Exodus: Götter und Könige
Es kann kaum überraschen, dass Ridley Scott bei seinem Faible für Monumentalfilme nach „Gladiator“, „Königreich der Himmel“ und „Robin Hood“ irgendwann auch einen Bibel-Stoff verfilmen würde. Sein „Exodus: Götter und Könige“ (2014) nimmt sich der Befreiung und des Auszugs der Israeliten aus Ägypten unter Moses‘ Führung an und zelebriert wie gewohnt monumentales Action-Kino mit eindrucksvollen Bildern.
Inhalt:
Im 13. Jahrhundert v. Chr. lässt der ägyptische Pharao Seti (John Turturro) die Israeliten versklaven und ihre männlichen Nachkommen im Nil ertränken, um ihre Ausbreitung zu verhindern. Bei seinem Vorhaben wird er von seinen beiden treuesten Generälen unterstützt – seinem eigenen Sohn Ramses (Joel Edgerton) und dem besonnenen Moses (Christian Bale), der für ihn wie ein eigener Sohn ist und den er für den besseren Anführer hält. Eine Priesterin prophezeit, dass bei der Auseinandersetzung mit den Hethitern, die mit ihrer Streitmacht vor Kadesch lagern, ein Anführer gerettet und dessen Retter eines Tages Anführer werde.
Tatsächlich wird in der Schlacht der am Boden liegende Ramses durch Moses‘ beherztes Eingreifen gerettet, wovon auch der Pharao Kenntnis erhält. Moses wird schließlich von Seti damit beauftragt herauszufinden, was es mit den häufiger auftretenden Sklavenaufständen auf sich habe. Moses erkennt und missbilligt nicht nur, dass der Statthalter von Pithom wie ein König lebt, sondern erfährt von dem Sklavenältesten Nun (Ben Kingsley), dass Moses wie er selbst ein Israelit sei, der einst versteckt wurde, als der Pharao alle Erstgeborenen aufgrund einer Prophezeiung ermorden ließ, doch davon will Moses nichts hören.
Als Seti stirbt, wird Ramses Pharao und Moses sein Berater, doch als Ramses II. von Moses‘ wahrer Herkunft erfährt, verbannt er ihn in die Wüste.
Moses überlebt wie durch ein Wunder und wird von Ziegenhirten in ihr Dorf gebracht, wo er Zipporah (María Valverde) heiratet, eine Familie gründet und neun Jahre lang ein einfaches Leben als Hirte in Midian führt. Während eines Sturms begegnet Moses Gott in der Gestalt eines kleinen Jungen, der Moses befiehlt, sein Volk aus den Klauen von Ramses und seiner intriganten Mutter Tuya (Sigourney Weaver) zu befreien, worauf Moses in seine alte Heimat zurückkehrt und Ramses auffordert, alle Sklaven freizulassen.
Ramses gibt darauf den Befehl, Moses und seine Familie zu töten, doch Moses taucht unter, unterrichtet die Sklaven im Bogenschießen und in der Kampfkunst, startet einen Zermürbungskrieg gegen Ramses und versucht, das Volk gegen ihren Führer aufzuwiegeln, indem er Anschläge auf ägyptische Vorratsspeicher und Transportschiffe verüben lässt. Da Gott dieses Vorgehen zu langsam erscheint, lässt er Memphis von den zehn Plagen heimsuchen.
Während der zehnten Plage sterben alle ägyptischen Kinder, auch Ramses‘ Sohn, worauf Ramses die Vertreibung aller Sklaven, den Exodus, anordnet.
Als die hebräischen Sklaven sich unter Moses Führung auf den Weg nach Kanaan machen, nimmt Ramses mit seinen Truppen die Verfolgung auf, um die Hebräer zu vernichten. Als Moses mit seinem Volk an der Straße von Tiran ans Rote Meer stößt, können die Hebräer nur durch ein Wunder gerettet werden…
Kritik:
Verfilmungen von Geschichten, die vom Buch der Bücher inspiriert sind, haben eine lange Tradition in Hollywood und erlebten in den 1950er und 1960er Jahren mit Werken wie „David und Bathseba“, „Salome“, „Tempel der Versuchung“, „Die zehn Gebote“, „Ben Hur“, „König der Könige“ und „Die Bibel“ ihren Höhepunkt. In der nachfolgenden Zeit gab es nicht nur Parodien wie „Das Leben des Brian“ und „Jesus – Der Film“ zu sehen, sondern auch Musicals wie „Jesus Christ Superstar“. Zu den bemerkenswertesten Bibelfilmen der vergangenen vierzig Jahren zählen Martin Scorseses „Die letzte Versuchung Christi“, Mel Gibsons „Die Passion Christi“ und Darren Aronofskys „Noah“. Ridley Scott wollte mit „Exodus: Götter und Könige“ sowohl das 2. Buch der Bibel als auch Charlton Heston in „Die zehn Gebote“ entmystifizieren. Die Zuschauer sollten nicht das Gefühl habe, einen Bibelfilm zu sehen.
So stehen in Scotts Film auch weniger religiöse Themen im Vordergrund als das schwierige Verhältnis zwischen den beiden wie Brüder aufgewachsenen Ramses und Moses. Einmal begnügt sich der britische Regisseur mit einer nur kurzen Einführung, dann zieht er mit seinen beiden Generälen auch schon in die furios inszenierte Schlacht, in der Moses in buchstäblich letzter Sekunde Ramses das Leben rettet.
Obwohl „Exodus: Götter und Könige“ mit einer Vielzahl von großartigen Darstellern wie Sigourney Weaver, Ben Kingsley, Aaron Paul, Ben Mendelsohn und John Turturro aufwartet, müssen sie sich meist mit Kleinstrollen begnügen, die in den wenigen Szenen kaum Akzente zu setzen vermögen. Dafür ist die Dualität zwischen Seti und Ramses gut herausgearbeitet worden. Während Seti von seiner tyrannischen wie intriganten Mutter geführt wird und unter der fehlenden Anerkennung seines Vaters zu leiden hat, erfährt Moses eine dramatische Kehrtwendung in seinem Leben, als ihm seine bislang unbekannte Herkunft offenbart und er von seinem „Bruder“ verbannt wird.
Moses‘ Wandlung vom geschätzten Heeresführer über einen einfachen Hirten bis zum Anführer eines ganzen Volkes ist die treibende Kraft in dem zweieinhalbstündigen Epos, das einmal von großartigen Kulissen, Bilden und CGI-Effekten getragen wird, das darüber hinaus aber arm an dramatischen Momenten ist. Wieder einmal scheint in einem Scott-Film die Form über den Inhalt zu triumphieren, so dass man als Zuschauer kaum Gelegenheit bekommt, mit den Figuren mitzufühlen. Die Qualen der Sklaverei kommen dabei ebenso zu kurz wie die inneren Konflikte, die der ungläubige Moses durch die Konfrontation mit Gott in der Gestalt eines kleinen Jungen durchlebt.
Wer an eine werkgetreue Adaption des Bibelstoffes interessiert ist, dürfte an „Exodus: Götter und Könige“ keine Freude haben, während die visuell packende, wenn auch wenig originelle Inszenierung trotz der epischen Laufzeit durchweg zu unterhalten versteht.
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