Poseidon
Wolfgang Petersen hatte nach seinem Überraschungserfolg mit „Das Boot“ und der Übersiedelung nach Hollywood das Glück, mit Stars wie George Clooney, Mark Wahlberg, Dustin Hoffman, Morgan Freeman, Brad Pitt und Clint Eastwood zu drehen, doch konnte er nach „In the Line of Fire“ weder Kritiker vollends überzeugen noch das Publikum in Scharen in die Kinos locken. Mit „Poseidon“, dem Remake des Katastrophenthrillers „Die Höllenfahrt der Poseidon“ (1972), lieferte der im August dieses Jahres verstorbene Regisseur seinen letzten Hollywood-Film ab, der ebenso wie der titelgebende Luxusliner an den Kinokassen absaufen sollte…
Inhalt:
Auf dem nach dem griechischen Gott des Meeres benannten Luxusliner „Poseidon“ sind während der Atlantiküberquerung mit Ziel New York die Vorbereitungen zur Silvesterfeier im vollen Gange, als der erste Offizier auf der Brücke am Horizont eine riesige Monsterwelle, die sich mit einer Höhe von fünfzig Metern auf das 335 Meter lange, zwanzigstöckige Kreuzfahrtschiff zubewegt.
Captain Bradford (Andre Braugher) eröffnet im großen Ballsaal gerade das Musikprogramm, als die „Poseidon“ von der Monsterwelle an der Steuerbordseite getroffen wird, umkippt und wenige Sekunden später zu sinken beginnt. Beim Umkippen des Schiffes werden tausende von Passagieren und Besatzungsmitgliedern durch das Schiffsinnere geworfen, von umherfliegenden Trümmern verletzt oder getötet, während zerstörte Gas- und Ölleitungen Brände und Explosionen an Bord auslösen.
Die mehreren hundert Überlebenden im Ballsaal können sich allerdings nur kurz in Sicherheit wähnen, denn mit dem steigenden Wasserdruck drohen auch die letzten Barrieren vor den tödlichen Wassermassen zu fallen. Der professionelle Glücksspieler Dylan Johns (Josh Lucas) nimmt sein Schicksal allerdings in die eigene Hand und will einen Weg nach oben und nach draußen suchen.
Ihm schließen sich der ehemalige New Yorker Bürgermeister Ramsey (Kurt Russell), seine Tochter Jennifer (Emmy Rossum), ihr Verlobter Christian (Mike Vogel), der homosexuelle Architekt Richard Nelson (Richard Dreyfuss), die alleinerziehende Mutter Maggie (Jacinda Barrett) mit ihrem Sohn Conor (Jimmy Bennett), der Küchenangestellte Marco (Freddy Rodriguez) und die bei ihm in der Kabine untergekommene blinde Passagierin Elena (Mía Maestro) an.
Allerdings erweist sich der rettende Weg durch das Labyrinth teils bereits überfluteter Flure und Lüftungsschächte immer als tödliche Falle…
Kritik:
Ronald Neame hat auf dem Höhepunkt der Erfolgswelle von Katastrophenfilmen 1972 Paul Gallicos Roman „The Poseidon Adventure“ als mit Gene Hackman, Ernest Borgnine, Roddy MacDowell und Shelley Winters hochkarätig besetztes Thriller-Drama inszeniert, das sowohl Publikum als auch Kritiker zu überzeugen verstand. Dass der in Nordfriesland aufgewachsene Wolfgang Petersen nach „Das Boot“ und „Der Sturm“ mit „Poseidon“ ein weiteres Mal ins Wasser steigt, überrascht kaum, doch die filmische Umsetzung des Remakes lässt sich kaum mit dem Original vergleichen. Zwar hat Drehbuchautor Mark Protosevich („The Cell“, „I Am Legend“) zur Vorbereitung eine Reise auf der „Queen Mary 2“ unternommen, an dessen Interieur sich die Setdesigner auch für die „Poseidon“ orientierten, doch eine überzeugende Geschichte ist ihm dabei nicht gelungen.
So merkt man Petersens Film deutlich die Dominanz der von Industrial Light and Magic produzierten CGI- und Visual Effects an, während die Figuren nach einer jeweils extrem kurzen Einführung kaum über klischeehafte Abziehbilder hinauskommen. In den Mittelpunkt gelangen dabei vor allem der charmante, aber egoistische Glücksspieler Dylan und der entscheidungsfreudige Ex-Bürgermeister Ramsey, die letztlich auch die Rollen der Helden übernehmen dürfen.
Da Story und Figuren nicht viel hergeben, setzt Regie-Routinier Petersen auf Action und Dramatik. Tatsächlich hat „Poseidon“ gerade dann seine eindrucksvollsten Momente, wenn das ganze Ausmaß der zerstörerischen Kraft des Wassers zum Ausdruck kommt, wenn die Fluten, Feuer und Explosionen das ganze Schiff zum Spielball höllischer Kräfte werden lassen und Menschen chancenlos zu Tode stürzen oder wie Insekten von den umherfliegenden Trümmern zerquetscht werden. Auch wenn der lange Weg zur Rettung nicht immer besonders glaubwürdig inszeniert worden ist, ist die Dramatik und Todesangst trotz der trashigen Story immer zu spüren.
In diesem Sinne bietet Petersens Hollywood-Abschied souverän inszenierte Thriller-Action mit tollen Effekten – auch wenn die Figuren allesamt ziemlich blass bleiben.
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