Die Organisation
Mit „In der Hitze der Nacht“ (1967) avancierte Sidney Poitier (1927-2022) endgültig zum Star des Black Cinema, nachdem er bereits für seine Hauptrolle in dem Drama „Lilien auf dem Felde“ (1963) als erster afro-amerikanischer Schauspieler mit einem Oscar ausgezeichnet worden war. Der mit fünf Oscars ausgezeichnete Krimi mit rassistischer Thematik zog noch zwei Fortsetzungen nach sich, die qualitativ aber nicht mehr an „In der Hitze der Nacht“ anschließen konnten. Nach dem fast schon missglückten „Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs“ (1970) folgte ein Jahr darauf mit „Die Organisation“ der letzte Film der Virgil-Tibbs-Reihe, die dann nur noch als Fernsehserie (1988-1995) mit anderen Darstellern fortgeführt wurde.
Bei einem perfekt organisierten Überfall auf eine Möbelfabrik erbeuten sechs als Bauarbeiter Maskierte Heroin im Wert von mehreren Millionen Dollar. Nach dem gelungenen Coup nehmen sie Kontakt zu Lieutenant Virgil Tibbs (Sidney Poitier) vom San Francisco Police Department auf, um nicht nur ihr Verbrechen zu gestehen, sondern ihm auch ihre Motivation zu erklären und ihn letztlich um Hilfe zu bitten. Bei der zusammengewürfelten Truppe, zu der nicht nur ein Stabhochspringer und eine japanische Sprinterin, sondern auch ein Reverend gehört, handelt es sich um Menschen, die Angehörige und Freunde durch Drogenmissbrauch verloren haben.
Da sie die Polizei für unfähig und korrupt halten, um gegen den organisierten Drogenhandel vorzugehen, haben sie den Kampf gegen die Drogenmafia in die eigene Hand genommen. Doch um das Kartell wirklich ausschalten zu können, brauchen sie die Unterstützung von Tibbs, den sie für vertrauenswürdig halten. Als regelkonformer Polizist fällt es Tibbs allerdings schwer, das gewünschte Stillschweigen zu bewahren. Verkompliziert wird der Fall durch den Umstand, dass der Geschäftsführer in seinem Büro erschossen aufgefunden wird, doch damit wollen die Einbrecher nichts zu tun haben. Während Tibbs versucht, die Geschäfte der Möbelfabrik etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, setzt die international agierende Organisation alles daran, die Drogendiebe auszuschalten und die Ware zurückzubekommen …
Kritik:
Nachdem sich „Zehn Stunden für Virgil Tibbs“ grundsätzlich vom Set-up des in Sparta, Mississippi, spielenden Krimi- und Rassismus-Dramas „In der Hitze der Nacht“ unterschied und in San Francisco angesiedelt wurde, blieben sich die Filmemacher bei dem nachfolgenden Sequel „Die Organisation“ immerhin so weit treu, dass sie Tibbs und seine Familie weiterhin in San Francisco – wenn auch in einer anderen Wohnung – agieren ließen.
Virgil Tibbs kämpft diesmal an mehreren Fronten, wobei die familiären Probleme auf die Sexualerziehung des Sohnes reduziert werden. Weit anstrengender gestalten sich Tibbs‘ Bemühungen, die Gratwanderung zwischen den Drogendieben, der „Organisation“ und den Kollegen bei der Polizei zu vollziehen, unter denen sich eventuell Verräter befinden könnten, wie der Selbstmord eines Lieutenants nahelegt. Der Fernsehserien-erprobte Regisseur Don Medford („Auf der Flucht“, „Westlich von Santa Fe“) hat das Drehbuch von James R. Webb („Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs“, „Ein Köder für die Bestie“) sehr temporeich inszeniert und präsentiert gleich zu Beginn eine packende Heist-Sequenz.
Für Spannung sorgt auch der Wettkampf zwischen Drogendieben, Drogenkartell und Cops, wobei die führenden Köpfe des Kartells per Telefonkonferenz aus ihren weltweit verstreuten Büro-Suiten ihre Geschäfte abwickeln, für Tibbs und die Aktivisten aber stets außer Reichweite bleiben. Auf der Straße haben sie es nämlich mit den skrupellosen Handlangern zu tun, die unliebsame Akteure auf dem Spielfeld gezielt ausschalten. Die Verfolgungsjagden finden meist unspektakulär per Fuß statt, sorgen aber für genügend Spannung und sind weit temperamentvoller von Gil Mellés („Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All“, „The Last Chase“) Score untermalt, als es Quincy Jones in dem lahmen Vorgänger hätte praktizieren können. Sidney Poitier agiert wieder sehr cool und überlegt, macht „Die Organisation“ trotz einiger dramaturgischer Schwächen sehenswert. Das liegt auch in den geschickt in Szene gesetzten Kulissen in San Francisco und besseren Darstellern gegenüber dem Vorgänger. Vor allem der junge Raul Julia („Aus Mangel an Beweisen“, „Streetfighter“) und Sheree North („Lawman“, „Der Mann ohne Nerven“) als Witwe des ermordeten Geschäftsführers machen hier eine gute Figur.
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