Bird

Bereits mit seinem 1982 inszenierten Road Movie „Honkytonk Man“, in dem Clint Eastwood einen Country-Sänger verkörperte, demonstrierte der Filmemacher seine Leidenschaft für die Musik. Mit seinem sechs Jahre darauf entstandenen Biopic „Bird“ setzte er dem Jazz-Saxophonisten Charlie „Bird“ Parker ein filmisches Denkmal. 

Inhalt: 

Im Alter von zwanzig Jahren zieht es den Jazz-Musiker Charlie „Bird“ Parker (Forest Whitaker) nach New York, wo er mit Unterstützung von bekannten Jazz-Größen wie Dizzy Gillespie (Samuel E. Wright) und Buster Franklin (Keith David) sich zu etablieren beginnt. Doch seine vor ihm liegende Karriere sabotiert er selbst durch seine in frühen Jahren entstandene Abhängigkeit von Heroin, Alkohol und Medikamenten, die seine Magengeschwüre nicht zur Ruhe kommen lassen. Da er immer wieder zu spät oder gar nicht zu gebuchten Auftritten erscheint, gerät er immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten. Auch die Beziehung zu Chan (Diane Venora), mit der er zwei Kinder bekommt, kann ihm nicht die erhoffte Stabilität geben. Stattdessen wird er von ihr wegen eines Selbstmordversuchs sogar in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Die dort angeratene Elektroschocktherapie lehnt sie allerdings ab … 

Kritik: 

Der am 29. August 1920 in Kansas City geborene Charlie Parker zählt zu den Schöpfern und herausragendsten Vertretern des Bebop und wird noch heute in einem Atemzug mit Jazz-Größen wie Louis Armstrong, John Coltrane, Dizzy Gillespie und Miles Davis genannt. Allerdings war sein Leben vor allem von Exzessen geprägt, die ihn bereits im Alter von 34 Jahren ins Grab brachten. Eastwood und sein Drehbuchautor Joel Oliansky („Der Befehl“, „Masada“) konzentrieren sich in ihrer zweieinhalbstündigen Biographie ganz auf die Jahre, in denen Parker in New York Fuß zu fassen versuchte und trotz seiner Exzesse, die ihn immer wieder aus der Bahn warfen, wegen seines unbestrittenen Könnens zu einer echten Größe in der Bebop-Szene heranwuchs. 
Nach kurzen Szenen, die Parker als kleinen Jungen und als jungen Musiker zeigten, rollt Eastwood die Lebensgeschichte des von ihm sichtlich verehrten Altsaxophonisten und Komponisten fast von hinten auf, denn er beginnt mit dessen Selbstmordversuch und den damit ersichtlichen schweren gesundheitlichen Problemen seines Protagonisten. 
Seinen Werdegang rollt der Film in einer langen Rückblende auf, beginnend mit Parkers Reise nach New York und den Bekanntschaften, die er dort schließt. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die schwierige Beziehung zu Chan und auch der Tod ihrer gemeinsamen, gerade mal dreijährigen Tochter. Eastwood und sein Kameramann Jack N. Green („Die Brücken am Fluss“, „Twister“) fangen die seelischen Qualen des begnadeten Musikers in meist dunkler Umgebung ein, so dass das das vor Schmerzen verschwitzte und verzerrte Gesicht nahezu von der ihn umgebenden Dunkelheit absorbiert wird. Forest Whitaker („Ghost Dog“, „8 Blickwinkel“) verkörpert das Leiden und die Leidenschaft seiner tragischen Figur absolut großartig. Eastwood fängt sowohl die seelischen Abgründe als auch die musikalische Genialität von Charlie Parker ein und lässt seiner Musik viel Raum zur Entfaltung. 
So ist „Bird“ eine Liebeserklärung an die Musik generell, an den Jazz im besonderen und eine Verbeugung vor einem begnadeten wie selbstzerstörerischen Musiker.  

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