Der Tod kommt zweimal
Mit seinen Psycho-Thrillern „Schwarzer Engel“ (1976), „Dressed to Kill“ (1980) und „Blow Out“ (1981) hat Brian De Palma als Drehbuchautor und Regisseur nicht nur bewiesen, dass er seinen Alfred Hitchcock aufmerksam studierte, sondern er nutzte seine an direkten Zitaten des „Master of Suspense“ reichen Filme vor allem dazu, geschickt mit den Erwartungen des Publikums zu spielen. Nach dem brutalen Gangster-Epos „Scarface“ (1983) präsentierte De Palma 1984 mit „Der Tod kommt zweimal“ ein weiteres Highlight des Genres.
Inhalt:
Der junge Schauspieler Jake Scully (Craig Wasson) spielt in dem B-Movie-Horror-Thriller von Regisseur Rubin (Dennis Franz) einen Vampir, doch als er in einer Szene aus dem Sarg steigen soll, erleidet er einen klaustrophobischen Anfall, der ihn völlig lähmt. Rubin schickt Jake vorzeitig nach Hause, wo er leider auch noch seine Freundin in flagranti mit einem anderen Typen im Bett erwischt. Zunächst kommt der glücklose Schauspieler noch bei einem Freund unter, aber dann lernt er bei einem Vorsprechen Sam (Gregg Henry) kennen, der ihm das Luxus-Apartment eines Freundes überlässt, das er selbst wegen eines Engagements in Seattle ohnehin verlassen muss. Als besonderes Schmankerl präsentiert er ihm durch ein Fernrohr seine Nachbarin Gloria Revelle (Deborah Shelton), die sich abends lasziv und kaum bekleidet vor dem Fenster bewegt, um sich dann auf dem Bett selbst zu befriedigen.
Da Jake von seinem Agenten erfährt, dass Rubin seine Rolle bereits an einen anderen Darsteller vergeben hat, findet Jake nun noch mehr Zeit, der schönen Gloria durch das Fernrohr beizuwohnen, allerdings beobachtet er dabei eines Abends, wie Gloria von einem geheimnisvollen Eindringling ermordet wird. Als er in ihre Wohnung stürmt, kommt er bereits zu spät. Statt Gloria abends beim Striptease und Masturbieren zuzusehen, vergnügt sich Jake nun mit Erotikkost aus der Glotze. Dabei stößt er auf eine Werbung für den neuen Film mit der Pornodarstellerin Holly Body (Melanie Griffith) und bemerkt, dass sich Holly auf die gleiche Art bewegt wie Gloria. Jake besucht ein Casting der Produktionsfirma von „Holly schafft Hollywood“ und erhält tatsächlich eine Rolle in einem Film mit Holly. Als er ihr privat näherkommt, erfährt Jake, dass Holly von einem unbekannten Mann engagiert wurde, zwei Abende einen Striptease in Glorias Apartment aufzuführen …
Kritik:
Bereits bei „Blow Out – Der Tod löscht alle Spuren“ hat Brian De Palma mit der Film-im-Film-Thematik und Motiven aus Alfred Hitchcocks „Das Fenster zum Hof“ und Michelangelo Antonionis „Blow Up“ so gekonnt gespielt, dass die Erwartungshaltung des Zuschauers immer wieder unterlaufen wurde. Und weil das Konzept so gut funktioniert hat, beginnt auch „Body Double“ mit einer Film-im-Film-Sequenz und so mit einem Setting, das bereits auf die verschwimmende Grenze zwischen Sein und Schein hindeutet. Wie in „Dressed to Kill“ thematisiert De Palma erneut den voyeuristischen Blick, präsentiert einen Rundumschlag, der billiges Exploitation-Kino mit der Musikvideo-Ästhetik der MTV-Hochzeit (Frankie Goes To Hollywood dürfen ihren provokanten Hit „Relax“ im Rahmen von Jakes Auftritt in dem Film mit Holly aufführen) und der Porno-Industrie vereint.
Der unverstellte, direkte Blick auf die prallen Brüste von Body Doubles und die von schmalziger Musik untermalte, in Zeitlupe gedrehte pseudo-romantische Szene zwischen Jake und Gloria täuschen aber nicht darüber hinweg, dass De Palma in erster Linie einen Thriller inszeniert hat, der wie so oft bei ihm weniger durch eine schlüssige Story fesselt als mit bewusst irritierenden Zitaten, die in eine andere Richtung wirken, als die Erinnerungen des Publikums nahelegen. Neben der offensichtlichen Hommage an „Das Fenster zum Hof“ bringt De Palma mit Jakes Klaustrophobie aber auch ein Zitat aus Hitchcocks „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ ins Spiel, wobei durch Jakes Phobie die letztendliche Rettung seiner geliebten Gloria versagt bleibt.
Jakes Figur ist zwar die einzig interessante in „Der Tod kommt zweimal“, dafür widmet De Palma ihr auch die ganze Aufmerksamkeit. So entwickelt sich Jake von einem glücklosen Schauspieler und Lover zum Voyeur, zum beschützenden Stalker, zum Zeugen und schließlich zum Hobby-Detektiv. Melanie Griffith ist hier erstmals in einer etwas größeren Rolle zu sehen, doch wird sie wie bei De Palma oft üblich auf ihre körperlichen Reize reduziert.
„Der Tod kommt zweimal“ ist vielleicht nicht De Palmas bester Thriller in dem vertrauten Kontext von Sex, Gewalt, Trash und Voyeurismus, aber immer noch ein geschickt konstruiertes Meta-Erlebnis, das nicht zuletzt von den Träumen junger Menschen erzählt, in Hollywood ein Star zu werden.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen