Vampire gegen Herakles

Bevor Mario Bava 1960 mit „Die Stunde, wenn Dracula kommt“ seinen ersten eigenständigen Film realisieren durfte, war er in den 1950er Jahren an etlichen Peplum-Filmen, der italienischen Variante des Sandalenfilms, als Kameramann beteiligt („Herkules und die Königin der Amazonen“, Die Schlacht von Marathon“) bzw. als Ersatz-Regisseur angeheuert gewesen. Zu diesem Genre kehrte er nach seinem bemerkenswerten, in Schwarzweiß gedrehten Horror-Streifen zunächst wieder zurück. In kurzer Folge entstanden „Aladins Abenteuer“, „Die Rache der Wikinger“ und „Vampire gegen Herakles“, wobei der letzte Titel mehr als irreführend ist und vor allem der Besetzung von Christopher Lee („Dracula“) geschuldet sein dürfte. 

Inhalt: 

Nachdem sie von ihren gemeinsam erlebten Abenteuern ins Königreich Icalia zurückkehren, wollen sich Herakles (Reg Park) und sein junger Freund Theseus (George Ardisson) schöneren Dingen widmen. Während Theseus mit seinem Mädchen gleich im Heu landet, muss sich Herakles allerdings etwas gedulden, denn wie ihm mitgeteilt wird, leidet seine geliebte Deianira (Leonora Ruffo) an einer geheimnisvollen Krankheit. Bevor er sich aber auf den Weg zu ihr begeben kann, muss er mit Theseus eine Horde von Attentätern aus dem Weg räumen. Herakles sucht Deianiras Onkel Lykus (Christopher Lee) auf, in dessen Obhut sich Herakles große Liebe befindet, und erfährt durch das Orakel Medea, dass Deianiras einzige Hoffnung auf Heilung in dem Stein der Vergesslichkeit liegt, der in den Tiefen der Unterwelt Hades versteckt liegt. 
Herakles und Theseus machen sich auf eine abenteuerliche Reise, die Lykus mit allerlei totbringenden Hindernissen ausgestattet hat … 

Kritik: 

Das Drehbuch, das Bava zusammen mit Sandro Continenza („Ein Haufen verwegener Hunde“, „Die Revolte der Sieben“) und Franco Prosperi („Antea – Sklavin Roms“, „Ich heiße John Harris“) verfasst hat, ist aus verschiedenen Versatzstücken der Sagen um den Halbgott Herakles zusammengeschustert und weisen einen stark episodischen Charakter auf. Der dreimalig als „Mr. Universe“ gekürte Reg Park darf als Herkules vor allem mit riesigen Felsen um sich werfen und verschiedene Mutproben bestehen, die ihm dem ersehnten Stein der Vergesslichkeit näher bringen. Weniger als die etwas holprig zusammengeschusterte Geschichte, in der Theseus immer neue hübsche Frauen verführen darf und Franco Giacobini für die etwas erzwungen wirkenden Lacher sorgt, überzeugt aber Mario Bavas einzigartige Kunst der Lichtsetzung und Farbdramaturgie, die zu seinem Markenzeichen werden sollte. In kräftigen Rot-, Blau- und Grün-Tönen wird eine phantastische Welt kreiert, wie sie nur ein Mario Bava („Blutige Seide“, „Lisa und der Teufel“) zu inszenieren vermag. Da fällt kaum ins Gewicht, dass die Dialoge oft sehr flach und die Darsteller extrem eindimensional gestaltet sind. Selbst Christopher Lee kann als Bösewicht kaum Akzente setzen, dafür ist er auch zu selten zu sehen. Der titelgebenden Vampir-Thematik wird erst in den letzten Szenen Beachtung geschenkt, aber diese Episode wirkt genauso beliebig wie die anderen Herausforderungen zuvor, denen sich Herakles während seiner Mission zu stellen hatte. 
So bleibt einem „Vampire gegen Herakles“ als visuell beeindruckendes B-Movie mit vergnüglichem Trash-Charakter in Erinnerung, das in den Händen eines weniger begabten Regisseurs längst vergessen worden wäre.  

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