The Town - Stadt ohne Gnade

Dass Ben Affleck ("Good Will Hunting", "State of Play") nicht nur als Schauspieler eine gute Figur macht, sondern auch hinter der Kamera, bewies er eindrucksvoll mit seinem preisgekrönten Regiedebüt "Gone Baby Gone" (2007). Nun legt er mit dem Cop-und-Gangster-Thrillerdrama "The Town" nach und übernimmt neben der Regie auch die Rolle des Co-Drehbuchautors und Hauptdarstellers. 
In der Bankräuber-Hochburg Boston versorgt der unscheinbare Blumenhändler Fergie (Pete Postlethwaite) die Bande um Doug McRay (Ben Affleck) regelmäßig mit Aufträgen für lukrative Überfälle auf Banken und Geldtransporter. Für Doug und seine Kumpel Jem (Jeremy Renner), "Gloansy" (George Carroll) und Desmond (Owen Burke) gehört es dabei zum Ehrenkodex, dass bei ihren Aktionen niemand verletzt wird. Doch bei dem nächsten Überfall auf eine Bank wird ein Angestellter schwer verletzt, und der cholerische Jem nimmt die Bankmanagerin Claire (Rebecca Hall) als Geisel. Am liebsten will Jem die unliebsame Zeugin beseitigen, doch weil Doug solch ein Vorgehen missbilligt, bandelt er mit der attraktiven Bankerin an und versucht so herauszufinden, was sie wirklich weiß. Da er sich aber wirklich in Claire verliebt, versucht er dem Verbrechen den Rücken zu kehren. Während das FBI bereits die Spur aufgenommen hat, sind weder Fergie noch Jem von Dougs Vorhaben besonders angetan und überreden ihn zu einem weiteren, diesmal wirklich spektakulären Coup. 
Nach dem eindringlichen Drama "Gone Baby Gone" bewegt sich Ben Affleck mit seinem Zweitwerk stärker in Richtung Mainstream. Daran lässt bereits der erste, rasant inszenierte Überfall keinen Zweifel, wenn er die Konventionen des Action-Kinos bedient. Doch danach geht es ruhig genug zu, um die einzelnen Figuren einzuführen, ohne dass hier allerdings groß in die Tiefe gegangen wird. Das emotionale Spannungsfeld, das sich zwischen Jem, Doug und Claire entwickelt, reicht vollkommen aus, um die Geschichte elegant voranzutreiben. Ben Affleck überzeugt dabei als Bostoner Eigengewächs, das in die Gangster-Laufbahn hineingeboren wurde und nur knapp den Sprung zum Eishockey-Profi verpasst hat. Er will nicht so wie sein Vater (Chris Cooper) im Knast enden, sondern mit der zauberhaften, sozial engagierten Claire ein neues Leben beginnen. Doch die Wurzeln in seinem Viertel Charlestown sitzen tief. Diese Tatsache wird durch den herausragenden Jeremy Renner ("Tödliches Kommando - The Hurt Locker", "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford") ebenso manifestiert wie durch den alternden Gangsterboss Fergie, die nichts anderes kennen als ihr Handwerk. 
"The Town" bietet gleichermaßen starke Action und beeindruckende Drama-Qualitäten, überzeugt mit stimmungsvollen Bildern von Robert Elswit ("There Will Be Blood", "Salt") und einem angenehm zurückhaltenden Score von Harry Gregson-Williams ("Königreich der Himmel", "Gone Baby Gone") und David Buckley ("From Paris With Love"). Es scheint, dass Ben Affleck als Regisseur ebenso erfolgreich zu werden scheint wie als Schauspieler.  

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