Jersey Boys

Clint Eastwood hat als Regisseur bereits mit „Honkytonk Man“ (1982) und der Charlie-Parker-Biografie „Bird“ (1988) unter Beweis gestellt, wie einfühlsam er mit seiner Begeisterung für musikalische Themen umzugehen versteht. Sein 2014 entstandenes Biopic „Jersey Boys“, das die Karriere der erfolgreichen Pop-Band The Four Seasons („Can’t Take My Eyes Off You“) nachzeichnet, ist allerdings recht unspektakulär ausgefallen.

Inhalt: 

Anfang der 1950er Jahre gründet Tommy DeVito (Vincent Piazza) in dem heruntergekommenen Viertel Newark, New Jersey, mit seinem Bruder Nick DeVito (Johnny Cannizzaro) und seinem Freund Nick Massi (Michael Lomenda) die Band The Variety Trio, während er seinen Lebensunterhalt als Botenjunge für den Mafioso Gyp DeCarlo (Christopher Walken) verdient. Als er den Teenager Frankie Castelluccio (John Lloyd Young) entdeckt, ist er ihm zunächst ein Mentor und lässt den Frisör-Lehrling eines Abends einen Song auf der Bühne singen. Dabei fällt ihm die hübsche Mary Delgado (Renée Marino) auf, verliebt sich in sie, ändert seinen Nachnamen in Valli und heiratet sie später. 
Als Tommy für sechs Monate ins Gefängnis muss, übernimmt Frankie den Gesang, doch erst als sie durch Joe Pesci den Sänger und Songschreiber Bob Gaudio (Erich Bergen) kennenlernen, geht die Erfolgskurve der Band nach oben. Das Quartett nennt sich nach einer Kegelbahn The Four Seasons, erhält einen Vertrag mit dem Produzenten Bob Crewe (Mike Doyle) – allerdings nur für den Background-Gesang. Währenddessen leiht sich Tommy immer wieder größere Summen von Norm Waxman (Donnie Kehr). 
Das harte Tour-Leben sorgt zunehmend für Spannungen innerhalb der Band. Bob geht mit Frankie einen Deal auf, der die Einnahmen für Sachen, die sie außerhalb der Band veröffentlichen, unter ihnen aufteilt, Frankie verlässt schließlich seine Frau und drei Töchter. Vor einem Fernsehauftritt taucht schließlich Norm Waxman auf und verlangt von Tommy die mittlerweile angesammelten 150.000 Dollar zurück, die er ihm mittlerweile schuldet. Frankie weiß sich keinen anderen Rat, als in dieser Sache Gyp DeCarlo einzuweihen. Dem gelingt es zwar, die finanzielle Angelegenheit zu regeln, doch die Band bricht daraufhin auseinander … 

Kritik: 

Clint Eastwood hat „Jersey Boys“ nach dem gleichnamigen Musical, das 2005 am Broadway seine Premiere feierte, anschließend auch im Londoner West End, in Las Vegas, Chicago, Toronto, Melbourne, Singapore, Südafrika und in den Niederlanden aufgeführt und u.a. mit vier Tony Awards ausgezeichnet wurde. Die The-Four-Seasons-Komponist Bob Gaudio kreierte die Musik, Produzent Bob Crewe steuerte den Text bei und der langjährige Woody-Allen-Drehbuchautor Marshall Brickman („Der Schläfer“, „Manhattan“) schrieb mit Rick Elice das Buch dazu. Sie adaptierten ihr Musical dann auch als Drehbuch zum Film, der einerseits wie eine Revue all der Nummern, die die Four Seasons über die Jahre so erfolgreich gemacht haben. 
Neben der überzeugenden Darbietung von Songs wie „Big Girls Don’t Cry“, „Sherry“, „December, 1963 (Oh, What a Night)“, „My Eyes Adored You“, „Stay“, „Can’t Take My Eyes Off You“ und „Working My Way Back to You“ geht der Film allerdings kaum in die Tiefe, weder was beispielsweise die Ehe zwischen Frankie und Mary noch die Auseinandersetzungen innerhalb der Band angeht. Selbst die Rolle des Mafiabosses Gyp DeCarlo bleibt sehr oberflächlich skizziert. 
Der Ton des Films wird so stark von den eingängigen, doch thematisch belanglosen Songs der Four Seasons geprägt. So wie ihre Musik bleiben auch die Musiker blass und farblos. Da hilft es auch wenig, dass sich Eastwoods des Kniffes bedient, dass sich die einzelnen Musiker gelegentlich direkt an die Zuschauer wenden. Wie in den meisten Eastwood-Filmen sind die Frauen auch hier nur bloße Staffage. Sie dienen dem kurzweiligen Vergnügen und der Familienplanung, gewinnen aber im Vergleich zu den männlichen Hauptakteuren, die auch schon kein nennenswertes Profil entwickeln, überhaupt keine Konturen. So bleibt „Jersey Boys“ eine vergnügliche Musik-Revue ohne Ecken und Kanten, ein fraglos überflüssiges Spät-Werk des routinierten und oft zu Recht gefeierten Regisseurs. 

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