Der Mann ohne Gnade - Death Wish II

1974 inszenierte Regie-Veteran Michael Winner („Lawman“, „Scorpio, der Killer“) nach einem Roman von Brian Garfield mit „Death Wish – Ein Mann sieht rot“ einen reißerischen Thriller mit Charles Bronson in der Rolle eines an sich pazifistischen Architekten, der durch den Überfall auf seine Frau und Tochter, dann auch auf ihn selbst zum selbsternannten Kämpfer gegen das Verbrechen auf den Straßen von New York mutierte. Acht Jahre später folgte mit „Der Mann ohne Gnade“ eine weit weniger differenziert thematisierte Fortsetzung, in der Gewalt die einzige Antwort auf Gewalt proklamiert wird. 

Inhalt:

Nachdem der erfolgreiche Architekt Paul Kersey (Charles Bronson) vor fünf Jahren zunächst die Ermordung seiner Frau und die Vergewaltigung seiner Tochter und dann einen Überfall auf sich selbst damit verarbeitete, dass er nachts in New York wahllos Räuber und Vergewaltiger erschoss, hat er sich auf Anraten von Polizeiinspektor Frank Ochoa (Vincent Gardenia) aus der Stadt abgesetzt und lebt nun in New York, wo seine Tochter Carol (Robin Sherwood) in einem Sanatorium noch immer ihr Trauma verarbeitet und erst langsam ins Leben zurückfindet. Als Kersey mit ihr und seiner Lebensgefährtin, der Radiojournalistin Geri Nichols (Jill Ireland), einen kleinen Bummel durch die Stadt macht, wird ihm von ein paar Straßenräubern die Brieftasche gestohlen, worauf Kersey mutig die Verfolgung eines der Täter aufnimmt. Mit der Brieftasche im Gepäck suchen die Rowdys Kerseys Haus auf, vergewaltigen und töten die Haushälterin und entführen die Tochter, die nach ihrer Vergewaltigung aus dem Fenster in den Tod springt. 
Kersey bleibt gar nichts anderes übrig, als in seine alte Rolle des Vigilanten zu schlüpfen. Er mietet sich eine heruntergekommene Bude in dem Viertel, in dem er die Bandenmitglieder vermutet, und schaltet sie nach und nach aus. Polizeichef Herman Baldwin (Anthony Franciosa) kommt schnell dahinter, dass für die Morde Kersey verantwortlich sein könnte, will die Sache aber nicht aufbauschen, um die Unruhen in der Stadt nicht noch anzuheizen. Allerdings holen sie sich die Unterstützung ihres New Yorker Kollegen Ochoa, der Kersey aufhalten soll, damit nicht das Versagen der New Yorker Polizei noch zum Thema wird. Doch als Ochoa Kerseys Spur aufnimmt, entwickelt sich die Geschichte anders als erwartet … 

Kritik: 

„Ein Mann sieht rot“ wurde zwar wegen seiner Verherrlichung der Selbstjustiz kritisiert, konnte aber wenigstens durch den psychologisch vielschichtig angelegten Protagonisten überzeugen, der durchaus mit seinem Gewissen haderte. Von dieser Ambivalenz ist in den immerhin vier Sequels nichts mehr zu spüren. Obwohl Michael Winner auch „Death Wish II“ inszenierte, fokussiert er sich ganz auf die voyeuristische Ausschlachtung sexueller Gewalt, die das Publikum dermaßen zu manipulieren versteht, dass die brutale Gewalt, mit der Kersey darauf reagiert, nur zu verständlich wird. Dass Kerseys Familie auch in Los Angeles Opfer von Gewaltverbrechern wird, lässt von Beginn an den Eindruck erstehen, dass niemand mehr seiner Haut und Habe sicher sein kann, weshalb in den USA ja auch der Besitz von persönlichen Waffen vehement verteidigt wird. Kersey hinterfragt sein Tun nicht mehr. Zielstrebig macht er sich an die Verfolgung der Täter und knallt einen nach dem anderen über den Haufen. 
Winner gibt sich nicht mehr mit der psychologischen Motivation seiner Figuren ab. Die Straßenrowdys haben jeden menschlichen Zug verloren und wirken wie tollwütige Tiere, die einfach abgeschossen gehören. Dieses Vorgehen zelebriert Winner mit deutlicher Lust an der Gewaltdarstellung. Das beginnt mit den sadistischen Vergewaltigungsszenen und setzt sich über den Terror auf den Straßen nahtlos fort. Immerhin versteht Winner sein filmisches Handwerk. Die Action ist solide im rasanten, aber nicht hektischen Stil inszeniert, aber die Rollen von Gut und Böse sind eben allzu klar verteilt und ohne jede Schattierungen angelegt. Ohne Charles Bronson wäre „Death Wish II“ sicher nur ein Action-B-Movie geworden, das schnell in die Vergessenheit geraten wäre. Doch der gerade mal zwei Millionen Dollar teure Film spielte locker das Achtfache seines Produktionsbudgets ein und rechtfertigte so weitere Sequels, die qualitativ noch weiter abstürzten.  

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