Reds
Warren Beatty hat seine Schauspielkarriere Ende der 1950er Jahren mit Auftritten in einigen kleineren Fernsehserien begonnen und feierte seinen Durchbruch in Arthur Penns legendärem Gangster-Biopic „Bonnie und Clyde“ (1967). Nach weiteren Hauptrollen in George Stevens‘ „Das einzige Spiel in der Stadt“, Robert Altmans „McCabe & Mrs. Miller“, Richard Brooks‘ „Der Millionenraub“ und Alan J. Pakulas „Zeuge einer Verschwörung“ übernahm Beatty 1978 erstmals bei der Fantasy-Romantik-Komödie „Der Himmel soll warten“ auch die Regie, um sich dann in sein ambitioniertestes Projekt, zu stürzen, „Reds“, die über dreistündige Biographie des Autors und kämpferischen Sozialisten John Reed.
Inhalt:
John Reed (Warren Beatty) verdient sich Mitte der 1910er Jahre seinen Lebensunterhalt als Journalist, doch wird er zunehmend von den sozialistischen Bewegungen in den USA vereinnahmt. In der Autorin Louise Bryant (Diane Keaton) findet der sozialradikale Journalist bald eine selbstbewusste Seelenverwandte, die wegen ihm zwar ihren Mann und die High-Society-Szene in New York verlässt, aber auch in der Beziehung zu Reed auf ihre Selbständigkeit pocht. Gemeinsam mit ihren rebellischen Künstler-Freunden wie die Anarchistin Emma Goldman (Maureen Stapleton) und den Dramatiker Eugene O’Neill (Jack Nicholson) versucht Reed sozialistische Parteistrukturen in den USA zu vereinen. Nachdem er an Streiks der Communist Labor Party of America teilgenommen hat, nimmt Reed 1916 am Konvent der Demokraten teil, was seine Frau zu einer Affäre mit O’Neill nutzt.
Bei seiner Rückkehr ins Haus in Provincetown, Massachusetts, wo sich Reed und Bryant zum Schreiben zurückgezogen haben, entdeckt Reed seine Geliebte mit O’Neill in einer intimen Situation und macht ihr daraufhin einen Heiratsantrag. Sie ziehen schließlich nach Croton-on-Hudson, doch die Beziehung gestaltet sich weiterhin schwierig. Bryant versucht in Europa, ihre Karriere als Korrespondentin voranzutreiben, während Reed in Petrograd die bolschewistische Revolution miterlebt und daraufhin das Buch schreibt, das ihn berühmt macht: „Zehn Tage, die die Welt erschütterten“.
Doch der aufreibende Kampf für die Revolution fordert ihren Tribut. Nachdem ihm bereits eine Niere entfernt worden ist, schwächen ihn die Auseinandersetzungen mit den russischen Parteifunktionären ebenso wie die unermüdlichen Versuche, Kontakt zu seiner Frau zu bekommen …
Kritik:
Mit „Reds – Ein Mann kämpft für Gerechtigkeit“ ist Warren Beatty 1981 ein über 30 Millionen Dollar teures Herzensprojekt gelungen, das sich intensiv mit den leidenschaftlich erkämpften Anfängen der sozialistischen Bewegungen in den USA auseinandersetzt, aber viel Zeit auf die komplizierte Liebesbeziehung zwischen Reed und Bryant verwendet, was dem Film seine menschliche Tiefe verleiht. Dabei sorgen die sorgfältig komponierten und mit einem Oscar ausgezeichneten Bilder von Kameramann Vittorio Storaro („Apocalypse Now“, „Der letzte Kaiser“) stets für die passende Atmosphäre, ob es nun die mondäne Welt der High Society ist, die intellektuellen Rebellen in ihren Diskussionszirkeln oder die üblen Bedingungen, unter den die russischen Soldaten während des Ersten Weltkrieges zu leiden hatten.
Doch auch die beträchtlichen Schauwerte verstellen nicht den Blick auf die kämpferisch vorgetragene Agenda, die Reed sowohl in der amerikanischen Heimat als auch im Zentrum der sozialistischen Revolution in Russland mit scharfem Verstand und ungebändigter Energie verfolgt. Dass die politischen Auseinandersetzungen und die emotionalen Verwicklungen so packend transportiert werden, ist nicht nur dem Drehbuch von Beatty und seinem Co-Autoren Trevor Griffiths, sondern vor allem auch den erstklassigen Darstellern zu verdanken, allen voran den beiden Hauptdarstellern Warren Beatty und Diane Keaton („Der Stadtneurotiker“, „Was das Herz begehrt“), die als leidenschaftlicher Verfechter ihrer Ansichten das Publikum in jeder Szene zu fesseln verstehen, aber auch die mit einem Oscar ausgezeichnete Maureen Stapleton („Airport“, „Innenleben“) als Anarchistin und Jack Nicholson („Chinatown“, „Shining“) als Dramatiker verleihen „Reds“ eine Klasse, die sich in 12 Oscar-Nominierungen niederschlug, wobei neben dem Kameramann und Stapleton auch Warren Beatty für die Beste Regie ausgezeichnet worden ist. Immer wieder eingestreute Aussagen von Zeitzeugen runden das sehr persönliche Portrait eines streitbaren Mannes ab.
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