Ein gutes Jahr

Ridley Scott ist vor allem für großes Monumental-Kino à la „Gladiator“, „Königreich der Himmel“ und „Exodus: Götter und Könige“ bekannt, doch hin und wieder verschlägt es den wandlungsfähigen Regisseur, dessen Karriere mit den beiden Sci-Fi-Meisterwerken „Alien“ und „Blade Runner“ so richtig in Schwung kam, auch in ruhigere Gefilde und kleinere Maßstäbe. Sein Talent für komödiantische Stoffe stellte Scott bereits in der Gauner-Komödie „Tricks“ unter Beweis. 2006 verfilmte er den biografischen Bestseller-Roman „A Good Year“ seines Nachbarn und Freundes Peter Mayle

Inhalt: 

Der skrupellose Börsenmakler Max Skinner (Russell Crowe) liebt das luxuriöse Leben in London, wo er seine Angestellten als „Laborratten“ bezeichnet und stets das richtige Gefühl dafür besitzt, wann Aktien verkauft und gekauft werden müssen. Wenn er am Ende des Tages mit seiner Mannschaft etliche Millionen Gewinn gemacht wurde, fließt auch mal der Champagner in Strömen. Sein Alltag mit den Geldgeschäften und den damit verbundenen Annehmlichkeiten gerät allerdings etwas aus dem Rhythmus, als er erfährt, dass sein Onkel Henry (Albert Finney) verstorben ist und er als einziger noch lebender Verwandter selbst in die Provence reisen muss, um den Verkauf des Weinguts anzuleiern, in dem er als Kind eine so wunderbare Zeit verbracht hat. 
Doch der Kurztrip in die Provence, wo er eigentlich nur einen Immobilienmakler anheuern will, um das verwahrloste Weingut an den Höchstbietenden zu verkaufen, zieht sich ungewollt in die Länge, nachdem er wegen seiner dubiosen Geschäftspraktiken gefeuert wird und eines Tages die junge Amerikanerin Christie Roberts (Abbie Cornish) vor der Tür steht und behauptet, eine uneheliche Tochter des Verstorbenen zu sein, was den geplanten Verkauf in die Länge ziehen könnte. 
Als Max dann die hübsche Café-Besitzerin Fanny Chenal (Marion Cotillard) kennen und lieben lernt, hat er es gar nicht mehr so eilig, in sein altes Leben zurückzukehren… 

Kritik: 

Nachdem sein Historien-Epos „Gladiator“ (2000) mit fünf Oscars prämiert worden ist, hat Ridley Scott in schneller Folge ganz unterschiedliche Filme wie das Kriegsdrama „Black Hawk Down“, die „Das Schweigen der Lämmer“-Fortsetzung „Hannibal“, die Gaunerkomödie „Tricks“ und den Monumentalfilm „Königreich der Himmel“ abgedreht. Mit „Ein gutes Jahr“ versuchte sich der britische Filmemacher erstmals an einer romantischen Komödie, wofür er zum zweiten Mal mit seinem „Gladiator“-Star Russell Crowe zusammenarbeitete. 
Auch wenn Crowe sichtlich kein großartiges komödiantisches Talent besitzt, hat er keine Mühe, die sehr vorhersehbare Geschäfte um einen Geschäftsmann, der dem Luxus-Leben in London abschwört, um in der von der Sonne verwöhnten Provence sein Glück zu finden, zu tragen. Das liegt nicht nur an den gewohnt brillanten Bildern, für die Kameramann Philippe Le Sourd („Die Verführten“, „The Grandmaster“) verantwortlich zeichnet, sondern auch an den famosen Darstellern, die dem Film die nötige Seele verleihen. Das ist zunächst einmal Schauspiel-Legende Albert Finney („Erin Brockovich“, „Big Fish“), der Max während seiner Kindheit beigebracht hatte, worum es im Leben wirklich geht. Der Film hat einige seiner stärksten Momente, wenn sich Max in diesen lichtdurchfluteten Kindheitserinnerungen verliert, die wie ein Traum von einem perfekten Leben, dann wieder wie eine Geistergeschichte wirken. 
Auf der anderen Seite fesselt natürlich das charmante Spiel der großartigen Marion Cotillard („Die Frau im Mond“, „Allied: Vertraute Fremde“), die dem rationalen Börsianer eine erfrischende Lebendigkeit entgegensetzt, in die sich Max natürlich sofort verliebt. 
Auch wenn „Ein gutes Jahr“ dramaturgisch ganz ohne Überraschungen auskommt, versprüht der Film das gewünschte Feel-Good-Moment, das auch über einige Längen und Klischees hinwegtröstet.  

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