Gerade zu Beginn seiner Karriere hat Marlon Brando
ein gutes Gespür bei seiner Rollenauswahl bewiesen und sich in den 1950er Jahren
mit den Filmen „Die Männer“, „Endstation Sehnsucht“, Viva Zapata“, „Julius
Caesar“, „Der Wilde“ und „Die Faust im Nacken“ zu einem der
profiliertesten Darsteller seiner Generation entwickelt. Nachdem er bereits in Daniel
Manns Drama „Das kleine Teehaus“ (1956) in die japanische Kultur
eingetaucht war, machte Brando in Joshua Logans vierfach
Oscar-prämierten Liebesdrama „Sayonara“ (1957) als US-amerikanischer
Kampfpilot während des Koreakrieges erneut Bekanntschaft mit der japanischen
Lebensweise.
Inhalt:
Nachdem der bei Kameraden wie Vorgesetzten hoch angesehene
US-Air-Force-Pilot Major Lloyd Gruver (Marlon Brando) während seines
Einsatzes in Korea zwei weitere MiGs vom Himmel geholt hat, wird er durch den
Einfluss von General Mark Webster (Kent Smith), mit dessen Tochter Eileen
(Patricia Owens) Gruver liiert ist, ins japanische Kōbe abkommandiert, wo
Gruver einen weitaus ungefährlicheren Job in der Administration ausüben soll.
Auf dem Flug dorthin wird der Pilot von Offizier Joe Kelly (Red Buttons)
begleitet, dessen bevorstehende Heirat mit der Japanerin Katsumi (Miyoshi
Umeki) für einige Aufruhr in der Army sorgt. Ehen mit Japanerinnen sind generell
unerwünscht und werden durch bürokratische Hürden zusätzlich erschwert. Trotz
eigener Bedenken gegen Kellys Pläne wird Gruver sein Trauzeuge und wird
daraufhin von seinen Vorgesetzten zur Rede gestellt. Während Eileen eine Heirat
mit Gruver ablehnt, wenn er nur den Erwartungen anderer folge und weil sie eine
gute Partie sei, nimmt der mit sich hadernde Gruver eine Einladung von Captain
Bailey (James Garner) zu einer Aufführung einer japanischen Tanzgruppe an, bei
der Gruver von dem Star des Ensembles, Hana-Ogi (Miiko Taka), kennenlernt,
in die er sich vom ersten Moment an verliebt. Doch Hana-Ogi will von einer
Verbindung mit einem Amerikaner nichts wissen, sind doch einige ihrer
Familienangehörigen durch Amerikaner im Krieg getötet worden…
Kritik:
Seit sein erstes Buch „Die Südsee“ mit dem Pulitzer-Preis
ausgezeichnet worden war, wurden viele Bücher von James A. Michener mit
Weltstars wie Grace Kelly, James Garner, Charlton Heston, Julie Andrews, Max
von Sydow und Richard Chamberlain verfilmt, darunter „Hawaii“
und „Die Brücken von Toko-Ri“. 1957 nahm sich Joshua Logan („Picknick“,
„Fanny“) des 1954 veröffentlichten Romans „Sayonara“ an und thematisierte
nicht nur die Konfrontation zwischen den durch vorherige Kriege aneinandergeratenen
USA und Japan, sondern vor allem die kulturellen Unterschiede in den jeweiligen
Lebensweisen. Die außerordentliche Missachtung, die Ehen US-amerikanischer Soldaten
mit japanischen Frauen in der US Army in den 1950er Jahren erfuhren und die durch
entsprechende Vorschriften und bürokratische Hürden verhindert werden sollten,
bietet den Nährboden für eine dramatische Geschichte, in der Soldaten der US
Army für ihr Liebesglück auch harte Konsequenzen für ihre Karrieren und Leben
in Kauf nehmen.
Marlon Brando stellt darin einen fest im System
verankerten Air-Force-Piloten dar, der so lange die militärischen Vorschriften
verteidigt, bis er selbst davon betroffen ist. Der Anblick der liebreizenden
japanischen Star-Schauspielerin lässt ihn schnell vergessen, dass er bislang eisern
die Meinung vertrat, dass Ehen am besten unter seinesgleichen geschlossen
werden sollten.
Zwar ist die Kehrtwendung der Gefühle, die sowohl Major
Gruver als auch die japanische Schauspielerin Hana-Ogi in dieser Hinsicht absolvieren,
nicht unbedingt subtil inszeniert worden, doch das Plädoyer für mehr Toleranz haben
Logan und sein Drehbuchautor Paul Osborn („Jenseits von Eden“,
„Wilder Strom“) stringent herausgearbeitet. Das gelingt ihnen vor allem
durch die authentische Darstellung der japanischen Lebensweise, die sich Gruver
bald ebenso aneignet wie zuvor Kelly. Dazu sorgen die prächtig in Technicolor eingefangenen
Bilder und der lebendige Score von Franz Waxman mit dem stimmungsvollen
Titelsong von Irving Berlin für den passenden exotischen Reiz dieser
Romanze zwischen unterschiedlichen Welten.
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