Weißer Jäger, schwarzes Herz

1951 schuf Regisseur John Huston mit der in Afrika spielenden Abenteuer-Liebeskomödie „African Queen“ ein Meisterwerk mit Humphrey Bogart und Katharine Hepburn in den Hauptrollen. Der damalige an dem Drehbuch beteiligte, in den Credits aber ungenannte Autor Peter Viertel („Saboteure“, „Der alte Mann und das Meer“) ließ seine Erlebnisse während der Dreharbeiten in den fiktiven Roman „Weißer Jäger, schwarzes Herz“ einfließen, den Clint Eastwood 1990 in seinem gleichnamigen Film adaptierte, wobei er sich einmal mehr selbst in der Hauptrolle besetzte. 

Inhalt:

Der hochverschuldete Filmemacher John Wilson (Clint Eastwood) lässt den bekannten Drehbuchautor Pete Verrill (Jeff Fahey) 1951 in sein luxuriöses Anwesen kommen, um mit ihm über das Drehbuch zu seinem neuen Film „The Africa Trader“ zu sprechen. Auf Verrills Vorschlag, den Schluss des Films etwas versöhnlicher und nicht mit einer Explosion auf dem Schiff enden zu lassen, auf dem sich die Protagonisten befinden, will sich Wilson nicht einlassen wie überhaupt auf keine Kompromisse. Dem Verhandlungsgeschick seines Produzenten Paul Landers (George Dzundza) ist es zu verdanken, dass er noch einige britische Partner ins Boot holen konnte, die den Film mitfinanzieren. 
Doch vor Ort scheint sich Wilson weniger für den Film als für die Elefantenjagd zu interessieren. Verrill ist von Wilsons Wahn schließlich so genervt, dass er wieder abreisen will, doch kann ihn Landers gerade noch so davon abhalten. Wilson lässt keinen Zweifel daran, dass er erst einen Elefanten mit riesigen Stoßzähnen erlegen will, bevor er mit den Dreharbeiten beginnt. Er engagiert den ortskundigen Scout Kivu und den erfahrenen Elefanten-Jäger Ogilvy (Conrad Asquith), um seinen Traum zu verwirklichen, und kümmert sich nicht darum, die Crew, darunter die Schauspieler Kay Gibson (Marisa Berenson) und Phil Duncan (Richard Vanstone), und die Financiers warten zu lassen … 

Kritik: 

Viertel, der mit der Unterstützung von James Bridges („Das China-Syndrom“) und Burt Kennedy („Dreckiges Gold“) selbst das Drehbuch zu seinem Roman schrieb, veränderte kaum die Namen der „African Queen“-Protagonisten – aus John Huston wurde John Wilson, aus Peter Viertel Pete Verrill. Allerdings hat Eastwoods Figur wenig mit John Huston gemein. Dafür spielt sich Eastwood selbst viel zu sehr in den Vordergrund, wobei nicht immer nachzuvollziehen ist, wohin sein moralisches Pendel gerade ausschlägt. 
Auf der einen Seite mokiert er sich über judenfeindliche Äußerungen und fordert sogar den weißen und weitaus fitteren Hoteldirektor zu einem Faustkampf heraus, nachdem dieser einen seiner schwarzen Angestellten körperlich züchtigte, auf der anderen Seite verteidigt er die Sünde, ein so edles Geschöpf wie einen Elefanten zu töten, als die einzige, für die man das Recht kaufen kann. 
So großartig die Landschaftsbilder und Tieraufnahmen sind, die Eastwoods langjähriger Kameramann Jack N. Green („Erbarmungslos“, „Die Brücken am Fluss“) eingefangen hat, so unglaubwürdig entwickelt sich der Plot, wobei die vage Charakterisierung von Eastwoods Figur das Hauptproblem darstellt, denn ebenso wie seine moralischen Entscheidungen nicht vorhersehbar sind, wirkt auch seine Einstellung zur Traumfabrik uneinheitlich. 
Während er selbst die Risikoscheu in Hollywood verachtet und seine Filme ganz nach seinem Geschmack realisieren will, erkennt er auf der anderen Seite die Stellung Hollywoods als wirtschaftliche Produktionsstätte an, die gegen jeden Spott erhaben ist. Doch bevor sich Eastwoods Figur zum Alltag und seiner eigentlichen Aufgabe zuwenden kann, muss er erst Zeuge einer läuternden Katastrophe werden. Zu diesem Zeitpunkt hat Eastwood sein Publikum allerdings schon verloren. 

Kommentare

Beliebte Posts