Die Letzten beißen die Hunde

Michael Cimino (1939-2016) hatte neben seiner offensichtlichen Begabung auch das nötige Glück, gleich mit seinem zweiten Drehbuch (nach „Lautlos im Weltraum“) für „Dirty Harry II – Callahan“ (1973) die Aufmerksamkeit von Clint Eastwood auf sich zu ziehen. So bekam Cimino die Gelegenheit, 1974 sein eigenes Drehbuch zu „Die Letzten beißen die Hunde“ zu verfilmen und ein imponierendes Regiedebüt hinzulegen, auf das wenig später der Kriegsfilm „Die durch die Hölle gehen“ folgen sollte. 

Inhalt: 

Der frühere Bankräuber John „Thunderbolt“ Doherty (Clint Eastwood) ist in einem kleinen Ort als Prediger abgetaucht, als während eines Gottesdienst sein alter Compagnon Red Leary (George Kennedy) die Kirche betritt und das Feuer auf den „Prediger“ eröffnet. Thunderbolt kann gerade noch aus dem Hintereingang fliehen und hat Glück, das just in diesem Augenblick der Kleinganove Lightfoot (Jeff Bridges) mit einem imposanten Schlitten vorfährt, den er von einem Gebrauchtwagenhändler „entführt“ hat. Während sich die beiden Männer auf der Flucht miteinander anfreunden, erfährt Lightfoot, dass Thunderbolt an dem berüchtigten Überfall auf Montana Armed beteiligt war und die Beute hinter einer Tafel einer kleinen Schule versteckt hat, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Seine beiden Mittäter Red und Eddie Goody (Geoffrey Lewis) wollen nun endlich ihren Anteil von ihm und gehen bei ihrer Forderung alles andere als zimperlich um. Schließlich einigen sich die Vier darauf, Montana Armed noch einmal zu überfallen, doch erfordert die Durchführung eine etwas andere Vorbereitung. Dazu nehmen sie jeweils ganz normale Jobs an, doch mit der Zeit wird Red immer ungeduldiger … 

Kritik:

„Thunderbolt and Lightfoot“ – so der Orginaltitel – beginnt als klassisches Road- und Buddy Movie. Die beiden Titelfiguren lernen sich – jeweils auf der Flucht - per Zufall auf der Straße kennen und lernen sich schnell besser kennen. Cimino widmet der wunderschönen Landschaft, die die beiden Kerle bereisen, zunächst ebenso viel Aufmerksamkeit wie seinen Figuren. Es ist der Traum einer trügerischen Freiheit, die die beiden Männer erleben, doch die Flucht vor dem Gesetz bzw. ehemaligen Mittätern haucht dem Ganzen die Gefahr der Vergänglichkeit ein. 
Cimino nimmt sich dabei viel Zeit, die jeweils eigenwilligen Charaktere von Thunderbolt und Lightfoot zu beschreiben. Während Thunderbolt durch den Korea-Krieg und seine Überfälle bereits einschlägige Erfahrungen im Leben gemacht hat, wirkt Lightfoot wie ein junger Bursche, der das Leben einfach genießt, der stolz darauf ist, für den Spaß mit Frauen und schnellen Autos nicht bezahlen zu müssen, und auch kein Problem damit hat, für den geplanten Überfall in aufreizende Frauen-Klamotten zu schlüpfen. Auf der anderen Seite haben sie mit Red und Eddie zwei Typen am Hals, die nichts unversucht lassen, an das große Geld zu kommen, wobei Red eindeutig die treibende und temperamentvolle Kraft darstellt, während der von Eastwoods Buddy Geoffrey Lewis („Ein Fremder ohne Namen“, „Der Mann aus San Fernando“) den gehemmt wirkenden Eddie mimt. Mit der Planung des Überfalls nimmt der Film einen anderen Ton an, wird zum klassischen Heist Thriller, doch betont Cimino dabei stets die besondere Art der Freundschaft zwischen dem väterlichen Thunderbolt und dem jugendlich wirkenden Lightfoot. 
Clint Eastwood und der junge Jeff Bridges („Starman“, „True Grit“), der für seine Darstellung seine zweite Oscar-Nominierung (nach „The Last Picture Show“) einheimste, harmonieren perfekt als Männer mit der Suche nach Freiheit und Freundschaft. Cimino und sein Kameramann Frank Stanley („Begegnung am Vormittag“, „Dirty Harry II“) schufen dazu wunderbare Bilder, die sowohl der betörenden Landschaft als auch den charismatischen Männern gerecht werden.  

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