Frauen in Ketten

Mit „Flucht in Ketten“ (1958) hat Stanley Kramer einen Klassiker des Genres – wenn man es so nennen will – des Gefängnisausbruchfilms. Der philippinische Drehbuchautor und B-Movie-Regisseur Eddie Romero inszenierte 1973 mit „Frauen in Ketten“ ein weibliches Pendant dazu, wobei er den Fokus natürlich anders setzte, nämlich auf eine wüste, aber unterhaltsame Mischung aus Sexploitation und Blaxploitation, wobei allen die Beteiligung von Blaxploitation-Ikone Pam Grier („Coffy – Die Raubkatze“, „Foxy Brown“) das Anschauen lohnt.

Inhalt:

Als der Frauenknast in der Nähe der philippinischen Hauptstadt Manila eine neue Buslandung Gefangene erhält, ziehen die schwarze Prostituierte Lee Daniels (Pam Grier) und die langbeinige, blonde Guerillakämpferin Karen Brent (Margret Markov) gleich die Aufmerksamkeit der ebenso sadistischen wie sexsüchtigen Wärterinnen auf sich. Allerdings haben weder die eine noch die andere der beiden Gefangenen große Lust auf ein Techtelmechtel gegen ein paar Hafterleichterungen. Als Lee und Karen nach den üblichen Schikanen der sadistischen Wärterinnen – u.a. mit erschwerten Haftbedingungen in einer Folter-Schwitz-Kammer - ein paar Tage später zur weiteren Befragung in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt werden sollen, versuchen Karens Revolutionskämpfer den Transport zu stoppen, doch werden sie von der nachrückenden Polizeieskorte daran gehindert, Karen in Sicherheit zu bringen. Zusammen mit Lee gelingt ihr dennoch die Flucht, allerdings sind die beiden Frauen, die sich bereits bei einem Catfight näher kennengelernt haben und ganz unterschiedliche Ziele haben, durch Handschellen aneinandergekettet. Während Lee nur die von Gangsterboss Vic Cheng (Vic Diaz) erbeuteten 40.000 Dollar an sich bringen will, um ein sorgenfreies Leben genießen zu können, wird Karen von ihren Revolutionsbrüdern am anderen Ende der Insel erwartet. Währenddessen sind den beiden Frauen sowohl der betrogene Gangster als auch die Polizei unter dem korrupten Captain Cruz (Eddie Garcia) auf der Spur…

Kritik:

Dass „Frauen in Ketten“ – im Original genretypischer einfach mit „Black Mama, White Mama“ betitelt – kein anspruchsvolles Arthouse-Kino bietet, wird bereits mit der Ankunft des Gefängnistransports deutlich, wenn Pam Grier und Margret Markov leichtbekleidet aus dem Bus steigen und den begehrlichen Blicken der Wärterinnen ausgesetzt sind. Letzte Zweifel an der künstlerischen Ausrichtung des Films werden ausgeräumt, wenn die weibliche Busladung zum ausgiebigen Duschen geschickt wird und das ausgelassene Treiben der neuen Häftlinge von der blonden Wärterin Ronda (Wendy Green) voyeuristisch durch ein Loch in der angrenzenden Kabinenwand beobachtet wird, doch der erfolgreiche Abschluss ihrer Masturbationsbemühungen wird durch ihre eifersüchtige Kollegin vorschnell zunichtegemacht. Zwar gibt es anschließend immer wieder mal barbusige Frauen zu sehen, wenn Gangsterboss Vic sich von seinen Gespielinnen verwöhnen lässt, oder Sexploitation auf originelle Weise eingesetzt wird, wenn etwa Sid Haig („The Devil’s Rejects“) als Porno-Killer-Cowboy entspannt im Nebenzimmer die minderjährigen Töchter seines Partners durchnudelt, doch der Großteil der Handlung wird durch schießwütige Auseinandersetzungen zwischen Gangster, Polizei und Revolutionären bestimmt.
Das geringe Produktionsbudget von gerade mal 200.000 US-Dollar sieht man „Frauen in Ketten“ gerade in den Action-Sequenzen deutlich an, aber zumindest in schauspielerischer Hinsicht sorgen Pam Grier und Sid Haig für sehenswerte Momente, für die auch niemand Geringerer als der spätere Meister-Regisseur Jonathan Demme („Philadelphia“, „Das Schweigen der Lämmer“) als Co-Drehbuchautor verantwortlich zeichnet. Davon abgesehen stellt „Frauen in Ketten“ eine durchaus feministische und mit Abstrichen sehenswerte Variante von „Flucht in Kletten“ dar, wenn die Männer von den taffen Frauen mächtig vorgeführt werden.

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