Mörder ohne Maske
Als Kameramann wurde Rudolph Maté (1898-1964) gleich fünfmal für den Oscar nominiert, darunter für Alfred Hitchcocks „Der Auslandskorrespondent“ (1940). 1947 wechselte Maté schließlich ins Regiefach und inszenierte mit „Opfer der Unterwelt“ (1949) einen kleinen Klassiker des Film noir. Weit weniger bekannt ist sein 1953 entstandener Noir „Mörder ohne Maske“, der mit Robert Mitchum, Linda Darnell und Jack Palance ausgesprochen gut besetzt ist, aber vor allem durch das mexikanische Lokalkolorit überzeugt.
Inhalt:
Nachdem der US-amerikanische Profiboxer Russ Lambert (Robert Mitchum) in New York bei einem Kampf einen Mann zu Tode geschlagen hat, tourt er mit seinem Manager Charley Malloy (Roy Roberts) nur halbherzig durch Mexiko, um sich mit leichteren Kämpfen seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Während er in San Cristobal seinen nächsten Kampf absolviert, lernt er die attraktive Sängerin Clare Shepperd (Linda Darnell) kennen, die auf der Flucht vor ihrem Ex-Geliebten Vic Spilato ist, gegen den sie vor dem US-Senat aussagen soll. Das will Spilatos rechte Hand Cappy Gordon (Jack Palance) unbedingt verhindern, allerdings hat er sich in die schöne Frau verliebt und ist eher daran interessiert, sie für sich zu gewinnen.
Doch in Lambert findet er einen hartnäckigen Konkurrenten. Zwar ist Clare dem Boxer sehr zugetan, aber die Angst vor Spilato lässt sie zögern, sich auf eine feste Bindung einzulassen. Lambert gibt jedoch nicht so schnell auf und lädt das Objekt seiner Begierde zu einem Ausflug zum idyllischen Bergdorf La Cumbre ein, das nur über eine Seilbahn erreicht werden kann. Doch Gordon hat die Frischverliebten auch dort ausfindig gemacht und will mit seiner Angebeteten fliehen …
Kritik:
Für seine Mitarbeit an dem Drehbuch zu Billy Wilders Film-noir-Klassiker „Boulevard der Dämmerung“ (1950) hat D.M. Marshman Jr. einen Oscar gewonnen. Seine Story zu „Mörder ohne Maske“ fällt weiter weniger spektakulär aus, doch weiß Maté in diesem B-Movie von RKO Radio Pictures mit wenigen Mitteln durchweg Spannung zu erzeugen. Dabei werden die Beziehungen zwischen Clare, Lambert und Gordon zunächst nur vage umrissen. Allein Gordon wird als skrupelloser Killer eingeführt, der Spilatos Buchhalter gleich zu Beginn ausschaltet und so die größte Bedrohung für die Liebe zwischen Clare und dem Boxer darstellt.
Während der erste Teil noch von Claires Flucht vor dem liebeskranken Killer des Gangsterbosses geprägt ist und noch am ehesten einen Noir-Touch besitzt, verschiebt sich das Drama danach in eine romantische Liebesgeschichte, die allerdings alles andere als sorgenfrei gelten kann. Echte Spannung kommt erst im letzten Drittel auf, als sich das Trio in der abgeschiedenen Idylle eines Bergdorfes wiederfindet, von dem nur eine Seilbahn ins Tal zurückführt. Hier kommt es nicht nur zu dem zwangsläufigen Duell zwischen Lambert und Gordon, sondern sorgen auch ganz unterschiedliche Charaktere wie der pflichtbewusste Wagonführer, der Polizist mit seinem Gefangenen und dessen Sohn sowie ein älteres und ein jüngeres Paar für dynamische Momente in einem unterhaltsamen Film, der Noir-, Liebesdrama- und Katastrophenfilm-Elemente durchaus stimmig miteinander vereint, ohne herausragende Akzente setzen zu können.
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