Männer al dente

Wie outet sich ein gutaussehender, junger Mann im patriarchalischen, katholisch-konservativen Italien als Homosexueller? Dieser Frage geht der türkische Wahl-Italiener Regisseur Ferzan Ozpetek in "Männer al dente" auf leichtfüßige, manchmal klischeehafte, aber doch nie ganz oberflächliche Weise nach. 
Tommaso (Riccardo Scamarcio), jüngster Spross der Pasta-Manufaktur-Familie Cantone, ringt mit seinem Gewissen. Wie soll er seiner Familie beibringen, dass er schwul ist und nicht BWL in Rom studiert, sondern Literatur und sogar einem Verlag bereits seinen ersten Roman angeboten hat? Kaum hat er seinem älteren Bruder Antonio (Alessandro Preziosi) das Problem dargelegt, outet sich dieser beim gemütlichen Abendessen überraschend selbst als Homosexueller. 
Der empörte Vater (Ennio Fantastichini) verweist Antonio nicht nur des Hauses, sondern erleidet auch noch einen Herzinfarkt, worauf Tommaso die Nudelfabrik leiten muss. Die lästige Aufgabe wird ihm dadurch erleichtert, dass ihm die attraktive Tochter - Alba Brunetti (Nicole Grimaudo) - des neuen Geschäftspartners zur Seite gestellt wird, mit der er auch privat viel Zeit verbringt. Das genesene Familienoberhaupt ist erfreut, dass wenigstens sein Jüngster "normal" zu sein scheint, doch dann tauchen Tommasos stockschwulen Freunde aus Rom überraschend auf. 
Ferzan Ozpetek ist mit "Männer al dente" eine erfrischende, vor schöner italienischer Kleinstadtkulisse gefilmte Familien- und Gesellschaftskomödie gelungen, die vordergründig davon handelt, wie in einer kleinbürgerlichen, katholischen Stadt Schwule mit ihrer sexuellen Ausrichtung leben sollen, ohne gebrandmarkt und ausgestoßen zu werden, wie es dem Ältesten widerfährt. 
Einen Großteil der Spannung bezieht der Film eben auch aus der Frage, wie Tommaso mit Albas offensichtlicher Zuneigung umgeht. Interessanterweise ist bei dieser "unmöglichen Liebe" das erotische Knistern weitaus deutlicher zu spüren als bei den homosexuellen Konstellationen, die eher etwas Verspieltes, Unverkrampftes haben. Doch das große Thema ist eigentlich das, was man aus seinen Träumen und Leidenschaften macht. Hier tragen gerade die Frauen mit ihren wehmütigen Erinnerungen und verflossenen Träumen dazu bei, die Botschaft in die Welt zu tragen, dass man sich selbst treu bleiben muss, um glücklich zu werden. 

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