) auf den Weg nach Hollywood macht, haben die Cops Dimes (Chris Penn) und Nicholson (Tom Sizemore) an die Fersen von Elliot Blitzer (Bronson Pinchot) gehängt, der das Kokain, mit dem er bei einer Verkehrskontrolle erwischt wurde, an den Filmproduzenten Lee Donowitz (Saul Rubinek) weitervermitteln will… 

Kritik: 

Auch wenn „True Romance“ damals im Kino kein großartiger Erfolg beschieden war, ist die romantische „Bonnie & Clyde“-Variante von Tony Scott längst zu einem Klassiker avanciert und wartet mit einem illustren Cast auf, in dem Gary Oldman („Léon – Der Profi“, „Bram Stoker’s Dracula“) nicht nur wie gewohnt einen total abgefuckten Bösewicht verkörpert, sondern auch Kult-Darsteller wie Dennis Hopper, Samuel L. Jackson, James Gandolfini, Tom Sizemore und Brad Pitt (als Dick Ritchies zugedröhnter Mitbewohner) in teils Kleinstrollen ihre Momente haben. 
Doch im Mittelpunkt steht die fast schon märchenhaft unrealistische und naive Liebesgeschichte zwischen Clarence und Alabama, bei denen es auf den ersten Blick gefunkt hat und die nun keine Grenzen kennen, ihr Glück zu erleben. Wie sie dabei sowohl den Cops als auch der Mafia zu entwischen versuchen, ist so durchgeknallt erzählt, wie es nur ein Autor wie Quentin Tarantino auf glaubwürdige Weise versteht. 
Das funktioniert auch deshalb so gut, weil Scott mit Christian Slater („Hart auf Sendung“, „Hard Rain“) und Patricia Arquette („Lost Highway“, „Stigmata“) die ideale Besetzung für ein Paar gefunden hat, die die hemmungs- und kompromisslose Liebe gegen jede äußere Gefahr und Bedrohung ausleben. Action-Freunde werden dabei ebenso bedient wie hoffnungslose Romantiker, denn Tony Scott und Tarantino gelingt es, die unglaubliche Geschichte mit so vielen skurrilen Figuren und Einfällen anzureichern, dass „True Romance“ am Ende wie ein modernes Märchen auf Speed wirkt. 
Die gewohnt schicken Bilder und der groovende Score von Hans Zimmer runden diesen durchweg unterhaltsamen Romantik-Thriller perfekt ab. 

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