Harley Davidson und der Marlboro-Mann
Der australische Filmemacher Simon Wincer hat in den 1970er Jahren für verschiedene Fernsehserien wie „Division 4“, „Ryan“, „Cash and Company“, „The Sullivans“ und „Wie ein Vogel im Wind“ gearbeitet, ehe er mit „Harlekin“ und „D.A.R.Y.L. – Der Außergewöhnliche“ erste Kinoprojekte anvertraut bekam. Nach dem Überraschungserfolg mit dem Action-Abenteuer „Quigley, der Australier“ (1990) durfte er ein Jahr später mit den Hollywood-Stars Mickey Rourke und Don Johnson das Biker-Abenteuer „Harley Davidson und der Marlboro-Mann“ realisieren.
Inhalt:
Nach zwei Jahren kreuzen sich mal wieder die Wege des Bikers „Harley Davidson“ (Mickey Rourke) und seines langjährigen Freundes „Marlboro Mann“ (Don Johnson). In ihrer gemeinsamen Lieblingskneipe muss sich Harley erst einmal mit dem bulligen Kumpel „Jack Daniels“ (Big John Studd) prügeln, um die Affäre zu klären, die Harley mit Jacks Frau gehabt hatte, dann erfahren sie, dass der alte Pächter der Kneipe (Julius Harris) nur noch einen Monat Zeit hat, 2,5 Millionen Dollar für die Verlängerung des Pachtvertrages aufzutreiben. Da sich Harley, Marlboro und ihre Freunde nicht vorstellen können, ohne ihren Lieblingszufluchtsort leben zu müssen, planen sie kurzerhand einen Überfall auf einen Geldtransporter. Sie bringen den Transporter wie geplant zum Stoppen und sprengen ihn auch auf, doch mittlerweile hat der Fahrer bereits den Alarm ausgelöst und lässt eine schießwütiges Killer-Kommando in langen schwarzen Mänteln auf den Plan treten. Harley, Marlboro und ihren Helfern gelingt zwar die Flucht mit der Beute, doch müssen sie danach feststellen, dass sie statt der 2,5 Millionen Dollar eine neuartige Droge erbeutet haben. Sie kontaktieren den mächtigen Drogenboss und Bankpräsidenten Chance Wilder (Tom Sizemore), um ihm die Drogen gegen die gewünschte Geldsumme zu verkaufen. Interessanterweise handelt es sich bei Wilders „Bank“ auch um den Verpächter. Wilder glaubt allerdings, auch so an seinen Stoff zu kommen, und schickt Alexander (Daniel Baldwin) und seine Leute erneut los, um die vermeintlichen Anfänger um ihre Beute zu bringen …
Kritik:
„Harley Davidson und der Marlboro-Mann“ stellt das Drehbuch-Debüt des Schauspielers Don Michael Paul dar, der ab den 2000er Jahren vor allem nur auf Video erschienene Sequels zu den Filmen „Lake Placid“, „Jarhead“, „Tremors“, „Death Race“ oder „Scorpion King“ inszenieren durfte. Der Film funktioniert eigentlich nur wegen der gut besetzten Hauptrollen. Mickey Rourkes („Angel Heart“, „9 ½ Wochen“) Figur „Harley“ wird als knallharter Biker vorgestellt, der reihenweise den Frauen die Köpfe verdreht, sich aber nur für eine schnelle Nummer mit ihnen vergnügt. Don Johnsons „Marlboro“ wirkt ebenso cool, ist aber mehr am Spielen interessiert.
Auf die Ausarbeitung des Raubüberfalls verschwendet Regisseur Simon Wincer („Free Willy“, „Tin Cup“) nicht viel Zeit, und auch der Überfall an sich fällt recht unspektakulär aus. Danach geht es eigentlich nur noch darum, die erbeuteten Drogen gegen das nötige Geld für die Pacht einzutauschen und Wilders Männern zu entkommen. Die sind in ihren lächerlichen schwarzen Mänteln ganz auf ihre Mission beschränkt und gewinnen als Bad Guys nie den Hauch von Tiefe. Das trifft allerdings auch auf die Protagonisten zu. Rourke und Johnson funktionieren gut miteinander, doch sind ihre Rollen auf vermeintlich coole Sprüche zugeschnitten. Ab und zu dürfen schöne Frauen wie Vanessa Williams, Tia Carrere, Kelly Hu und Mitzi Martin die Testosteron-geschwängerte Atmosphäre aufladen, aber sie sind stets nur Beiwerk für das sinnliche Auge.
Dass der Film trotz seiner offensichtlichen Schwächen einen gewissen Unterhaltungswert besitzt, ist den beiden Hauptakteuren zu verdanken, obwohl gerade Mickey Rourke zugab, den Film nur wegen des Geldes gemacht zu haben. Die zur Schau gestellte Coolness der beiden bildet nach wie vor die größte Stärke des kurzweiligen Biker-Abenteuers.
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