Teufelskreis Alpha

Kaum hatte Brian De Palma mit „Carrie“ (1976) eine erfolgreiche Stephen-King-Adaption hingelegt, griff er das Thema Telekinese auch in seinem nachfolgenden Thriller „Teufelskreis Alpha“ (1978) auf, diesmal nach der Romanvorlage von John Farris, der auch das Drehbuch dazu lieferte. Allerdings steht hier nicht die Emanzipierung eines unsicheren Mädchens von ihrer ihr gegenüber nicht zwingend wohlwollenden Umwelt im Mittelpunkt, sondern die Machenschaften einer geheimen US-Regierungsbehörde. Dafür fließt wieder eine Menge Blut. 

Inhalt: 

Der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter Peter Sandza (Kirk Douglas) verlebt gerade mit seinem Sohn Robin (Andrew Stevens) ein paar entspannte Urlaubstage am Meer im Mittleren Osten, als sie von offenbar arabischen Terroristen angegriffen werden. Während Robin von Ben Childress (John Cassavetes), dem jetzigen Leiter des US-Geheimdienstes, den sein Vater ausgebildet hatte, in Sicherheit gebracht wird, kann Peter zunächst mit einem motorisierten Schlauchboot entkommen, das allerdings nach weiteren Schüssen der Attentäter auf dem Meer explodiert. Doch Peter ist bei dem Unglück nicht umgekommen. Als er zur Küste zurückkehrt, beobachtet er, wie Childress mit einem der Killer spricht. Offenbar hat Childress den Jungen, der über eine übernatürliche Begabung verfügt, für seine eigenen Zwecke an einen unbekannten Ort entführen lassen. Peter muss selbst untertauchen und lässt jemanden mit ebenfalls übernatürlichen Begabungen suchen, damit diese Person ihn zu Robin führt, der offiziell für tot gehalten wird. 
In Gillian Bellaver (Amy Irving) findet Peter schließlich eine solche Person. Die telepathisch wie telekinetisch begabte junge Frau lässt allerdings die Menschen, die sie berührt, bluten, was sie fürchterlich mitnimmt. Ihre Mutter bringt sie ins von Dr. Jim McKeever (Charles Durning) geleitete Paragon-Institut, wo übersinnliche Phänomene erforscht werden. Hier ist auch Robin zunächst untergebracht worden, bis er von Childress in sein Programm zur Ausbildung von übersinnlich begabten Attentätern überführt wurde. Peters Freundin Hester (Carrie Snodgress) arbeitet ebenfalls in dem Institut und stellt so den Kontakt zwischen Peter und Gillian her. Zusammen mit ihr versucht er den Aufenthaltsort von Robin herauszufinden, doch Childress und seine Leute sind ihnen dicht auf den Fersen… 

Kritik: 

Anders als in „Carrie“ beginnt „The Fury“ mit rasant inszenierter Action, einer wilden Schießerei mit anschließender Explosion und der Trennung von Vater und Sohn. Als Äquivalent dazu stehen sich auch Gillian und ihre Mutter nicht sehr nahe. Das drückt sich nicht nur in Gillians Abscheu vor der körperlichen Berührung durch ihre Mutter aus, sondern auch in dem simplen Umstand, dass die Mutter wieder zurück nach Paris fliegt, nachdem sie ihre Tochter im Paragon-Institut abgeliefert hat. Und während bei „Carrie“ die telekinetischen Kräfte eher als Reaktion auf eine feindliche Umwelt entwickelt werden, steht bei „Teufelskreis Alpha“ die Wissenschaft im Vordergrund. 
De Palma bedient sich hier einer simplen Schwarz-Weiß-Malerei. Die CIA-ähnliche Geheimorganisation verfolgt skrupellos ihr Programm zur Rekrutierung übersinnlich begabter Attentäter und zerreißt dafür auch Familien, so dass der böse Ben Childress sich gern als Ersatz-Vater betrachtet, der für seine Schützlinge natürlich nur das Beste will. So spielt der Großteil der Handlung in wissenschaftlichen Institutionen oder auf dem geheimdienstlichen Gefechtsfeld. Normalität gibt es nur, wenn sich Peter mal heimlich mit Hester in einem Wohnmobil vergnügt oder er mit Gillian eine Busreise nach Seattle unternimmt, auf der Peter ihr seine Lebensgeschichte erzählt. 
Die Story ist wie bei so vielen De-Palma-Werken nicht besonders überzeugend, doch durch sein handwerkliches Geschick und die guten Darsteller wird „Teufelskreis Alpha“ doch sehenswert. Amy Irving, die erst zuvor in De Palmas „Carrie“ ihre erste Rolle spielte und von 1985 bis 1989 mit Steven Spielberg verheiratet war, spielt die von ihren nicht kontrollierbaren Kräften gepeinigte Gillian jederzeit überzeugend, wobei ihre offensichtliche Schönheit von De Palma auch entsprechend in Szene gesetzt wird. Der alternde Kirk Douglas („Spartacus“, „Zwei rechnen ab“) ist vor allem physisch noch sehr präsent, während John Cassavetes („Das dreckige Dutzend“, „Rosemaries Baby“) ganz den Bösewicht mimt. Die souveräne Inszenierung und der starke Score von John Williams sorgen schließlich dafür, dass „Teufelskreis Alpha“ trotz der holperigen Story seine Stärken in der Spannungs-Dramaturgie ausspielen kann. 

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