Yankee

Das in den Hauptrollen mit Malcolm McDowell, Helen Mirren und Peter O’Toole besetzte historische Drama „Caligula“ (1979) ist sicherlich das populärste Werk des italienischen Filmemachers Tinto Brass, der allerdings vor allem durch seine erotischen Filme wie „Salon Kitty“, „Sodom 2000“, „Paprika – Ein Leben für die Liebe“, „Voyeur“ und „Frivole Lola“ in Erinnerung geblieben ist. Zum Anfang seiner Karriere legte er aber auch einen Italo-Western vor, der prägend für das damals noch junge Genre werden sollte – „Yankee“ (1966). 

Inhalt: 

Ein namenloser, mit Weste und schwarzem Sombrero gekleideter Kopfgeldjäger (Philippe Leroy), der wegen seines auffallenden Äußeren nur der Yankee genannt wird, macht sich auf den Weg zum gefürchteten Großen Concho (Adolfo Celi), der mit seiner Bande die Grenze zwischen Mexiko und New Mexiko fest in seiner wortwörtlichen Gewalt hat. Der Yankee bietet dem skrupellosen Bandenführer seine Mitarbeit an, doch will dieser nichts davon wissen. Zunächst zieht der Yankee wieder seiner Wege, nur um nach und nach die Bande des Großen Concho zu dezimieren. Dabei nimmt er Conchos Freundin Marita (Mirella Martin) gefangen und fesselt sie halbnackt an einen Pfahl. Währenddessen ist Concho gerade damit beschäftigt, einen Banktransport abzufangen, doch war die Kutsche, in der das Geld transportiert werden sollte, eine Finte. Stattdessen gelangt der Schatz über den Fluss an sein Ziel. Der Große Concho und seine Leute lauern den von Soldaten geführten Flößen auf und nehmen den Schatz an sich – doch natürlich haben sie die Rechnung ohne den Yankee gemacht … 

Kritik: 

Bevor Sergio Corbucci mit „Django“ und Sergio Leone mit „Zwei glorreiche Halunken“ das Genre des Italo-Western maßgeblich prägen sollten, setzte Tinto Brass 1966 mit „Yankee“ schon mal ein einflussreiches Ausrufungszeichen. Dabei fasziniert weniger die simple Geschichte eines Katz-und-Maus-Spiels zwischen einem versierten Pistolero und seinem verbrecherischen Gegenspieler samt seiner wenig liebenswerten Bande, sondern die visuelle Umsetzung. Brass experimentiert mit ungewöhnlichen Kameraperspektiven und schnellen Schnitten, verleiht der simplen Story immer wieder auffällige symbolische Noten, mit denen auf das Letzte Abendmahl ebenso verwiesen wird wie auf den Teufel, die Hölle und das Feuer. 
Markige Oneline wie „Auch Engel können zur Hölle fahren“ und auffällige Szenen wie dem Yankee Whiskey in einen goldenen Kelch gegossen wird, bevor dieser mit einem Schuss durchlöchert wird, bleiben irgendwie im Gedächtnis. Nicht nur der Kelsch wird zum religiösen Symbol, auch die Tatsache, dass der Große Concho in einer verlassenen Kirche mit seiner Bande untergekommen ist, wo er sich von Marita die Karten legen lässt und selbstverliebt Portraits von sich an den Wänden hängen hat, wird das Gute immer wieder pervertiert. 
In einer Szene zwingt Concho seine Freundin, den Yankee zu küssen, und als sie dies tut, wird sie hinterrücks erschossen. Der Große Concho traut niemandem über den Weg, schaltet jeden aus, der auch nur verdächtigt wird, abtrünnig zu sein, so dass er am Ende dem Yankee allein gegenübertreten muss. Brass garniert seinen optisch hervorragend inszenierten Italo-Western mit moderaten Gewaltszenen. Es wird brutal die Peitsche geschwungen, Unschuldige werden kurzerhand erschossen oder gefoltert. 
Brass macht da keine Gefangenen und schuf einige ikonische Szenen, die später auch Sergio Leone und Quentin Tarantino beeinflussen sollten. Vor allem Adolfo Celi, der zuvor noch in „James Bond 007 – Feuerball“ Bonds Gegner Largo verkörpern durfte, überzeugt als sadistischer Bandenführer, während Philippe Leroy („Das Loch“, „Der Nachtportier“) eher durch sein Outfit als durch seine Darstellung Eindruck hinterlässt. 
Zuletzt hat Brass seinen ersten und einzigen Italo-Western noch mit ein paar Erotik-Akzenten verziert – diesem Element hat er in den folgenden Jahren weit mehr Aufmerksamkeit geschenkt.

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