Auf brennender Erde

Der mexikanische Filmemacher Guillermo Arriaga hat vor allem durch seine Drehbücher für Alejandro González Iñárritus Meisterwerke „Amores Perros“, „21 Gramm“ und „Babel“ sowie zu Tommy Lee Jones‘ „Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada“ aufhorchen lassen, 2008 präsentierte er mit dem Drama „Auf brennender Erde“ sein nach eigenem Drehbuch entstandenes Regiedebüt. Dabei kann er vor allem auf die starken Darstellungen der drei erstklassigen Schauspielerinnen Kim Basinger, Charlize Theron und Jennifer Lawrence zählen. 

Inhalt:

Als Mariana (Jennifer Lawrence) dahinterkommt, dass ihre Mutter Gina (Kim Basinger) eine Affäre mit ihrem Nachbarn Nick (Joaquim de Almeida) unterhält, verfolgt sie sie zu ihrem heimlichen Versteck und will den beiden Ehebrechern einen Schrecken einjagen, als sie den in der Wüste verlassen stehenden Wohnwagen in Brand setzt. Doch aus dem Schrecken wird tödlicher Ernst, als aus dem Feuer eine Explosion wird, die den Wohnwagen völlig zerfetzt und die beiden Geliebten miteinander zu einem Klumpen verschmelzen lässt. Als Nicks Sohn Santiago (J.D. Pardo) sich mit Mariana darüber unterhalten will, wie es zu dieser Katastrophe gekommen ist, kommen sich die beiden näher und fliehen vor dem Zorn von Marianas Vater Robert (Brett Cullen) nach Mexiko. Doch das gemeinsame Kind überlässt Mariana direkt nach der Geburt Santiago. Sie selbst kehrt in die Staaten zurück, legt sich einen neuen Namen zu und betreibt als Sylvia (Charlize Theron) schließlich ein Luxus-Restaurant. Doch die Vergangenheit und die schmerzliche Verantwortung für den Tod ihrer Mutter lässt sie nicht los. Nachdem sie sich schon als Teenagerin eine Brandwunde als Zeichen der Verbundenheit zu Santiago zugefügt hat, ritzt sie sich regelmäßig in den Unterschenkel und lässt sich regelmäßig auf Affären ein, wovon ihr derzeitiger Freund, der in ihrem Restaurant angestellte Koch John (Josh Corbett), alles andere als begeistert ist. Als Santiago mit dem Flugzeug, mit dem er Felder besprüht, schwer verunglückt, sucht Santiagos Bruder sie auf … 

Kritik: 

Guillermo Arriaga arbeitet in seinem Regiedebüt ähnlich wie Iñárritu in „Amores Perros“, „21 Gramm“ und „Babel“ mit episodisch angelegten Erzählsträngen, die zwischen den Zeiten und zumeist weiblichen Protagonisten hin- und herspringen. Der Hauptstrang fokussiert sich dabei zum einen um die jüngere Mariana, zum anderen um ihre ältere Verkörperung als Sylvia, denn es ist vor allem der Schmerz und der Umgang mit ihm, der den emotionalen Kern von „Auf brennender Erde“ darstellt. Das beginnt mit der Entdeckung der Affäre, die ihre Mutter mit Nick unterhält, wofür sie immer wieder die kinderreiche Familie vernachlässigt, während ihr Vater als LKW-Fahrer oft unterwegs ist. Mit ihrem Brandanschlag will sie ihre Mutter eigentlich nur zur Räson bringen und verzweifelt schließlich an der Verantwortung für ihren Tod. 
Arriaga versucht, mit seiner sprunghaften Erzählweise herauszuarbeiten, was Gina auf der einen Seite und Mariana/Sylvia auf der anderen Seite zu ihren unglückseligen Entscheidungen im Leben gebracht hat, doch nimmt er sich nicht genügend Zeit, hierbei besonders in die Tiefe zu gehen. Es bleibt bei kurzen Offenbarungen, etwa Ginas Erklärung, warum Nick sie nicht oben ohne sehen soll, wie Mariana entdeckt, was ihre Mutter hinter dem Rücken der Familie so treibt, wie Robert reagiert, als er erfährt, dass seine Tochter offenbar mit dem Sohn des Mannes schläft, der ihre Familie zerstört hat. Bei all den Wechseln der Zeitebenen und Erzählperspektiven taucht der Film nie wirklich tiefgründig in die verletzten Psychen seiner Figuren ein, begnügt sich mit überraschenden Entdeckungen, verlässt die betroffenen Personen aber, wenn sie sich mit den plötzlich auftauchenden Problemen auseinandersetzen müssen. Erst zum Ende hin, wenn die Beziehungen der drei – eigentlich nur zwei – Frauenschicksale zueinander geklärt und ihre im Fall von Mariana/Sylvia selbst zugefügten Wunden und Erniedrigungen eine Begründung erfahren, darf sich das Publikum selbst ausmalen, wie die Frauen zu dem geworden sind, was sie darstellen. Dabei spielen sowohl die junge Jennifer Lawrence („Die Tribute von Panem“-Reihe, „Silver Linings“) als auch Oscar-Gewinnerin Charlize Theron („Monster“, „Mad Max: Fury Road“) und Kim Basinger („9½ Wochen“, „L.A. Confidential“) ihre Parts sehr überzeugend, bekommen aber kaum die Gelegenheit, ihre jeweils tragischen Geschichten voll auszuformulieren. 
Die Männer fungieren hier meist nur als Stichwortgeber und verleihen so ihren weiblichen Counterparts das Profil, das sie selbst nicht erhalten. Die starken Leistungen der weiblichen Darsteller, die wunderschönen Bilder von Robert Elswit („There Will Be Blood“, „Michael Clayton“) und der minimalistische Score von Omar Rodriguez-Lopez und Hans Zimmer („Hannibal“, „Gladiator“) machen „Auf brennender Erde“ dennoch sehenswert. 

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