Der Ritt nach Alamo

Mario Bava avanciert mit seinen Regiearbeiten „Die Stunde, wenn Dracula kommt“, „Die drei Gesichter der Furcht“, „Der Dämon und die Jungfrau“ und „Blutige Seide“ zum „Hitchcock des Horrorfilms“, probierte sich aber auch an anderen Genres wie dem Historien- und Abenteuer-Film. Zwischen 1964 und 1970 inszenierte er sogar drei Italo-Western, die allerdings kaum zu den besten Werken des Ausnahme-Regisseurs zählen. Sein erster, 1964 entstandener Beitrag „Der Ritt nach Alamo“ stellt noch seine beste Arbeit in diesem Kontext dar. 

Inhalt:

Nachdem er seine Farm verloren hat, stößt der einsam durch das Land reitende Cowboy Bud Massedy (Ken Clark) auf eine Schar von leblosen Unionssoldaten, die von den Indianern niedergemetzelt wurden. Bei einem der Soldaten, der vor seinem Ableben noch eine Anweisung von sich geben kann, findet Bud ein Schreiben, das den Überbringer dazu berechtigt, bei der nächsten Bank 150.000 Dollar für den Sold abzuholen. Da er zu früh in der Stadt eintrifft, um beim Sheriff vorsprechen zu können, gönnt er sich im Saloon ein Frühstück und wird dabei Zeuge, wie der unbedarfte Slim (Alberto Cevenini) Opfer eines Falschspielers wird. Nachdem die Situation erst durch eine Schießerei zugunsten von Bud und Slim geklärt werden kann, nimmt Slim seinen Retter mit zu einer Höhle, wo der Gangster Carson (Michel Lemoine) mit seiner Bande seinen Unterschlupf hat. Bud erzählt den Banditen, wie sie in den Uniformen der toten Blauröcke an das Geld für den Sold kommen. Der Coup scheint zu gelingen, doch nachdem den Gaunern bereits das Geld ausgehändigt worden ist, erschießt Carson eine Kundin. 
Nach ihrer Flucht streiten sich die Banditen wegen der Verteilung des Geldes, Slim und Bud werden überrumpelt und gefesselt in der Wüste zurückgelassen, wo sie zum Glück von Soldaten gerettet werden. Die beiden Befreiten geben sich als Lt. John Smith und Sgt. Jim Kincaid und werden in das von Captain Hull (Antonio Gradoli) geführte Lager gebracht, wo sich auch Offiziersfrauen und die Gefangene Janet (Jany Clair) befinden. Hull will am nächsten Morgen die Reise nach Alamo fortsetzen, obwohl die Indianer gerade auf dem Kriegspfad sind. Da er sich in Janet verliebt hat, begleitet Bud die Soldaten wider besseres Wissen. Schließlich läuft ihnen Carson über den Weg … 

Kritik: 

Mario Bavas erster und auch bemerkenswertester Beitrag zum Italo-Western-Genre erschien zwar im gleichen Jahr wie Sergio Leones grandioser Film „Für eine Handvoll Dollar“, überzeugt aber eher durch eine humorvolle Note als eine originelle Geschichte. Die beschränkt sich im Grunde auf konventionelle Zutaten des klassischen US-Westerns, wartet mit einer Saloon-Schießerei, einem Banküberfall und Kämpfen mit Indianern auf, zeigt sich aber in der Ausformung der einzelnen Elemente etwas humorvoller. So will sich der Sheriff auf keinen Fall vor Beginn seines Arbeitstages wecken lassen, im Saloon schläft der Barkeeper fast hinter seinem Tresen ein, und als Sergeant Warwick (Gustavo De Nardo) hinter Buds Schwindelei kommt, entwickeln sich auch hier witzige Dialoge. 
Am auffälligsten äußert sich allerdings Bavas Abrechnung mit den Vorschriften in der Armee, die auch unter ungünstigsten Bedingungen gegen jede Logik befolgt werden sollen. In den Nachtszenen kann Bava seinen ausgeprägten Sinn für Farben und Ausleuchtung ausspielen, doch sind diese Szenen nicht immer in sich stimmig. Gut gelungen sind aber die Landschaftsaufnahmen, die Action-Sequenzen und die musikalische Untermalung von Piero Umiliani („Drei Amen für den Satan“, „Ein Fressen für Django“) und das von Tony Wendall interpretierte Titellied „The Road to Fort Alamo“. 
Mit seinen folgenden beiden Western „Nebraska-Jim“ (1966) und „3 Halunken und ein Halleluja“ (1970) konnte Bava längst nicht mehr diese Unterhaltungswerte präsentieren. Das Horror-Genre blieb für den Regisseur eben das Spielfeld, auf dem er am eindrucksvollsten sein filmisches Genie ausleben konnte.  

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