Brannigan – Ein Mann aus Stahl

Als charismatischer Held von klassischen (Spät-)Western wie „Man nennt mich Hondo“, „Der schwarze Falke“, „Rio Bravo“, „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ und „El Dorado“ hat es John Wayne in den 1950er und 1960er Jahren zu verdientem Weltruhm gebracht. Selbst in den frühen 70ern war der alternde Duke noch in sehenswerten Genrestreifen wie „Rio Lobo“, „Big Jake“ und „Die Cowboys“ zu sehen, doch zeichnete sich hier schon ab, dass die Zeit des charismatischen Hollywood-Stars bald abgelaufen sein würde. Nachdem er sich in John Sturges‘ „McQ“ (1974) als Cop versucht hatte, der den Mord an seinem Freund untersucht, schlüpfte er ein Jahr später auch in „Brannigan – Ein Mann aus Stahl“ in die Rolle des einzelgängerischen Polizisten.

Inhalt:

Lieutenant James Brannigan (John Wayne) ist beim Chicago Police Department auf der Jagd nach dem seit langer Zeit flüchtigen Kriminellen Ben Larkin (John Vernon). Von seinen Vorgesetzten wird Brannigan schließlich nach London geschickt, wo er Larkin durch Scotland Yard in Empfang nehmen und zurück in die Staaten überführen soll. Als Begleitung wird ihm vom verantwortlichen Commander Sir Charles Swann (Richard Attenborough) Detective Sergeant Jennifer Thatcher (Judy Geeson) vom Sittendezernat zugeteilt, doch erleben Scotland Yard und der US-Cop eine böse Überraschung, als Larkin vor den Augen der ihn überwachenden Scotland-Yard-Leute entführt wird. Obwohl die Einmischung der Polizei von den Entführern verboten wird, wendet sich Larkins Anwalt Mel Fields (Mel Ferrer) mit der Lösegeldforderung an Scotland Yard. Die Polizei überwacht die Übergabe, wird jedoch durch ein Ablenkungsmanöver getäuscht. Während sich Brannigan an den Ermittlungen beteiligt, werden mehrere Mordanschläge auf ihn verübt. Larkin hat nämlich schon im Vorfeld auf seinen langjährigen Verfolger den verlässlichen Auftragsmörder Gorman (Daniel Pilon) angesetzt. Unterdessen erhält die Polizei eine weitere Lösegeldforderung mit einem Finger Larkins. Diesmal verbittet sich Fields, der das Lösegeld wieder übergeben soll, eine Einmischung der Polizei, doch davon lässt sich ein Mann wie Brannigan natürlich nicht einschüchtern…

Kritik:

Der britische Filmemacher Douglas Hickox hat viele Jahre als Regieassistent (zuletzt 1961 für „16 Uhr 50 Uhr ab Paddington“) gearbeitet, bevor er selbst Regie führte und mit „Seid nett zu Mr. Sloane“, „Blutroter Morgen“ und „Theater des Grauens“ Anfang der 1970er Jahre gleich die bekanntesten Filme seiner Karriere ablieferte. Sein Cop-Thriller „Brannigan“ sollte die Schlappe wettmachen, die der alternde John Wayne zuvor mit „McQ“ erlitten hatte, doch vermochte es dieser auch nicht, einen Imagewechsel des ehemaligen Western-Stars zu manifestieren. Stattdessen wandte sich Wayne in seinen letzten beiden Filmen – „Rooster Cogburn“ (1975) und „The Shootist“ (1976) – wieder seinem angestammten Genre zu. Dass sich Wayne überhaupt als Cop casten ließ, mochte daran liegen, dass Clint Eastwood mittlerweile nicht nur die besseren Western („Für eine Handvoll Dollar“, „Zwei glorreiche Halunken“, „Coogans großer Bluff“, „Ein Fremder ohne Namen“) machte, sondern auch als „Dirty Harry“ auch das Genre des Cop-Thrillers revolutionierte. 
Dass Wayne in seinem Alter (während der Dreharbeiten hatte der Duke bereits 67 Jahre auf dem Buckel) mit Eastwood, der sich auch noch als hervorragender Regisseur („Ein Fremder ohne Namen“, „Begegnung am Vormittag“) erwies, nicht mithalten konnte, hinderte ihn jedoch nicht daran, sein Image als ebenso hartnäckiger wie seine Umwelt nervender Einzelgänger auch in „Brannigan“ zu pflegen. 
Die Story gibt dabei nicht allzu viel Originelles her, sondern dient nur als Aufhänger für das humorvolle Geplänkel zwischen Brannigan und Swann, die die unterschiedlichen Ermittlungsmethoden der Amerikaner und Briten thematisieren, sondern vor allem dazu, Wayne noch einmal als harten Hund zu präsentieren, der sich auch in einem anderen Land zu orientieren und seinen eigenen Weg zu gehen versteht. Die prominenten Co-Darsteller, der funkige Score von Dominic Frontiere und das quirlige Stadtleben von London machen „Brannigan“ zu einem zwar nicht erstklassigen, aber durchaus unterhaltsamen, kurzweiligen Thriller-Vergnügen.

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