Die Folterkammer des Hexenjägers

Roger Corman hat sich Mitte der 1950er Jahre sowohl in der Rolle des Produzenten als auch des Regisseurs einen soliden Ruf im B-Movie-Sektor erworben, bevor er zu Beginn der 60er Jahre mit einigen Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen – meist mit dem charismatischen Vincent Price in der Hauptrolle – Furore machte und vor allem in ästhetischer Hinsicht mit den schaurig-schönen Produktionen der britischen Hammer-Studios gleichzog. Nach den Edgar-Allan-Poe-Adaptionen von „Die Verfluchten“ (1960), „Das Pendel des Todes“ (1961), „Lebendig begraben“ (1962) und „Der Rabe – Duell der Zauberer“ (1963) inszenierte Corman 1963 noch „Die Folterkammer des Hexenjägers“ – lose basierend auf einem Gedicht von Edgar Allan Poe, vor allem aber auf dem Roman „Der Fall Charles Dexter Ward“ von H.P. Lovecraft

Inhalt:

Mit Besorgnis nehmen die Bewohner der Kleinstadt Arkham, Neu-England, im Osten Nordamerikas im Jahr 1765 die Tatsache zur Kenntnis, dass offenbar immer mehr junge Mädchen spurlos verschwinden. Vor allem Ezra Weeden (Leo Gordon) macht dafür den in einem alten Palast mit seiner Geliebten Hester (Cathie Merchant) lebenden Joseph Curwen (Vincent Price) verantwortlich. In einer stürmischen Nacht beobachtet Weeden aus dem Fenster der örtlichen Gastwirtschaft heraus, wie eine weitere junge Frau wie hypnotisiert zum Curwen-Anwesen wandert. Sofort versammelt Weeden einen Lynchmob um sich herum, der mit Fackeln bewaffnet Curwen aufsucht, den sie verdächtigen, als Hexenmeister die jungen Mädchen mit satanischen Ritualen zu willigen Sexsklavinnen zu machen. 
Als Curwen von den aufgebrachten Männern aus seinem Schloss gezerrt und an einem Baum gefesselt verbrannt wird, verflucht er jeden einzelnen der Männer und verspricht großes Unheil auch für die Nachkommen der Bewohner von Arkham. Tatsächlich wird die Stadt danach von ungewöhnlich vielen Missgeburten heimgesucht. 110 Jahre später reist Charles Dexter Ward (Vincent Price) mit seiner hübschen Frau Ann (Debra Paget) nach Arkham, um den Nachlass seines direkten Vorfahren zu regeln. Das Willkommen durch die Bewohner fällt allerdings alles andere als herzlich aus, denn sie werden tagtäglich mit dem Grauen konfrontiert, das ihnen Curwen hinterlassen hat. Manche ihrer Kinder sind richtige Bestien, die nur in Käfigen gehalten werden können, die meisten anderen sind vor allem ohne oder nur mit einem Auge geboren. Zunächst vertröstet Ward seine Frau damit, das Schloss mit Hilfe seines Verwalters Simon (Lon Chaney Jr.) nur wieder herrichten zu wollen, um es zu einem guten Preis verkaufen zu können, doch sehr schnell gerät er in den Bann seines Vorfahren, dessen Portrait die Eingangshalle ziert. Ann ist zunehmend über die Persönlichkeitsveränderung ihres Mannes besorgt und versucht, Dr. Willet (Frank Maxwell) ihr zu helfen, ihrem Mann den schädlichen Einfluss des Schlosses auf sein Gemüt zu entziehen. Auch im Dorf macht sich Besorgnis breit, dass Ward wie damals Curwen Unglück über Arkham bringt. Schon macht sich ein weiterer Mob auf, auch diesmal das Böse zu vernichten … 

Kritik: 

Auf der erfolgreichen Welle reitend, die Roger Corman mit seinen ersten Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen losgetreten hat, wurde „The Haunted Palace“ auch unter dem Etikett des Schauer-Poeten vermarktet, dabei verwendete Drehbuchautor Charles Beaumont, der mit Corman bereits an „Lebendig begraben“ und „Weißer Terror“ gearbeitet hatte, nur ein paar Gedichtzeilen von Poe, um die gothische Atmosphäre des Films zu untermalen. Aber auch der Lovecraft-Roman „Der Fall Charles Dexter Ward“ stellt nur eine lose Vorlage zu „Die Folterkammer des Hexenjägers“ (alternativ: „Das Schloss des Schreckens“) dar. Gerade mal der Name der Titelfigur, das ominöse Necronomicon und ein nur vage angedeutetes kosmisches Monster verweisen auf die Romanvorlage. Davon abgesehen beschränkt sich Corman auf das wieder sehr überzeugende Produktionsdesign. Mit waberndem Nebel, stürmischem Wetter, Gewitter, Blitze und Fackeln, die die ständige Nacht stimmungsvoll erhellen und ein düsteres Schloss, in dem ein vermeintlicher Hexenmeister sein Unwesen treibt, sowie ein mächtiger Fluch, der über einer ganzen Kleinstadt liegt, erzeugt Corman durchweg eine gefällige Gruselatmosphäre, die durch die gewohnt ausdrucksstarke Darstellung seines Stars Vincent Price auch noch ein menschliches Gesicht erhält. 
Price gelingt es in seiner Doppelrolle überzeugend, sowohl den Hexenmeister Curwen als auch den zunächst friedvollen Ward und seine Verwandlung zu einem Ebenbild seines Vorfahren zu verkörpern. Bei der gelungenen Gothic-Atmosphäre, Ronald Steins einlullenden Score und Vincent Price‘ toller Performance kann man leicht darüber hinwegsehen, dass die Story wenig originell ausfällt und keine echte Spannung bietet. 

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