The Protégé – Made for Revenge

Vor allem durch seine Beiträge zum James-Bond-Franchise – „GoldenEye“ (1995) und „Casino Royale“ (2006) – hat sich Martin Campbell einen Namen machen können, konnte darum herum aber weitaus weniger mit seinen sonstigen Arbeiten wie „Jenseits aller Grenzen“ oder „Vertical Limit“ punkten. Dass ihm das Action-Genre jedenfalls liegt, bewies er mit dem Mel-Gibson-Thriller „Auftrag Rache“ (2010), woran er nun mit seinem neuen Werk „The Protégé – Made for Revenge“ nahtlos anschließt. Für Genre-Fans bietet der mit Samuel L. Jackson, Michael Keaton, Maggie Q und Robert Patrick gut besetzte Thriller jedenfalls temporeiche Unterhaltung. 

Inhalt: 

Seit Anna (Maggie Q) als kleines Mädchen in Vietnam Zeuge eines Massakers an ihrer Familie wurde, hat sich Auftragskiller Moody (Samuel L. Jackson) ihrer angenommen und sie in seiner Profession zur Perfektion ausgebildet. Ihre Aufträge suchen sie sich nach strengen moralischen Kriterien aus. Getötet wird nur der, der es auch verdient hat, wie kürzlich ein brutaler rumänischer Gangster erfahren musste. Wenn sie gerade keine derartigen Aufträge zu bearbeiten haben, kommen Anna und Moody in London einem bürgerlichen Leben nach. Während Moody mit seiner Frau auf einem imposanten Landsitz lebt, betreibt Anna in der Stadt eine Buchhandlung für seltene Bücher. Dort bekommt sie eines Tages Besuch von dem geheimnisvollen Rembrandt (Michael Keaton), der vordergründig als Geburtstagsgeschenk nach einer Erstausgabe über Vogelkunde sucht, aber vor allem von Anna fasziniert ist. Zwar hinterlässt er seine Visitenkarte, und Anna ist durchaus interessiert, doch zu einer weiteren Begegnung kommt es erst, als sie Moody und seine Frau in ihrem Haus ermordet auffindet und sie selbst in die Fänge von brutalen Gangstern gerät. Offensichtlich hat ihr aktueller Auftrag, die Suche nach einem gewissen Edward Hayes, etwas mit dem tödlichen Überfall zu tun. 
Nachdem die Folterknechte erfolglos versucht haben, Informationen aus Anna herauszupressen, taucht Rembrandt als „Problemlöser“ auf. Anna kann aus ihrer Zelle fliehen, bevor Rembrandt sie einem tiefergehenden Verhör unterziehen kann, und macht sich auf die Jagd nach Moodys Mördern. Dabei kreuzen sich ihre Wege immer wieder mit denen von Rembrandt … 

Kritik: 

Mit seinen Drehbüchern zu „The Mechanic“, „The Expendables 2“, „The Equalizer“, „Jack Reacher: Kein Weg zurück“ und „The Equalizer 2“ hat Richard Wenk sein Lieblingsgenre bereits sehr erfolgreich beackert. Mit „The Protégé“ fügt er seiner Werks-Vita ein weiteres Projekt hinzu, das sich von seinen vorherigen Plots allein dadurch unterscheidet, dass eine Frau die Action bestimmt. Damit setzen Wenk und Regisseur Campbell einen Trend fort, den Filme wie „Atomic Blonde“, „Red Sparrow“, „Peppermint“, „Code Ava“ oder „Jolt“ ausformuliert haben. Maggie Q hat bereits in „Mission: Impossible III“, „Stirb langsam 4.0“ und in der Titelrolle der Serien-Adaption von Luc Bessons „Nikita“ ihre Action-Qualitäten unter Beweis stellen können und zeigt in „The Protégé“, was so alles in ihr steckt. Die dramatische Geschichte ihrer Figur wird allerdings immer nur kurz in Rückblenden skizziert. Hier haben es Wenk und Campbell versäumt, nicht nur Anna, sondern auch ihrem Ziehvater Moody etwas mehr Tiefe zu verleihen. So zeichnet sich recht früh ab, worauf die Story abzielt, nämlich auf eine letztlich recht simple Rache-Mission, die sich allerdings auf allzu bekannten Pfaden bewegt und auch in ihren Wendungen kaum für echte Überraschungen sorgen kann. 
Dafür wird Maggie Q von zwei gut aufgelegten Veteranen wie einem sichtlich aus dem Leim gegangenen Robert Patrick („Terminator 2 – Tag der Abrechnung“, „Safe House“) als Anführer einer vietnamesischen Biker-Gang, dem angenehm zurückhaltend auftretenden Samuel L. Jackson („Pulp Fiction“, „Unbreakable“) und dem überraschend agil wirkenden Michael Keaton („Batman“, „The Founder“) flankiert, wobei die Beziehung zwischen Anna und Rembrandt auch noch eine interessante zwischenmenschliche Dimension gewinnt. 
Während die Story wenig originell ausgefallen ist, hat Campbell die Hochglanz-Action wie gewohnt packend inszeniert, so dass auf jeden Fall Genre-Freunde voll auf ihre Kosten kommen.  

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