Robin Hood

Irgendwie scheint Ridley Scott ungefähr alle fünf Jahre mit dem Monumental-Film-Virus infiziert zu werden. Nachdem er im Jahr 2000 dem antiken Rom mit „Gladiator“ zu neuem Leben verhalf und Russell Crowe zum Star machte, folgte fünf Jahre später der Kampf um Jerusalem in „Königreich der Himmel“. Weitere fünf Jahre später siedelte sich Scott ebenfalls in der Zeit um 1200 an, verlagerte mit „Robin Hood“ den Schauplatz von Jerusalem nach Frankreich und England. Allerdings erzählte er nicht die vertraute Geschichte des in den Wäldern von Nottingham mit seinen Gefährten lebenden Outlaws, sondern die bislang unbekannte Vorgeschichte. 

Inhalt: 

Während König Richard Löwenherz (Danny Huston) um 1200 fern der Heimat mi seinen Soldaten im Dritten Kreuzzug kämpft, leidet sein Volk unter Hunger und der Last der Steuern, mit denen sie den Kreuzzug finanzieren. Auf dem Rückweg vom Heiligen Land nach England ist nur noch eine französische Burg einzunehmen und zu plündern, als sich der Bogenschütze Robin Longstride (Russell Crowe) nach einer Prügelei vor dem König rechtfertigen muss. Weil er dabei kein Blatt vor den Mund nimmt und sowohl den Kreuzzug als auch das Massaker bei Akkon anprangert, wird er zusammen mit seinen Mitstreitern Will Scarlett (Scott Grimes), Little John (Kevin Durand) und Allan A‘Dayle (Alan Doyle) in den Pranger gespannt. Als der König durch den Pfeil eines französischen Armbrustschützen getötet wird, lassen sich die vier Soldaten von einem jungen Kameraden befreien und gehen ihrer eigenen Wege. 
In der Zwischenzeit schmiedet Godfrey (Mark Strong) mit Philipp (Jonathan Zaccaï), dem König von Frankreich, ein Komplott gegen Löwenherz, ohne zu wissen, dass dieser bereits tot ist. Godfrey will sich das Vertrauen von Richards Bruder und Nachfolger Prinz John (Oscar Isaac) sichern und gleichzeitig das englische Volk zum Bürgerkrieg aufwiegeln, um dem Franzosenkönig Philipp eine Invasion in England zu ermöglichen. Doch der Plan misslingt: Godfreys Soldaten töten zwar englische Ritter, die die Krone des Königs zurück nach England bringen sollen, doch Robin und seine Männer gelingt es, Godfreys Truppe zu vertreiben und in den Besitz der Krone zu kommen. Ein sterbender englischer Ritter namens Sir Robert Loxley, ein Adjutant König Richards, vertraut Robin sein Schwert an und äußert als letzte Bitte, seinem Vater in England, Sir Walter Loxley von Nottingham, von seinem Tod zu berichten und ihm das wertvolle Schwert zu übergeben. Als Mann von Ehre hält Robin sein Versprechen, reitet nach Nottingham und trifft dort zunächst auf Lady Marion Loxley (Cate Blanchett), ohne zu wissen, dass sie mit dem verstorbenen Robert Loxley verheiratet gewesen ist. Ihr blinder und gebrechlicher Vater Walter (Max von Sydow) bittet Robin schließlich, nicht nur zu bleiben, sondern auch die Stelle seines Sohnes einzunehmen, wovon seine Schwiegertochter zunächst alles andere als begeistert ist. Als Richard Löwenherz‘ Mutter ihren jüngsten Sohn John zum neuen König ernennt, agiert er zu ungeschickt, um das Volk auf seine Seite zu bringen. Zunächst will er gegen den Rat seiner Mutter die Französin Isabella von Angoulême (Léa Seydoux) heiraten, dann entlässt er den Richard-treuen Schatzkanzler William Marshal (William Hurt), um dann durch Godfrey und seine französischen Soldaten in den Grafschaften Englands mit Gewalt Steuern vom Volk einzufordern. 
Als König John von dem Komplott gegen ihn erfährt, stimmt er zu, eine Charta zu unterschreiben, die die uneingeschränkte Macht des Königs empfindlich einschränken. Währenddessen reiten Godfrey und seine Männer nach Nottingham, um ein Massaker anzurichten… 

Kritik: 

Wie schon in seinen vorangegangenen Historien-Epen war Ridley Scott auch bei „Robin Hood“ nicht daran interessiert, die historischen Hintergründe der Geschichte akkurat aufzubereiten. Ihm war vor allem daran gelegen, die Geschichte des legendären Freiheitskämpfers so wie nie zuvor zu erzählen. Dabei berücksichtigt er durchaus reale Persönlichkeiten, doch letztlich erzählt er eine absolut fiktive Geschichte, die dort endet, wo normalerweise die Robin-Hood-Filme erst beginnen. 
Diese Freiheit hat Drehbuchautor Brian Helgeland („Ritter aus Leidenschaft“, „Fletchers Visionen“) genutzt, um gegenüber der oft auch humorvollen und romantischen Betonung des Abenteuer-Stoffes den politischen und kriegerischen Aspekt rund um Robin Hood in den Fokus zu rücken. Das wirkt am Ende so, als hätte Scott seinen „Gladiator“-Hauptdarsteller einfach in die englischen Wälder verpflanzt, wo er weiter für Freiheit und Gerechtigkeit kämpft. 
Freilich hatten Scott und Crowe bei der Ausgestaltung des Stoffes so große Differenzen, dass es das Ende ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit bedeutete, die über „Gladiator“ zu „Ein gutes Jahr“, „American Gangster“ und „Der Mann, der niemals lebte“ führte. Crowe gibt einen so kämpferischen Robin Hood ab, wie er zuvor noch nicht auf der Leinwand zu sehen war. Seine Beziehung zu Lady Marian fällt auch eher pragmatisch als leidenschaftlich aus. Differenzierte Charaktere präsentiert „Robin Hood“ aber nicht. 
Während Robin, Lady Marian, William Marshal und Sir Walter Loxley ohne Grauschattierungen zu den Guten zählen, dürfen Godfrey und der neue König John als Bösewichter herhalten. Bis es zur unvermeidlichen Konfrontation zwischen Gut und Böse kommt, werden viele Kämpfe und Schlachten ausgetragen, wobei Scott sich leider die eine oder andere Länge gegönnt hat.
Im Ganzen betrachtet ist Scotts „Robin Hood“-Version aber ein furios inszeniertes und stark gespieltes Action-Spektakel, das einmal mehr veranschaulicht, wie hart sich Freiheit erkämpft werden muss. Für Freunde der früheren „Robin Hood“-Filme mag das zu viel des Guten und der künstlerischen Freiheit sein, letztlich sorgt der frische Ansatz der Scott-Verfilmung allerdings für abwechslungsreiche Unterhaltung.  

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