Die Fahndung

 Claude Lelouch, der vor allem durch die Romanze „Ein Mann und eine Frau“ (1966) bekannt geworden ist, hatte seine Karriere Mitte der 1950er Jahre mit Dokumentarfilmen begonnen, ehe er 1960 seine eigene Produktionsfirma gründete und 1961 mit „Le propre de l’homme“ seinen ersten Kinofilm realisierte. Mit seinem zweiten Film, „Die Fahndung“ (1964), wurde der Sohn eines aus Algerien eingewanderten jüdischen Maßschneiders auch hierzulande bekannt.

Inhalt:

Ein Mann bricht aus einem Gefängnis aus, klettert über eine Mauer und begibt sich auf die Flucht. Ein Autofahrer (Guy Mairesse) fährt durch die Nacht und hört im Radio Nachrichten über einen flüchtigen Triebtäter. Als er in einer Bar einen Kaffee bestellt, fällt ihm eine junge, hübsche Frau (Janine Magnan) auf, die offensichtlich per Anhalter unterwegs ist, wie der Autofahrer in einem Gespräch zwischen dem Wirt und seinen zwei Gästen erfährt. Er bezahlt den Kaffee und verlässt das Lokal, um seine Fahrt fortzusetzen. Als er der Anhalterin begegnet, zögert sie nicht, sich von ihm mitnehmen zu lassen, und sich auch nicht von dem flüchtigen Triebtäter beunruhigen lässt, von dem sie erst später erfährt. Sie lässt sich sogar auf einen Ausflug zu den verlassenen Felsklippen der Normandie ein. 
Der Fahrer und seine Begleiterin essen gemeinsam zu Mittag in einem Restaurant, dessen Besitzer nach einem Blick in die Zeitung die Polizei informiert und gebeten wird, die Gäste noch zwanzig Minuten festzuhalten. Obwohl er ihnen reichlich Gratis-Alkohol ausschenkt, macht sich das Paar auf den Weg, bevor die beiden Polizisten eintreffen. Sie folgen dem Paar zu einem Hotel, wo der Autofahrer und die Anhalterin abgestiegen sind…

Kritik:

Claude Lelouch hat seinen 85-minütigen Film in Schwarzweiß gedreht und spielt in seinem semidokumentarisch inszenierten Krimi-Drama geschickt mit den Erwartungen des Publikums. Von dem flüchtigen Triebtäter bekommen wir nur die Hände und Füße zu sehen, dann folgt der Schnitt auf den Autofahrer, der einsam durch die Nacht fährt und sich interessiert die Nachrichten anhört. Durch die geschickten Schnitte und ungewöhnliche Perspektiven der (Hand-)Kamera entsteht zusammen mit der jazzigen Musik eine sehr suggestive Stimmung, die immer wieder durch authentische Interviews von Radio- und Fernsehreportern unterbricht, die ganz unterschiedliche Passanten auf den Straßen einschätzen lassen, ob Triebtäter ins Gefängnis oder in eine Anstalt gehörten, ob sie also Kriminelle oder Kranke seien. 
Lelouch präsentiert in diesem Frühwerk bereits sein Faible für ungewöhnlich ästhetische Einstellungen und Schnitttechniken, die seinen Film einen eigenen Groove verleihen.

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