Absolution

Wie vor ihm schon Bruce Willis oder Nicolas Cage muss seit einigen Jahren auch Liam Neeson mit seinem prominenten Namen herhalten, um ansonsten völlig unspektakuläre, meist im Action-Genre angesiedelte Filme zu pushen, die sonst völlig im Wust an neuen Kino- und Streaming-Produktionen untergehen würden. Das trifft im besonderen Maße auch auf „Absolution“ zu, den zweiten Film, den der norwegische Filmemacher Hans Petter Moland („Aberdeen“, „Einer nach dem anderen“) nach „Hard Powder“ (2019) mit Liam Neeson realisiert hat.

Inhalt:

Der ehemalige Boxer Thug (Liam Neeson) arbeitet seit dreißig Jahren für den Gangsterboss Charlie (Ron Perlman) und soll nun auch Charlies kokssüchtigen Sohn Kyle (Daniel Diemer) in die Gesetzmäßigkeiten des Geschäfts einführen. Allerdings kann er sich mittlerweile an viele Namen nicht mehr erinnern, nicht mal an Charlies, vergisst Adressen und manchmal seine eigene Anschrift und Telefonnummer. Als er sich deshalb untersuchen lässt, wird ihm die Diagnose einer unheilbaren Chronisch Traumatischen Enzephalopathie (CTE) mitgeteilt, die er aufgrund vieler Schläge an den Kopf – schon seit seinem Kindesalter – erlitten hat. Über kurz oder lang wird er sich deshalb an immer weniger erinnern, sich nicht mehr bewegen können und auf Pflege angewiesen sein. Diese erschütternde Diagnose nimmt Thug zum Anlass, um wieder den Kontakt zu seinen Kindern zu suchen. Von seiner Tochter Daisy (Frankie Shaw) erfährt er, dass sein homosexueller Sohn vor zwei Jahren verstorben sei. Und auch wenn sie ihren Vater nicht wiedersehen will, lässt sie doch den Kontakt ihres Vaters zu ihrem Sohn Dre (Terrence Pulliam) zu, den Thug für das Boxen zu begeistern versucht. Doch am schwierigsten erweist sich für Thug der Abschluss mit seiner kriminellen Vergangenheit. Als er mitbekommt, dass er für einen von Charlies Aufträgen mexikanische Frauen für einen Bordellbetreiber transportiert, will Thug den armen Frauen aus der Klemme helfen…

Kritik:

Mit „Hard Powder“, dem Hollywood-Remake seines eigenen Films „Einer nach dem anderen“, hat der Norweger Hans Petter Moland nicht nur Tuchfühlung mit Hollywood aufgenommen, sondern vor allem Bekanntschaft mit Liam Neeson gemacht, der mittlerweile offenbar auch gern für weniger profilierte und talentierte Filmemacher vor der Kamera agiert. Nachdem der irische Charakter-Darsteller bereits in „Memory – Sein letzter Auftrag“ (2022) einen Killer mit Demenz verkörpern durfte, musste sich Neeson für „Absolution“ zumindest nicht aufwändig auf seine neue Rolle vorbereiten, auch wenn die hier thematisierte Gehirnschädigung andere Ursachen hat. Wer knallharte Action von „Absolution“ erwartet, dürfte schnell enttäuscht werden. Neeson wirkt mit Schnurrbart und behäbigem Auftritt wesentlich älter als sonst und darf sein Action-Potenzial, das seit der von Luc Besson produzierten Erfolgs-Trilogie „96 Hours“ immer wieder abgefragt wird, nur gelegentlich mit gezielten Faustschlägen zur Schau stellen. Ansonsten fokussiert sich der Film sehr stark auf Thugs Annäherung an seine Familie. Das betont zwar die dramatische Komponente von „Absolution“, doch das Drehbuch von Tony Gayton („Mord nach Plan“, „Hell on Wheels“) erweist sich als erschreckend klischeehaft und überraschungsarm, und auch Regisseur Hans Petter Moland fällt wenig Inspirierendes ein, um der Story einen originellen Kick zu verleihen. So bietet „Absolution“ in jeder Hinsicht konventionelle Dramatik mit einem überschaubaren Action-Anteil. Einzig der wie immer überzeugend auftretende Hauptdarsteller Liam Neeson lohnt das Anschauen – das war wohl auch der Plan.

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