55 Tage in Peking

In den 1960er Jahren hat sich Samuel Bronston als Produzent einiger bemerkenswerter Monumentalfilme einen Namen gemacht, doch nach den erfolgreichen Historien-Epen „König der Könige“ und „El Cid“ (beide 1961) konnte „55 Tage in Peking“ (1963) trotz großartiger Besetzung mit Charlton Heston, Ava Gardner und David Niven nicht mehr überzeugen. Es war auch der letzte große Film, den Regisseur Nicholas Ray („…denn sie wissen nicht, was sie tun“, „König der Könige“) inszenieren durfte.

Inhalt:

Nach einer jahrelangen Dürreperiode lebt das chinesische Volk im Jahr 1900 in großer Armut. Die Kaiserin Tzu-Hsi (Flora Robson) hat alle Mühe, die innerpolitischen Konflikte in ihrem Reich unter Kontrolle zu bringen. Vor allem die durch die fanatische Untergrundbewegung der Boxer angezettelten Aufstände und Attentate auf die im Land befindlichen Vertreter der Kolonialmächte bereiten der Herrscherin Kopfzerbrechen. Als die Boxer das Diplomatenviertel in Peking stürmen und den deutschen Botschafter töten, gerät die ohnehin brenzlige Situation außer Kontrolle. Doch der kaiserlichen Anordnung, das Land zu verlassen, wollen nicht alle Diplomaten nachkommen. Vor allem der britische Botschafter Arthur Robertson (David Niven) will verhindern, dass nach dem Abzug der ausländischen Truppen und Diplomaten das Chaos überhandnimmt, und findet in dem US-amerikanischen Major Matt Lewis (Charlton Heston) einen starken Verbündeten. Gemeinsam mit den Deutschen, Spaniern, Italienern, Franzosen, Russen, Österreichern und Japanern versuchen die Strategen, der zahlenmäßig weit überlegenen chinesischen Streitmacht eine Verteidigung entgegenzustellen, bis die alliierte Befreiungsarmee eintrifft. Doch gegen die 20.000 Mann starke Übermacht scheinen sich die gerade mal 400 alliierten Freunde nicht lange halten zu können …

Kritik:

Ähnlich wie bei „El Cid“ und „Der Untergang des Römischen Reiches“ liegen auch „55 Tage in Peking“ historische Ereignisse zugrunde, die aber wiederum sehr vereinfacht dargestellt werden. Der Unterhaltungswert des 17 Millionen Dollar teuren Dramas liegt weniger in der Aufbereitung der komplexen Hintergründe für den Boxer-Aufstand, sondern in der bildgewaltigen Darstellung des aufopferungsvollen Kampfes einiger weniger alliierter Diplomaten und Soldaten gegen die chinesische Belagerung ihres Viertels. Dabei werden einzelne menschliche Schicksale nur so weit angerissen, dass die Handlung auch einige emotionale Momente aufbieten kann. Wenn etwa Lewis‘ Kamerad Sgt. Harry (John Ireland) getötet wird, liegt es an dem Major, Harrys chinesischer Adoptivtochter Teresa in dem von Pater de Bearn (Harry Andrews) geleiteten Waisenhaus die Nachricht vom Tod ihres Vaters zu überbringen. Die mittellose Baroness Natalie Ivanoff (Ava Gardner) wiederum macht die Not zur Tugend und entgeht ihrer Evakuierung, indem sie sich als Krankenschwester bei der Versorgung der Verletzten nützlich macht.
Doch der Fokus des Films liegt vor allem auf die Konfrontation zwischen den Chinesen mit den aufständischen Boxern einerseits und den vereinten chinesischen Kräften gegen die Alliierten im weiteren Verlauf der Unruhen. Dabei ist ein Großteil des Budgets natürlich für die prächtigen Bauten und exotischen Kulissen verwendet worden.
Da die Filmemacher nicht in Peking drehen konnten, wurde in der Nähe von Madrid auf einer Fläche von 243.000 Quadratmetern eine Replik der Stadt Peking um 1900 aufgebaut, nahezu alle in Spanien verfügbaren Chinesen als Statisten angeheuert und teilweise auf Originalkostüme zurückgegriffen, die den Filmemachern von einer reichen florentinischen Familie als Leihgabe zur Verfügung gestellt wurden. Bei allen exotischen Schauwerten wirkt die Schwarz-Weiß-Malerei, bei der die Chinesen als verschlagen und brutal dargestellt werden und die Alliierten als edelmütig und tapfer, aber ärgerlich, die Charakterisierung der Figuren allesamt oberflächlich.
Es ist einzig der beeindruckenden Leinwand-Präsenz von Charlton Heston („Die zehn Gebote“, „Ben Hur“) und dem nuancenreicheren Spiel von David Niven („Casino Royale“, „Eine Leiche zum Dessert“), dem beeindruckend inszenierten Schlachtfinale und Dimitri Tiomkins („Giganten“, „Rio Bravo“) packender Musik zu verdanken, dass „55 Tage in Peking“ unter den großen Monumentalfilmen der Zeit nicht ganz abfällt.
"55 Tage in Peking" in der IMDb

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