Death Wish

1974 schuf Michael Winner mit seinem Lieblings-Schauspieler Charles Bronson den Inbegriff des Selbstjustiz-Thrillers: In „Death Wish – Ein Mann sieht rot“ verarbeitete der prominente Architekt Paul Kersey die ungesühnte Ermordung bzw. Vergewaltigung von Frau und Tochter durch Unbekannte damit, dass er selbst für Gerechtigkeit auf den von wachsender Gewalt geprägten Straßen sorgte. Bis 1994 folgten noch vier weitere Sequels, die allerdings jede Auseinandersetzung mit moralischen Fragen außen vor ließen und nur noch das Gewalt- und Rache-Thema ausspielten. 2018 wagte sich der für explizite Horror-Themen bekannte Regisseur und Tarantino-Freund Eli Roth („Cabin Fever“, „Hostel“) an ein Remake mit Bruce Willis in der Hauptrolle. 

Inhalt: 

Während Dr. Paul Kersey (Bruce Willis) als angesehener Chirurg seinen Dienst im Krankenhaus versieht, dringen drei maskierte Männer in sein Haus ein und zwingen Kerseys Frau Lucy (Elisabeth Shue), den Safe zu öffnen, während seine Tochter Jordan (Camila Morrone) gefesselt wird. Einer der Männer wird Jordan gegenüber zudringlich, und als sie an ein Messer kommt, schlitzt sie ihrem Peiniger das Gesicht auf, und auch ihre Mutter versucht, gegen die Eindringlinge vorzugehen – vergebens. Jordan landet schwer verletzt im Krankenhaus und fällt ins Koma, für Lucy kommt jede Hilfe zu spät. Die Detectives Kevin Raines (Dean Norris) und Leonore Jackson (Kimberly Elise) nehmen die Ermittlungen auf, sind bei dem hohen Gewaltaufkommen in der Stadt aber völlig überfordert und können Kersey auch nach Wochen keine Resultate vorweisen. Auf eine Fernsehwerbung hin überlegt Kersey, sich eine Waffe zu besorgen, bekommt aber während der Beratung kalte Füße und kommt zunächst von seinem Vorhaben ab. Doch als ein angeschossener Gangster in seinem OP landet, fällt ihm die Waffe des Patienten zu Füßen. Mit einer Pistole, die nicht auf ihn zurückzuführen ist, streift er nachts durch die Straßen der Stadt und schlägt damit einen Straßenräuber in die Flucht. 
Das zufällig mit einem Handy gefilmte Video geht schnell viral und stilisiert Kersey als „Grim Reaper“ hoch, der bald Thema in den täglichen Radio-Shows und Zeitungen wird. Immer wieder bringt er vereinzelt Gangster zur Strecke, bis er zufällig auf einen Hinweis stößt, der ihn zu den Peinigern seiner Familie führt … 

Kritik: 

Eigentlich sollte Drehbuchautor Joe Carnahan („Smokin‘ Aces“, „Boss Level“) auch Regie bei dem Remake von „Death Wish“ führen, doch konnte er seinen „The Grey“-Star Liam Neeson nicht bei den Produzenten in der Hauptrolle durchsetzen, weshalb Eli Roth das Ruder übernahm und den Wunsch-Kandidaten Bruce Willis in der Rolle von Paul Kersey besetzte. Der ist nun kein Architekt mehr, sondern Chirurg, was dem Plot aber einige interessante Kniffe verleiht. So wird Kersey gleich zu Beginn gezwungen, einen Polizisten-Mörder in seinem OP zusammenzuflicken. Damit wird bereits die Thematik angerissen, ob sich jemand über das Gesetz stellen und als Richter über Leben und Tod entscheiden darf. Diese Krankenhausszene, so kurz sie auch ist, sagt dabei mehr aus als das nachfolgende Einbruchsszenario, bei dem irgendwie keine echte Spannung aufkommen will. Das mag vor allem dem Umstand geschuldet sein, dass sich der Einbruch recht sauber in einer überaus schicken wie sterilen Umgebung abspielt – in einer übertrieben glücklichen, wohlhabenden Familie, die kein rechtes Identifikationspotential entwickelt. 
Gewöhnungsbedürftig ist auch die stoische Gelassenheit, mit der Bruce Willis als verwitweter Leidtragender eines Gewaltverbrechens den Tod seiner Frau und das Koma seiner Tochter verarbeitet. Ein wenig problematisch scheint einzig Kerseys Beziehung zu seinem arbeitslosen, ständig abgebrannten, aber liebenswürdigen Bruder Frank (Vincent D’Onofrio) zu sein, der später an Pauls moralischen Kompass appelliert. Dessen Doppelleben bleibt überraschend lange unentdeckt. 
Mit der Jagd auf die Peiniger seiner Familie fährt Roth schließlich die expliziten Qualitäten auf, die dem Film die FSK-18-Einstufung einbrachten. Bedenklicher als die Rache-Mission erscheint vielmehr die Darstellung, wie einfach man in den USA selbst großkalibrige Waffen kommt. In der nach den unzähligen Massakern anhaltenden Diskussion um schärfere Kontrollen und Zugangsbeschränkungen zu Waffen kann „Death Wish“ keine Punkte verbuchen. Und trotz eines ansehnlichen Darsteller-Ensembles will bei der hochglanzpolierten Inszenierung nie so recht der Funke überspringen. Wenn ein Remake als gescheitert und sinnlos betrachtet werden kann, dann trifft das fraglos auf „Death Wish“ zu.  

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