Nevada Pass

Tom Gries hat seit Mitte der 1950er Jahre bei unzähligen Einzelepisoden zu Fernsehserien wie „Geschichten, die der Alltag schrieb“, „Von Cowboys, Sheriffs und Banditen“, „Solo für O.N.K.E.L.“, „Der Mann ohne Namen“ und „Tennisschläger und Kanonen“ Regie geführt, bevor ihm mit den beiden Western „Der Verwegene“ (1967) und „100 Gewehre“ (1969) der Sprung auf die große Leinwand geglückt ist. 1975 realisierte er mit Charles Bronson nicht nur das Action-Abenteuer „Der Mann ohne Nerven“, sondern auch den Agenten-Western „Nevada Pass“ nach einem Roman von Alistair MacLean, der auch gleich das Drehbuch zu seinem Roman schrieb. 

Inhalt: 

1873. Weil in dem strategisch wichtigen Armeestützpunkt Fort Humboldt die Diphterie ausgebrochen sein soll, hat sich ein Zug der Wasatch & Nevada Railroad auf den Weg gemacht, um Versorgungsgüter und Medikamente dorthin zu bringen. Als sie in dem kleinen Rocky-Mountains-Städtchen Myrtle City Halt machen, wird die Truppe der US Army durch Marshal Nathan Pearce (Ben Johnson) und seinem Gefangenen John Deakin (Charles Bronson) ergänzt. Deakin wird bereits steckbrieflich wegen Falschspiels und Mordes gesucht und wurde nun beim Falschspiel im Saloon in flagranti erwischt. Da Deakin auch einen Anschlag auf einen Armeetransport verübt haben soll, will Pearce den Gefangenen vor ein Militärgericht bringen und besteigt mit ihm den Zug – sehr zum Missfallen von Offizier Major Claremont (Ed Lauter). An Bord des Zuges befinden sich außerdem mit Richard Fairchild (Richard Crenna) der Gouverneur von Nevada. Er ist mit der hübschen Tochter des Kommandanten von Fort Humboldt, Marica Scoville (Jill Ireland), unterwegs, dazu gesellen sich der Arzt Molyneux (David Huddleston), Reverend Peabody (Bill McKinney) und O’Brien (Charles Durning). Die Zugfahrt verläuft allerdings nicht ohne Zwischenfälle: Zunächst verschwinden zwei Armee-Offiziere spurlos, dann bricht unterwegs die Telegraphenverbindung nach Myrtle zusammen, schließlich wird Dr. Molyneux tot in seinem Abteil aufgefunden. 
Deakin, der erklärt, über medizinische Kenntnisse zu verfügen, untersucht den Toten und stellt fest, dass Molyneux keines natürlichen Todes verstorben sei. Während er sich auf die Suche nach seinem Mörder macht, stößt er auf ein Komplott, bei dem es vor allem um Waffen und Sprengstoff geht, die sich in dem Abteil mit den medizinischen Vorräten verbergen … 

Kritik: 

Mit seinem 1974 veröffentlichten Roman „Breakheart Pass“ hat Thriller-Bestseller-Autor Alistair MacLean eine ungewöhnliche Mischung aus Whodunit-Krimi, Western und Agenten-Thriller kreiert, die in seiner eigenen Drehbuchadaption und unter der Regie von Tom Gries vor allem tempo- und actionreich zu unterhalten versteht. Die Mördersuche in dem kurzen Militär-Zug lässt natürlich schnell Agatha Christies Klassiker „Mord im Orient-Express“ heraufbeschwören, aber die Suche nach Molyneux‘ Mörder und der Erklärung für das Verschwinden weiterer Personen macht nur einen Teil des Plots aus. Durch die Querverweise auf die Vorgänge in Myrtle und die Einbeziehung der Indianer macht schnell deutlich, dass hinter dem vermeintlichen Medikamenten-Transport eine viel gefährlichere Mission auf dem Spiel steht, die Charles Bronson als gut getarnter Falschspieler und Attentäter sukzessive zu entschlüsseln versteht. 
Bis dahin sorgen Tom Gries und sein Oscar-nominierter Kameramann Lucien Ballard („Der Marshal“, „Getaway“) für ansehnliche Actionsequenzen und Landschaftsaufnahmen. Das Ensemble ist gut aufgestellt, wobei einmal mehr Charles Bronson von seiner Ehefrau Jill Ireland flankiert wird und im Vergleich zu der „Death Wish“-Reihe oder Filmen wie „Das Gesetz bin ich“ und „Ein Mann wie Dynamit“ recht zurückhaltend agiert. Das bietet auch den Nebenfiguren, die durch Richard Crenna, Ed Lauter und Charles Durning überzeugend verkörpert werden, auch etwas Raum zur Entfaltung und machen das Rätselspiel um Mord und Verrat recht kurzweilig. 
Zwar fehlt es „Nevada Pass“ an filmischen Finessen, aber dank der gut aufgelegten Darsteller und einiger feiner Action-Höhepunkte zählt der Film zu Bronsons besseren Werken in den 1970er Jahren. 

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