The Green Knight
Seit seinem romantischen Krimi-Drama „The Saints – Sie kannten kein Gesetz“ (2013) ist der amerikanische Filmemacher David Lowery immer wieder für ungewöhnliche Werke gut. Während er auf der einen Seite für Disney Produktionen wie „Elliot, der Drache“ und „Peter Pan & Wendy“ realisiert, legt er auch verstörend intensive Werke wie die schräge Geister-Geschichte „A Ghost Story“ oder die Altherren-Gangster-Ballade „Ein Gauner und Gentleman“ vor. Mit „The Green Knight“, seiner eigenwilligen Adaption der Legende um König Artus und die Tafelrunde, verstört und fasziniert Lowery sein Publikum gleichermaßen.
Inhalt:
Damit ihr Sohn Gawain (Dev Patel) den Ernst des Lebens kennenlernt und vom lasterhaften Leben in den Bordellen abkommt, bereitet die Hexe Morgan Le Fay (Sarita Choudhury) mit ihren Dienerinnen eine Prüfung für ihn vor. Beim Weihnachtsfest bittet König Artus (Sean Harris) seinen Neffen, an seiner Seite Platz zu nehmen, damit er ihn ein wenig besser kennenlerne könne. Dazu solle Sir Gawain ihm eine Geschichte aus seinem Leben erzählen, doch da muss der junge Mann passen.
Da ihm in dieser Situation bewusst wird, dass er noch nichts in seinem Leben geleistet hat, lässt er sich auf eine ungewöhnliche Mutprobe ein. Als ein gigantischer Grüner Ritter – halb Mensch, halb Baum – hoch zu Ross die Feierlichkeiten auf Schloss Camelot aufsucht, fordert er die Ritter der Tafelrunde zu einem Wettstreit auf. Wer den Mut besitze, an Ort und Stelle einen Schlag gegen ihn zu führen, muss sich genau ein Jahr später an der Grünen Kapelle einfinden, um genau den gleichen Schlag durch den Grünen Ritter in Empfang zu nehmen, sollte dieser den Schlag seines Herausforderers überleben.
Von seinem eigenen Mut etwas überrascht, tritt Sir Gawain nach vorn, bittet um ein Schwert – das ihm von seinem König überreicht wird – und schlägt dem Grünen Ritter mit einem Hieb den Kopf ab. Doch der Geköpfte zeigt sich unbeeindruckt, setzt sich sein abgeschlagenes Haupt wieder auf die Schultern und reitet lachend davon. Schließlich begibt sich Gawain auf die Reise zur Grünen Kapelle, wird von Räubern überfallen, soll einem Geistermädchen ihren verlorenen Kopf zurückbringen, kämpft gegen Diebe und den Hunger und trifft schließlich völlig entkräftet auf der Burg eines Lords (Joel Edgerton) ein, wo dieser mit seiner Lady (Alicia Vikander) und einer alten Frau mit Augenbinde (Helena Browne). Er schlägt Sir Gawain ein ungewöhnliches Tauschgeschäft vor …
Kritik:
Die Legende von König Artus und den Rittern der Tafelrunde ist schon oft genug verfilmt worden, doch so unkonventionell wie David Lowery ist bislang noch kein Filmemacher mit dem Stoff umgegangen. Dafür hat sich Lowery, der auch das Drehbuch verfasst hat und für den Schnitt zuständig gewesen ist, schon mal die nicht ganz so populäre Geschichte von Sir Gawain und dem grünen Ritter vorgenommen und sich alle künstlerischen Freiheiten genommen, um seine ungewöhnliche Erzählung über die Selbstfindung eines jungen Mann auf die große Leinwand zu bringen. Von der zugrunde liegenden Erzählung hat Lowery die wesentlichen Grundzüge übernommen und fortan weniger den Fokus auf die Geschichte an sich, sondern ihre audiovisuelle Umsetzung gerichtet.
Nicht nur die Kamera nimmt immer wieder ungewöhnliche Perspektiven ein, auch die Kulissen wirken dermaßen artifiziell, dass sie wie Traumbilder wirken. Das lässt zuweilen tatsächlich den Eindruck entstehen, dass die Odyssee, zu der Sir Gawain angetreten ist, sich nur im Kopf des Protagonisten abspielt. Wie lässt es sich sonst beispielsweise erklären, dass Alicia Vikander sowohl in der Gestalt des einfachen, kurzhaarigen Mädchens Essel als auch in der Rolle der vornehmen Lady zu sehen ist, die Sir Gawain in Abwesenheit des Lords zu verführen versucht? Die berauschenden Bilder von Kameramann Andrew Droz Palermo („A Ghost Story“, „The True Adventures of Wolfboy“) und der eindringliche Score von Lowerys Haus-Komponisten Daniel Hart lassen darüber hinwegsehen, dass die Story zuweilen schwer zugänglich ist. Aber die einfühlsame Darstellung von Dev Patel („Slumdog Millionär“, „Lion: Der lange Weg nach Hause“) als etwas trauriger Reisender zu seiner wahren Bestimmung und die verführerischen Akzente, die Alicia Vikander („The Danish Girl“, „Tomb Raider“) setzt, machen aus „The Green Knight“ ein ganz besonderes Filmmärchen, das dem Zuschauer viel Raum für eigene Interpretationen lässt.
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