Desperado

Nach dem phänomenalen Erfolg seines mit einem lächerlichen Budget von gerade mal 7000 Dollar realisierten Erstlingswerks "El Mariachi" stand Robert Rodriguez für den zweiten Teil seiner "Mexico"-Trilogie schon das Tausendfache an Geld zur Verfügung. Mit "Desperado" konnte der talentierte Filmemacher 1995 all das realisieren, was in seinem Debüt mangels der nötigen finanziellen Mittel noch nicht möglich war. Die Laiendarsteller wurden durch eine Riege erstklassiger Stars ersetzt, die Spezialeffekte machen richtig Laune und die Action zieht sich wie ein blutroter Faden durch die humorvolle wie bleihaltige Rache-Story. 
War der titelgebende Musiker in "El Mariachi" noch ein blasses Jüngelchen, der nur einen Job suchte und wider Willen in ein Blutbad getrieben wurde, so sieht die Ausgangslage in "Desperado" schon ganz anders aus. Nachdem seine Geliebte erschossen und ihm selbst die Hand zerschossen wurde, sinnt der Mariachi (Antonio Banderas) auf Rache. Wie er mit dem Waffenarsenal in seinem Gitarrenkoffer seine Widersacher niedermäht, ist längst Stoff von Legenden geworden, die Mariachas Kumpel (Steve Buscemi) farbenfroh in den Bars zum Besten gibt. Drogenboss Bucho (Joaquim de Almeida) zeigt sich von den Warnungen nahezu unbeeindruckt, lässt seine Truppe aber mobil machen, die gegen den feuerstarken Mariachi allerdings nichts ausrichten kann. Da er sich aber in die Buchhändlerin Carolina (Salma Hayek) verliebt, auf die es auch Bucho abgesehen hat, wird Mariachi zu einem leichteren Ziel für die schießwütigen Schergen des skrupellosen Gangsters. 
Schon die ersten Einstellungen von "Desperado" zeigen, dass Robert Rodriguez für seinen Zwitter aus Remake und Sequel aus dem Vollen schöpfen konnte. Wie Steve Buscemi in der Bar mit seiner farbenfrohen Erzählung die Legende des größten Mexikaners, den er je gesehen hat, aufleben lässt und den coolen Barmann (Cheech Marin) verstummen lässt, ist nicht nur überaus witzig, sondern macht mit den Szenenwechseln auf die geschilderten Taten des Mariachi auch gleich deutlich, dass die Zuschauer es diesmal mit einem echt gestandenen Killer zu tun haben. Antonio Banderas ist für die Rolle des gehandicapten Mariachi, der sich auf einem düsteren Rachefeldzug befindet, perfekt besetzt, und mit der umwerfend in Szene gesetzten Salma Hayek ist auch gleich die passende Braut an seiner Seite, deren Schönheit in einer ausschweifenden Liebesszene entsprechend gehuldigt wird. 
Darüber hinaus explodieren in fast jeder Szene Pistolen, Gewehre und Körper(teile), dass Genre-Fans ihre helle Freude haben. Während die Story nicht viel mehr hergibt als im ersten Teil, sorgen der stete Bleihagel und die spritzenden Blutfontänen für adäquaten Ersatz, und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Besonders köstlich ist die Szene, in der Rodriguez' Buddy Quentin Tarantino in der Bar äußerst lebhaft einen Witz über jemanden erzählt, der mit dem Barkeeper um 300 Dollar wettet, in ein drei Meter entferntes Glas pissen zu können, ohne einen Tropfen zu vergeuden. Darüber hinaus bietet das Drehbuch allerdings wenig Höhepunkte, und gerade die Love-Story begnügt sich mit konventionellen Klischees und einer gehörigen Prise Sex. 
"Desperado" ist ähnlich wie die Western-Vorbilder, die Rodriguez intensiv studiert haben dürfte, Testosteron-geschwängertes Action-Kino vom Feinsten, bei dem die schnellen Schnittfolgen und die furios inszenierten Shoot-outs über die offensichtlichen Schwächen der Story hinwegsehen lassen. 

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