Giganten

Was hätte aus James Dean noch für ein Schauspieler werden können! Nachdem er mit „Jenseits von Eden“ und „…denn sie wissen nicht, was sie tun“ zu einem Idol für eine ganze Generation wurde, hatte er in George Stevens‘ Epos „Giganten“ (1956) bereits seinen letzten Auftritt, bevor er bei einem Autounfall ums Leben kam und die Premiere des zehnfach Oscar-nominierten Meisterwerks über das drei Jahrzehnte abgedeckte Leben einer Rancher-Familie in Texas nicht mehr mitbekam. 

Inhalt:

Der texanische Rinderbaron Jordan „Bick“ Benedict Jr. (Rock Hudson) fährt in den Norden nach Maryland, um sich auf dem Anwesen von Dr. Horace Lynnton (Paul Fix) den temperamentvollen Hengst Westwind anzusehen. Allerdings ist Bick von Lynntons bildhübscher Tochter Leslie (Elizabeth Taylor) viel mehr angetan und verlängert ihretwegen seinen Aufenthalt auf der Farm, obwohl sie bald den jungen Politiker Sir David Karfrey heiraten soll. Auch Leslie ist von dem charismatischen Großgrundbesitzer aus Texas fasziniert und liest noch in der Nacht alle Bücher, die sie im Haus über Texas finden kann, und konfrontiert ihren Besucher am nächsten Morgen mit der Tatsache, dass Texas den Mexikanern entrissen worden ist, worauf Benedict entgegnet, dass seine Familie den Besitz ordnungsgemäß gekauft habe. Trotz dieser Meinungsverschiedenheit heiraten die beiden, und Bick nimmt seine Frau mit auf seine Ranch, die fest in der Hand seiner raubeinigen Schwester Luz (Mercedes McCambridge) ist. Sie weist nicht nur das mexikanische Personal in seine Aufgaben ein, sondern Leslie auch in die Gesellschaft. Dass sich die junge Frau aber um die Belange der Mexikaner kümmert, ist vor allem ihrem Mann ein Dorn im Auge, schließlich gehöre es sich nicht, sich mit dem „Gesindel“ herumzuschlagen. 
Als Luz bei einem Reitunfall mit Westwind zu Tode stürzt, stößt Leslie mit ihren liberalen Ansichten immer wieder auf Granit bei ihrem Mann, der es weder billigen kann, dass sich seine Frau um das kranke Baby einer Mexikanerin kümmert, noch dass sie an Männergesprächen über Politik teilnimmt. Luz hat in ihrem Testament dem eigenbrötlerischen Angestellten Jett Rink (James Dean) ein kleines Stück Land vermacht, das der Erbe sich nicht zum doppelten Wert von Benedict abkaufen lassen möchte. Stattdessen findet er sogar Öl auf seinem Land und wird zu einem echten Konkurrenten für Bick, der weiterhin an der Rinderzucht festhält. Auch seinen Sohn Jordan (Dennis Hopper) will der Rinderbaron dazu bringen, die Geschäfte seiner Familie fortzuführen, doch der will lieber Medizin studieren und heiratet auch noch eine Mexikanerin … 

Kritik:

George Stevens („Ein Platz an der Sonne“, „Das Tagebuch der Anne Frank“) wird gern in einem Atemzug mit großen amerikanischen Filmemachern wie Howard Hawks, William Wyler und John Ford genannt. Mit der Verfilmung von Edna Ferbers Roman „Giganten“ gelang ihm ein großes Texas-Epos, das innerhalb von drei Jahrzehnten die besonderen Herausforderungen einer Rancher-Dynastie thematisiert, die sich nicht nur mit einem veränderten Umgang mit mexikanischen Untertanen und der Konkurrenz durch das Geschäft mit dem Öl auseinandersetzen muss, sondern auch die Selbstbestimmung von Frauen und Kindern akzeptieren muss, die nicht zwingend in die Fußstapfen ihrer Eltern treten wollen. 
Die Heirat zwischen dem texanischen Rinderbaron und der selbstbewussten, liberalen Leslie aus dem Norden birgt von Beginn an etliche Konflikte, die „Giganten“ behutsam aufgreift und einfühlsam erzählt, besonders eindringlich ist hier der Besuch der jungen Frau in dem Elendsviertel der mexikanischen Arbeiter gelungen, wo sich Leslie aufopferungsvoll um ein krankes Baby kümmert. Dass sich über Jahrzehnte festgesetzte gesellschaftliche Strukturen und Vorurteile aber auch ändern können, demonstriert Benedict im Anschluss an die pompösen Feierlichkeiten zur Einweihung von Jett Rinks Flughafens und Hotel, als sich der Rinderbaron von einem mexikanischen Café-Besitzer verprügeln lässt. Doch bis dahin ist es ein langer Weg, auf dem sich die beiden „Giganten“ Benedict und Rink immer wieder begegnen, ohne dem Gegenüber auch nur einen Hauch von Schwäche zu offenbaren. Dabei ist Jett Rink bei allem Reichtum ein einsamer Mann geblieben, der sein Unglück in Alkohol ertränkt und bei der durch das Radio übertragenen Ansprache zur Einweihung volltrunken vor dem Mikrofon zusammenbricht. Nur Benedicts Tochter Luz Benedict II (Carroll Baker) kommt an den schwerreichen, aber unglücklichen Mann heran. 
„Giganten“ thematisiert für die 1950er Jahre ungewöhnlich offen gesellschaftlich und politisch brisante Themen wie Rassismus, Selbstbestimmung der Frau und Selbstverwirklichung von jungen Menschen, wobei das Epos nicht nur von der behutsamen Inszenierung, sondern auch von den hervorragenden Darstellern getragen wird, die zwar teilweise für einen Oscar nominiert wurden – Hudson, Dean und McCambridge -, aber letztlich leer ausgingen. Am Ende hat nur George Stevens den Oscar für die beste Regie einheimsen können. Ebenso preiswürdig sind allerdings auch die eindrucksvollen Kulissen, Dimitri Tiomkins recht zurückhaltende Musik und William C. Mellors („Glut unter der Asche“, „Ein Platz an der Sonne“) satten Bilder. 

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