Verliebt in die Gefahr
In den 1960er Jahren avancierte John Frankenheimer
mit Filmen wie „Der Gefangene von Alcatraz“, „Botschafter der Angst“, „Sieben
Tage im Mai“, „Der Zug“ und „Der Mann, der zweimal lebte“ zu einem
Garanten erstklassiger Filme, doch gelangen ihm danach nur noch gelegentlich
sehenswerte Werke wie „Grand Prix“ (1966), „The Iceman Cometh“
(1973), „French Connection II“ (1975) und „Schwarzer Sonntag“
(1977). Dass Frankenheimer nach wie vor ein routinierter Handwerker ist,
bewies er 1991 mit dem Polit-Thriller „Verliebt in die Gefahr“ nach
einem Roman von Michael Mewshaw.
Inhalt:
Die kommunistische Terrororganisation Rote Brigaden sorgt 1978
für ständige, blutige Unruhen auf Italiens Straßen. Der US-amerikanischen
Fotoreporterin Alison King (Sharon Stone) gelingen zufällig
atemberaubende Bilder von einem Banküberfall der Terroristen, was sie auf das
Titelblatt des Time Magazines bringt. Dadurch erregt sie die
Aufmerksamkeit des amerikanischen Journalisten David Rayborne (Andrew
McCarthy), der in Rom für eine linke Zeitung schreibt und an einem Buch
über die Roten Brigaden arbeitet, von dem seine alleinerziehende italienische
Freundin Lia (Valeria Golino) allerdings ebenso wenig weiß wie sein Freund,
der Universitätsdozent Italo Bianchi (John Pankow).
Als Rayborne allerdings
eine Affäre mit der attraktiven Fotoreporterin beginnt, gelangt sein Manuskript
in Bianchis Hände und von dort aus zu den Roten Brigaden. Deren Anführer sind
gar nicht davon begeistert, dass Rayborne in seinem halb realen, halb fiktiven
Roman die Entführung des ehemaligen Ministerpräsidenten Aldo Moro thematisiert,
denn das haben die Terroristen tatsächlich vor. Um das Unternehmen nicht zu
gefährden, machen sie Jagd auf King und Raybourne…
Kritik:
Frankenheimer und sein Drehbuchautor David Ambrose
(„Der letzte Countdown“, „D.A.R.Y.L. – Der Außergewöhnliche“) machen
sich nicht die Mühe, die Entstehung und Beweggründe der 1970 gegründeten italienischen
Terrororganisation Rote Brigaden nachzuvollziehen, sondern steigen gleich
in den Höhepunkt des Terrors ein, der in der Entführung des ehemaligen
Ministerpräsidenten Aldo Moro gipfelt. Auch für die vier Hauptfiguren, Rayborne
und Bianchi auf der einen, Lia und Alison auf der anderen Seite bleibt wenig
Raum zur Einführung.
Zwar wird der Sorgerechtskampf von Lia um ihren Sohn kurz
thematisiert, doch sowohl Valeria Golino („Rain Man“, „Portrait einer
jungen Frau in Flammen“) als auch Sharon Stone („Basic Instinct“,
„Casino“) dürften vor allem wegen ihrer körperlichen Reize verpflichtet
worden sein. Ansonsten lebt „Verliebt in die Gefahr“ vor allem von der
Ungewissheit, wer eigentlich zu den Roten Brigaden gehört und wer etwas über
sie weiß.
Bis zur Beantwortung dieser Frage wird einiges an nackter Haut
gezeigt, vor allem aber viel Blut auf den Straßen vergossen, wobei die deutsche
Übersetzung des Originaltitels „Year of the Gun“ Alisons wahnwitziges
Verhalten beschreibt, auch bei blutigen Schlägereien mit ihrer Kamera mitten
ins Geschehen zu stürzen, um ihre Bilder des Schreckens zu schießen und die
Betrachter zu Zeugen zu machen.
Die Straßenszenen in Rom sind Frankenheimer
und seinem Kameramann Blasco Giurato („Cinema Paradiso“, „Eine reine
Formalität“) hervorragend authentisch gelungen, aber die politische Sprengkraft
des Themas arbeitet der Film nur unzureichend heraus, so dass auch die bemühten
Darsteller wenig dazu beitragen können, ihm Klasse und echte Spannung zu verleihen.
Dazu ist der Plot dann doch zu verworren ausgefallen.
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