Death Wish 4 - Das Weiße im Auge

Seit Filmemacher André De Toth in den 1950er Jahren Charles Bronson in seinen Filmen „Das Kabinett des Professor Bondi“, „Von der Polizei gehetzt“ und „Dieser Mann weiß zuviel“ eingesetzt hatte, war der Schauspieler vor allem mit Kleinstrollen in Western wie „Massai – Der große Apache“, „Der einsame Adler“ und „Vera Cruz“ zu sehen, bevor ihm Roger Corman die Hauptrolle in dem biografischen Krimi „Das Raubtier“ gab. Seinen Durchbruch feierte Bronson 1968 in Sergio Leones Klassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“, worauf er allerdings vornehmlich im Action-Genre besetzt wurde. Ein unbestrittener Höhepunkt stellte 1974 Michael Winners „Ein Mann sieht rot“ dar, dem Auftakt einer ebenso erfolgreichen wie bedenklich reaktionären, menschenfeindlichen Filmreihe, die 1985 mit Winners „Death Wish 3 – Die Rächer von New York“ ihren absoluten Tiefpunkt erreichte. J. Lee Thompson machte es zwei Jahre später mit „Death Wish 4 – Das Weiße im Auge“ etwas besser und variierte die Thematik auf interessante Weise. 

Inhalt: 

Nach turbulenten Jahren, in denen der prominente Architekt Paul Kersey (Charles Bronson) seine erste Frau und Tochter und dann auch weitere Frauen und Freunde in seinem Leben durch Gewalttaten verloren hat, widmet er sich in seinem eigenen Architektur-Büro wieder ganz seiner Arbeit und leitet dabei mit Erica (Dana Baron) auch die Tochter seiner Lebensgefährtin Karen Sheldon (Kay Lenz) an, die als Journalistin für die „Tribune“ arbeitet. Doch die Gewalt holt Kersey wieder ein, als Erica von ihrem Freund in die Disco abgeholt wird, wo ihr von einem befreundeten Dealer ein Päckchen Kokain für den ganz persönlichen Gebrauch zugesteckt wird. Wenig später wird sie nach einer Überdosis mit Herzstillstand ins Krankenhaus eingeliefert, wo die Ärzte nichts mehr für sie tun können. 
Kersey heftet sich an die Fersen von Ericas Freund und beobachtet, wie dieser den Dealer für Ericas Freund verantwortlich macht und droht, zur Polizei zu gehen. Kersey kann nicht verhindern, dass der Dealer Ericas Freund niedersticht, aber er kann dafür dem Dealer das Licht ausblasen. Wenig später wird Kersey von dem millionenschweren Verleger Nathan White (John P. Ryan) kontaktiert, der mit Kerseys Rächer-Biografie bestens vertraut ist. Da seine Tochter an einer Überdosis starb, hat es White auf die beiden konkurrierenden Drogenkartelle abgesehen. Er versorgt Kersey mit den nötigen Informationen und Zugang zu jeder gewünschten Waffe, um vor allem den Drogenboss Zacharias (Perry Lopez) zur Strecke zu bringen. Als Kersey die ersten Männer aus Zacharias‘ Crew ausschaltet, macht dieser die Romero-Brüder dafür verantwortlich. Währenddessen haben Detective Reiner (George Dickerson) und sein Partner Phil Nozaki (Soon-Tek Oh) aber schon die Fährte von Kersey aufgenommen … 

Kritik: 

Nachdem Charles Bronsons Figur im ersten „Death Wish“-Film noch mit Gewissensbissen zu kämpfen hatte und Regisseur Michael Winner die Rache-Mission noch ambivalent gestaltete, gingen Winner und Bronson in „Death Wish 2 – Der Mann ohne Gnade“ und „Death Wish 3 – Die Rächer von New York“ völlig emotionslos und zielstrebig zu Werke, um den drogenverseuchten Abschaum von der Straße zu ballern. Winners Nachfolger J. Lee Thompson („Ein Köder für die Bestie“, „Mackenna’s Gold“) bringt gleich zu Beginn wieder etwas mehr psychologische Tiefe ins Spiel, als sich die Eröffnungsszene, in der sich eine Frau in ihrem BMW in einer verlassenen Tiefgarage drei maskierten Vergewaltigern ausgesetzt sieht, die von Kersey kurzerhand erschossen werden, als ein Alptraum entpuppt, in dem der Schütze Kersey beim Anblick seines letzten Opfers seinem eigenen Antlitz begegnet. 
Neu ist auch die Art und Weise, wie Kersey von einem Gleichgesinnten beauftragt wird, mit den Drogengeschäften in der Stadt aufzuräumen, was Kersey mit gewohnter Präzision durchzieht. Die Wende in der Geschichte wirkt dann wenig glaubwürdig, sorgt aber für ein furioses Finale, in der Kersey letztendlich feststellen muss, dass es keinen Ausweg aus der Spirale der Gewalt gibt. 
Bronson spielt seinen Part äußerst routiniert und weitgehend emotionslos runter, Thompson inszeniert den vierten „Death Wish“-Actioner ohne große Finesse, aber mit genügend Unterhaltungswert, um nach dem völlig verhunzten dritten Teil etwas Wiedergutmachung zu betreiben und die Fans bei der Stange zu halten.  

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