Wild Dogs

Zwar hat Mario Bava (1914-1980) im Verlauf seiner bemerkenswerten auch Historien-Abenteuer und Italo-Western inszeniert, doch berühmt geworden ist er vor allem für seine farblich berauschenden Gothic-Horror-Streifen, in denen der Drehbuchautor, Kameramann und Regisseur seine Profession als Maler voll zur Geltung kommen lassen konnte. Dagegen sind seine späteren Werke wie die Giallos „Red Wedding Night“ (1970) und „Im Blutrausch des Satans“ (1971) heute kaum noch bekannt. Dieses Schicksal trifft auch auf einen von Bavas letzten Filmen zu. „Wild Dogs“ ist bereits 1974 realisiert worden, konnte nach verschiedenen finanziellen und rechtlichen Problemen allerdings erst 1997 das Licht der Welt erblicken. 

Inhalt: 

Der „Doktor“ (Maurice Poli) führt eine Bande von drei weiteren Banditen an, die mit brutaler Härte den Lohngeldtransport eines Pharma-Konzerns überfallen, dabei die beiden Boten erschießen und mit der erbeuteten Geldtasche fliehen. Allerdings wird der Fluchtwagen von der Polizei so beschädigt und einer der Gangster sogar erschossen, dass die drei übriggebliebenen Räuber zunächst zu Fuß fliehen müssen. Als sie in einem Parkhaus von der Polizei gestellt werden, nehmen sie zwei Frauen als Geiseln, wobei Bisturi (Don Becky) eine der Frauen ersticht. Mit Maria (Lea Lander) als überlebende Geisel gelingt ihm mit seinem Kumpel Trentadue (George Eastman) und dem Dottore schließlich die Flucht. Als sie den Wagen von Riccardo (Riccardo Cucciolla) überfallen, zwingen sie ihn, mit ihnen die Stadt zu verlassen. Neben den drei Banditen und Maria befindet sich noch ein schlafender, in eine Decke gehüllter Junge an Bord, der so krank ist, dass er eigentlich in ein Krankenhaus gebracht werden müsste. Doch davon wollen die Räuber nichts wissen. Als Maria während einer Pinkelpause zu fliehen versucht, spitzt sich die Lage in der Enge des Fahrzeugs zu, denn der durchgeknallte Trentadue verspürt einen großen Drang, seine 32 Zentimeter, denen er seinen Namen verdankt, an Maria auszuprobieren … 

Kritik:

Nach einer Geschichte, die Bava selbst zusammen mit Alessandro Parenzo („Appassionata – Erstes Verlangen“, „Der Filou“) entwickelt hat, inszenierte Mario Bava („Lisa und der Teufel“, „Baron Blood“) mit „Wild Dogs“ einen packenden Psycho-Thriller, der gleich mit dem Überfall der vier Bandenmitglieder auf den Lohngeldwagen beginnt und sich danach fast ausschließlich im Wageninneren des gekaperten Fluchtfahrzeugs abspielt. 
Dabei sorgt nicht nur die räumliche Enge, sondern auch die sommerliche Hitze für eine klaustrophobische Atmosphäre, die die Gemüter aller Beteiligten erhitzt und zu unvorhergesehenen Zwischenfällen führt. Dem zunächst überlegt wirkenden Kopf der Bande entgleiten dabei zunehmend die Zügel, denn Wahnsinn, Alkohol und sexuelle Begierde bringen das fragile psychische Gleichgewicht unter den Wageninsassen immer mehr aus dem Gleichgewicht. 
Untermalt von Stelvio Ciprianis („Blutige Schatten“, „Gewalt über der Stadt“) hypnotisch flirrenden Score fesselt „Wild Dogs“ durch seine kompromisslosen Nahaufnahmen, die den Zuschauer mit den Gangstern und ihren Geiseln im Auto einsperren. So kann sich das Publikum auch nicht dem Entsetzen in den panisch aufgerissenen Augen und dem glänzenden Schweiß auf den Gesichtern aller Beteiligten entziehen. 
Mit recht einfachen, aber effizienten Mitteln schafft Bava eine nervenzerreißende Spannung, die erst im Finale aufgebrochen wird. Dann zaubert der Plot eine etwas unglaubwürdige Wendung herbei, die allerdings einen wirkungsvollen Schlusspunkt setzt.  

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