Black Hawk Down
Seit seinem bahnbrechenden, längst zum Klassiker avancierten Science-Fiction-Meisterwerk „Alien“ (1979) hat der britische Filmemacher Ridley Scott eine erstaunliche Achterbahnfahrt hinsichtlich der Qualität und des Erfolgs seines Outputs hingelegt. Neben dem wunderbaren Road-Movie-Drama „Thelma & Louise“ und der erfolgreichen Wiederbelebung des Sandalen-Films mit „Gladiator“ stehen auch fade Produktionen wie „Legende“ und „Die Akte Jane“. Mit „Black Hawk Down“ inszenierte Scott 2001 für Produzent Jerry Bruckheimer („Con Air“, „Pearl Harbor“) einen auf wahren Ereignissen beruhenden Kriegsfilm, der eine fehlgeschlagene Operation US-amerikanischer Einheiten während des Bürgerkriegs in Somalia im Oktober 1993 thematisiert.
Der somalische Warlord Mohamed Farrah Aidid hat keine Skrupel, gegen die eigene Bevölkerung vorzugehen und sogar Hilfsgüter der UNO-Friedenstruppen für sich zu beanspruchen. Durch einen Informanten gelingt es dem US-Militär im Rahmen eines UN-Einsatzes, den Aufenthaltsort einiger seiner wichtigsten Offiziere in Erfahrung zu bringen. General Garrison (Sam Shepard) schickt eine Truppe von knapp 75 US-Rangers und 40 Soldaten der Delta Force mit vier so genannten Black-Hawk-Helikoptern und einem Konvoi aus zwölf Humvees und Lastwagen in das von Aidids Männern kontrollierte Zielgebiet, um die hohen Offiziere festzusetzen und den Clan-Chef zu schwächen.
Doch als aus einem der Black Hawks ein junger Ranger in die Tiefe stürzt und wenig später zwei Black Hawks abgeschossen werden, eskaliert der Einsatz, denn innerhalb kürzester Zeit belagern die Somalier die beiden Absturzstellen und zwingen die US-Soldaten in die Defensive. Da sich weitere Einsätze von Black Hawks als zu riskant erweisen und die Humvees zur erhofften Rettung nicht zu den eingekesselten Soldaten durchdringen, sind Eversmann (Josh Hartnett), Grimes (Ewan McGregor), Sanderson (William Fichtner), Nelson (Ewen Bremner), Hoot (Eric Bana), McKnight (Tom Sizemore) und ihre Kameraden auf sich allein gestellt, bis es den US-Truppen gelingt, einen Fluchtweg zum Pakistani-Stadion freizumachen…
Kritik:
Seit Mitte der 1980er Jahre steht Produzent Jerry Bruckheimer für action-geladenes Blockbuster-Kino. Zu seiner Erfolgsgeschichte zählen Filme wie „Flashdance“, „Beverly Hills Cop“, „Top Gun“, „Bad Boys“, „The Rock“, „Con Air“ und „Pearl Harbor“. Die Befürchtung, dass auch Ridley Scott gezwungen sein würde, mit „Black Hawk Down“ ein bombastisches Action-Feuerwerk abzufackeln, schien nicht ganz unberechtigt, aber wahrscheinlich ist er als Regisseur einfach ein paar Klassen besser als Simon West, Michael Bay und sogar als sein eigener Bruder Tony Scott.
So geriet das auf dem Buch des Journalisten Mark Bowden basierende Kriegsdrama nicht gänzlich zur Werbeveranstaltung des US-Militärs. Immerhin gewährte das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten dem Autor Zugang zu allen Quellen. Mit einer ausführlichen Einleitung hält sich Scott allerdings nicht auf. Einige Texttafeln informieren das Publikum über die Ausgangssituation, dann geht es auch direkt zur Einsatzbesprechung und zur Durchführung der Operation mit dem Codenamen „Irene“.
Was folgt, ist ein einziges Chaos und Desaster, bei dem am Ende gut 1000 Somalier und 19 US-Soldaten zu Tode kommen. Dabei beschränken sich Scott und sein Drehbuchautor Ken Nolan ganz auf die US-amerikanische Perspektive, der Kontext des somalischen Bürgerkriegs wird komplett außen vor gelassen. Die Kamera bleibt stets dicht bei der kämpfenden Truppe. Bald sind die Gesichter der Soldaten mit Schmutz, Blut und Schweiß bedeckt, es geht nur noch ums eigene Überleben, darum, Befehle auszuführen und auf keinen Fall auch nur einen verletzten oder getöteten Kameraden zurückzulassen.
Bei so vielen Beteiligten gewinnen die einzelnen Figuren kaum Kontur. Dennoch hat das Skript einige Szenen eingebaut, die deutlich machen, dass die Angst zu sterben immer präsent ist, dass man an seine Liebsten denkt und daran, tapfer zu sein und für seine Kameraden einzustehen.
Scott erweist sich einmal mehr als Meister der packenden Bilder, die von Hans Zimmers ethnisch angehauchten Score perfekt untermalt werden. Bei einer Spielzeit von 140 Minuten schleicht sich allerdings mehr als nur eine Länge ein, zumal sich Scott nicht die Mühe macht, auch die somalische Seite einzubeziehen. Allerdings verkommt „Black Hawk Down“ auch nicht zu einer reinen Werbeveranstaltung für die Tapferkeit der US-Truppen, sondern bemüht sich um eine authentische Atmosphäre, zu der leider auch abgetrennte Hände, nicht zu stillende Blutungen und zivile Opfer zählen.
Auch wenn „Black Hawk Down“ nicht zu Scotts Meisterwerken zählt, hat der Filmemacher nach seinem Blockbuster-Hit „Gladiator“ keine erneute Bruchlandung hingelegt und sich wieder als ernstzunehmender Regisseur etablieren können.
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