Dexter: New Blood

So ganz loslassen fällt nach acht genialen Staffeln eines absoluten Serienhighlights wie „Dexter“ immer schwer. Deshalb kann es nicht großartig verwundern, wenn selbst nach einer langen Zeit von acht Jahren mit „Dexter: New Blood“ ein Spin-off der ursprünglichen Serie produziert worden ist. Auch wenn mit dem unvergleichlichen Dexter-Darsteller Michael C. Hall, Jennifer Carpenter und David Zayas drei Schauspieler der Original-Serie (wenn auch teilweise in Mini-Nebenrollen) mit an Bord geholt worden sind, erreicht die zehnteilige Miniserie längst nicht mehr die Qualität des ursprünglichen Settings. 

Inhalt: 

Zehn Jahre nach seinem vorgetäuschten Tod in Miami hat sich Dexter Morgan (Michael C. Hall), ehemaliger Forensiker des Miami Police Departments und vielfach gesuchter Serienkiller, unter dem neuen Namen Jim Lindsay in der Kleinstadt Iron Lake, New York, eine neue Existenz aufgebaut. In der schneebedeckten Idylle des Nordens arbeitet Dexter in dem örtlichen Waffengeschäft, ist mit der Polizeichefin Angela Bishop (Julia Jones) liiert und konnte bislang sogar erfolgreich seinen Drang zu töten in den Griff kriegen. Dabei hilft ihm die Routine, mit einem Gewehr im Wald Hirsche aufzuspüren und ins Visier seines Zielfernrohrs zu bekommen, doch den tödlichen Schuss gibt er dann nicht ab. Das ändert sich, als mit Matt (Steve M. Robertson) der verzogene Sohn des stadtbekannten Arbeitgebers Kurt Caldwell (Clancy Brown) auftaucht und mit einem in Jims Laden erworbenen Gewehr vor Dexters Augen einen weißen Hirsch erlegt. Dexter schlägt den ungehobelten Rabauken bewusstlos und richtet auf seinem einsam im Wald gelegenen Grundstück eine provisorische Tötungskammer ein, in der Matt schließlich sein Leben aushaucht. 
Der besorgte Vater setzt zusammen mit der Polizei und einem Trupp aus Freiwilligen eine groß angelegte Suchaktion in Gang. Während Dexter alle Mühe hat, vor allem die Suchhunde von Matts in Müllsäcken verstauten Überresten fernzuhalten, wird er mit einer weiteren Herausforderung konfrontiert: Sein mittlerweile fast erwachsener Sohn Harrison (Jack Alcott) hat sich nach dem Tod seiner Mutter auf die Suche nach seinem Vater gemacht und ihn endlich gefunden. Dexter leugnet zunächst seine wahre Identität, doch letztlich siegt seine Verantwortung als Vater über seinen Drang, unentdeckt zu bleiben. Schon bald stellt Dexter fest, dass auch Harrison von dunklen Trieben beherrscht wird. Obwohl seine tote Schwester Debra (Jennifer Carpenter) ihm ständig ins Gewissen redet, bringt Dexter seinem Sohn den „Kodex“ bei… 

Kritik: 

Schon der Vorspann macht deutlich, dass die Jahre nicht spurlos an „Dexter“ vorbeigegangen sind. Eis und Schnee statt Palmen und Cocktails am Strand, schnelle Schnitte und frostige Soundeffekte statt einer fröhlich-eingängigen Titelmelodie, die Dexters Morgenrituale untermalt. „Dexter“ wurde für „Dexter: New Blood“ einer einschneidenden Auffrischung unterzogen, die vom Publikum allerdings einiges abfordert. Auch wenn Dexter nun mit neuer Identität im kalten Norden eine neue Existenz aufgebaut hat, bleibt er durch die Beziehung mit der Polizeichefin doch seiner früheren Profession verbunden. Und ebenso wie bei „Dexter“ die eigenen Kollegen zum Ende hin hinter Dexters dunkle Geheimnisse gekommen sind, ahnt auch Angela Bishop mit der Zeit, dass ihr Freund mit dem Verschwinden von Matt Caldwell mehr zu tun hat, als er zugeben will. Dass auch Matts Vater in üble Machenschaften verwickelt ist, denen Dexter ein Ende bereiten muss, wirkt dann aber ebenso konstruiert wie der Plot, der sich letztlich doch wieder an alten Mustern der Serie orientiert. Der Umstand, dass sich Dexter mit seinem nun nahezu erwachsenen Sohn konfrontiert sieht und vor der Frage steht, inwieweit er ihn in das Konzept des „dunklen Begleiters“ einführt, sorgt für den interessantesten Aspekt bei „Dexter: New Blood“, doch davon abgesehen sind die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander recht flach gezeichnet. Das trifft auf die Beziehung zwischen Dexter/Jim und die Polizeichefin ebenso zu wie zwischen Harrison und Angelas Tochter Audrey (Johnny Sequoyah). Als besonders nervig erweist sich die Rolle der True-Crime-Podcasterin Molly Park (Jamie Chung), während Clancy Brown („Highlander“, „Die Verurteilten“) als gut getarnter Bösewicht zu überzeugen versteht. 
Im Gegensatz zu den ursprünglichen acht Staffeln entwickelt sich die Geschichte in „Dexter: New Blood“ nicht so stringent, wartet weder mit humorvollen Einlagen noch mit starken Überraschungsmomenten auf. Selbst Jennifer Carpenter, die als Debras Geist die Rolle des Gewissens von Dexters Vater Harry übernommen hat, kann längst nicht mehr ihren unverblümt krassen Humor ausspielen und bleibt enttäuschend blass. So interessant der Ausblick auf Dexters Werdegang nach seinem vorgetäuschten Ableben in Miami auch ist, die Umsetzung ist längst nicht so gelungen, wie man es von den acht Staffeln zuvor gewohnt gewesen ist. 

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