Der Mann aus Kentucky
Mit Filmen wie „Gewalt und Leidenschaft“, „Der Zug“,
„Vera Cruz“, „Der Gefangene von Alcatraz“ und „Verdammt in
alle Ewigkeit“ spielte sich Burt Lancaster in die erste Riege der
Hollywood-Stars. 1955 versuchte sich Lancaster bei „Der Mann aus
Kentucky“, einer Verfilmung von Felix Holts Roman „The Gabriel
Horn“ erstmals auch hinter der Kamera, doch kam das Resultat weder bei
Publikum noch bei der Kritik gut an. Bemerkenswert ist der klassische Western
aber nicht nur wegen Burt Lancasters hervorstechender Selbstinszenierung
als fürsorglicher und von den Frauen umschwärmter Abenteurer, sondern auch
wegen Walter Matthaus erster Kinorolle.
Inhalt:
Nach dem Tod seiner Frau beschließt der aus Kentucky
stammende Abenteurer Elias Wakefield (Burt Lancaster) mit seinem Sohn
Elias Jr. (Donald McDonald) sein Glück in Texas zu versuchen, wo weit
und breit keine Menschen zu sehen sind, sondern nur Büffelherden und Land, so
weit das Auge reicht. Zwar vermag Elias Jr. noch nicht das Horn zu blasen, um
den Hund zurückzurufen, doch davon abgesehen genießt der Junge die Reise mit
seinem Vater, die gemeinsame Jagd und die Geschichten über die unberührte Natur
und die Weite des Landes. Bei einem Zwischenstopp in einer kleinen Gemeinde
wird Elias allerdings zu Unrecht vom Sheriff eines Verbrechens verdächtigt und
eingesperrt, hofft der Sheriff doch auf ein weiteres lukratives Geschäft mit
den Frome-Brüdern, die noch eine offene Rechnung mit ihrem ehemaligen Nachbarn
Elias begleichen wollen. Zum Glück gelingt Elias mit Hilfe von Hannah Bolens (Dianne
Foster) die Flucht. Hannah verdient sich als Haushaltshilfe seit vielen
Monaten ihren Lebensunterhalt, wird von den Mitgliedern der Gemeinde aber nur
geduldet. Sie würde die Elias und seinen Sohn gern auf ihrer Reise nach
Texas begleiten, steht aber beim Sheriff, der das Trio auf der Flucht stellt,
noch mit 200 Dollar plus 50 Dollar für Verpflegung in der Schuld. Elias kauft
Hannah mit seinem gesamten Vermögen, das für die Schiffsfahrt gedacht war, frei
und sucht nun bei seinem erfolgreich mit Tabak handelnden Bruder Zack (John
McIntire) eine Möglichkeit, sich das Geld für die Reise zu verdienen. Zwar
lässt Zack seinen Bruder für sich arbeiten, und auch Hannah findet eine
Anstellung als Bedienung, doch hofft der Geschäftsmann, Elias als seinen
Partner zu gewinnen und ihn in der Gemeinde zu halten.
Der Umstand, dass sich
die Lehrerin seines Sohnes, Susie (Diana Lynn), in ihn verliebt hat,
begünstigt diesen Plan, zumal Elias durch einen Glücksfund an etwas Geld
gekommen ist. Elias‘ Sohn ist allerdings wenig begeistert von dem Wunsch seines
Vaters, sesshaft zu werden, und vermisst vor allem die gemeinsame Zeit beim
Jagen mit ihm. Der Konflikt mit dem bösartigen, geschickt mit der Peitsche
umgehenden Stan Bodine (Walter Matthau), und den Frome-Brüdern muss allerdings
ebenso gelöst werden wie die Entscheidung, mit welcher Frau Elias wirklich den
Rest seines Lebens verbringen will...
Kritik:
Wenn Burt Lancaster zu Beginn des Films als verwitweter
Vater mit seinem Sohn durch die Wildnis zieht und beim Lagerfeuer am Abend von Texas
schwärmt, wähnt man sich als Zuschauer noch in einem Feel-Good-Movie über die
letzten Siedler Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Welt noch einfach
gestrickt war und der Bürgerkrieg, die Entstehung von massenhaft bevölkerten
Städten und riesigen Farmen sowie die Industrialisierung noch in weiter Ferne
lagen. Doch spätestens mit dem Zwischenstopp in Humility, wo Elias‘ Bruder durch
den Handel mit Tabak zu bescheidenem Wohlstand gekommen ist, ändert sich der
Ton der Geschichte, allerdings wird auch schnell deutlich, wohin die Reise
geht.
Was zunächst wie ein rühriges Vater-Sohn-Abenteuer wirkt, entwickelt sich
zu einem Drama über die Gegenüberstellung von überholten Siedler-Träumen und
dem greifbaren Lebenssinn, in einer funktionierenden Gemeinschaft sesshaft zu
werden, eine Familie zu gründen und seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Allerdings verläuft dieses Ringen zwischen dem Traum unbegrenzter Freiheit und
dem geregelten Leben in der Gemeinschaft recht zäh und vorhersehbar. Da bringen
auch die Auseinandersetzungen mit den Frome-Brüdern und dem hinterhältigen Peitschenschwinger
Bodine wenig Spannung. Und auch die Beziehungen, die Elias mit der resoluten
Hannah und der zarten Lehrerin Susie eingeht, bleiben viel zu oberflächlich, um
dem Film eine nur ansatzweise romantische Note zu verleihen.
Burt Lancaster
scheint mit seinem Regiedebüt (er sollte nur noch einmal im Jahr 1974 für „Der
Mitternachts-Mann“ hinter die Kamera zurückkehren) auf Nummer sicher gehen
zu wollen und sich selbst als sympathischen Helden in Szene zu setzen. Dabei
half ihm zumindest der hörenswerte Soundtrack von Bernard Herrmann.
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