Die Maske runter!

Richard Brooks hat zunächst als Autor für Film noirs wie „Rächer der Unterwelt“, „Zelle R 17“ und „Hafen des Lasters“ gearbeitet, bevor er selbst seine Drehbücher zu verfilmen begann. Nach „Hexenkessel“ (1950) und „Begegnung in Tunis“ (1951) folgte eine erneute Zusammenarbeit mit Humphrey Bogart, mit dem er sich während der Dreharbeiten bei „Hafen des Lasters“ angefreundet hatte. „Die Maske runter!“ (1952) ist in der Spätphase des Film noir angesiedelt, überzeugt aber vor allem als flammendes Plädoyer für die Presse- und Meinungsfreiheit. 

Inhalt: 

Mobster Tomas Rienzi (Martin Gabel) muss sich vor einem Untersuchungsausschuss wegen des Vorwurfs rechtfertigen, die Senatswahlen durch eine nicht unerhebliche finanzielle Zuwendung manipuliert zu haben. Nachgewiesen kann ihm allerdings nichts, weshalb „The Day“-Chefredakteur Ed Hutcheson (Humphrey Bogart) das Thema in seiner renommierten Zeitung nicht weiter verfolgen will. Auch die Meldung über die nur mit einem Pelzmantel bekleidete und aus dem Fluss geborgene Leiche einer unbekannten Frau landet – ohne Foto – nur auf Seite 2. Der ambitionierte junge Journalist George Burrows (Warren Stevens) will die Rienzi-Story trotz der Proteste seines Chefs weiterverfolgen, wofür er von Hutcheson dann doch noch ein paar Tage für Recherchen zur Verfügung bekommt. Weit schwerwiegender ist die Nachricht, die Hutchesons Stellverteter Frank Allen (Ed Begley) überbringt, dass nämlich Margaret Garrison (Ethel Barrymore), die Witwe des vor elf Jahren gestorbenen „The Day“-Zeitungsgründers John Garrison, gezwungen wird, die Zeitung auf Wunsch ihrer einzig am Geld interessierten Töchter Katherine (Joyce Mackenzie) und Alice (Fay Baker) an den Zeitungsverleger Lawrence White (Raymond Greenleaf) zu verkaufen. Hutcheson sieht darin nur ein Manöver, unliebsame Konkurrenz auszuschalten, und setzt in den verbleibenden Tagen bis zum vom Gericht bestätigten Verkauf alles daran, seine Zeitung mit packenden Titelgeschichten unverzichtbar zu machen. 
Nebenbei versucht Hutcheson auch noch seine Ex-Frau Nora (Kim Hunter) zurückzugewinnen, die es nicht mehr ertragen konnte, dass sie im Leben ihres Mannes, für den es nur die Zeitung gab, keinen wirklichen Platz einnahm, und sich nun neu verheiraten möchte. Als Burrows von Rienzis Schlägern krankenhausreif verprügelt wird, will Hutcheson Rienzi an den Kragen und setzt alle verfügbaren Kräfte auf die Story an. So kommt heraus, dass die Tote im Pelzmantel die Tänzerin Bessie Schmidt gewesen ist, die eine Affäre mit Rienzi unterhielt, der ihre Revue finanziert hatte. Nachdem Rienzis Leute bereits Bessies Bruder Herman (Joe De Santis) mundtot gemacht haben, ist nun auch Bessies Mutter (Kasia Orzazewski) in Gefahr, die Hutcheson nähere Informationen zum Tod ihrer Tochter übermitteln will … 

Kritik: 

Richard Brooks, der auch für das Drehbuch für „Deadline – U.S.A.“ verantwortlich zeichnete, ließ sich von dem Verkauf der renommierten „New York Sun“ inspirieren, die 1950 nach 117 Jahren eingestellt werden musste, als sie mit einer anderen Zeitung zusammengeführt wurde. Mit dem Zeitungsnamen „The Day“ huldigt Brooks dem Gründer der „New York Sun“, Benjamin Day (1810-1889). Nahe liegt außerdem ein Bezug zu Joseph Pulitzer, dessen Zeitung „New York World“ nach seinem Tod von seinen Söhnen nicht weitergeführt, sondern verkauft wurde. 
Besonders heikel war die Veröffentlichung des Films inmitten der erzreaktionären McCarthy-Ära, in der zwischen 1947 und 1955 etliche Drehbuchautoren, Regisseure und Schauspieler mit einem Berufsverbot belegt wurden, wenn sie auf McCarthys schwarze Liste kamen. Brooks schaffte es allerdings, „Die Maske runter!“ als akzentuiert zielgerichtete Kritik gegen jede Art von Korruption zu präsentieren, wobei er die hehren Werte journalistischer Integrität und die Bedeutung einer unabhängigen Presse besonders hervorhebt. Das kommt manchmal etwas zu glattpoliert rüber, ist aber vor dem Hintergrund der McCarthy-Ära nur allzu nachvollziehbar. 
Brooks verbindet die drei Herausforderungen, die Humphrey Bogarts Hutcheson zu bewältigen hat, mühelos miteinander, wobei das neu entfachte Interesse an dessen Ex-Frau zwar eine persönliche und weibliche Note in die Geschichte bringt, aber nicht so überzeugend erzählt wird wie die weitaus spannenderen Handlungsstränge um die Zukunft der Zeitung und die Enthüllungsstory um den Mobster Rienzi. 
Bogart jongliert spielfreudig zwischen diesen drei Spielfeldern sehr souverän herum, wird aber auch von einem starken Ensemble wunderbar unterstützt. Besonders gut gelungen ist Brooks auch die Darstellung des journalistischen Alltags in einer großen Zeitungsredaktion.  

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