Tanz der Totenköpfe
Richard Matheson ist ein Großmeister der US-amerikanischen Phantastik und neben seinen erfolgreich verfilmten Bestsellern „The Shrinking Man“ (als „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C.“, 1957) und „I Am Legend“ (als „The Last Man on Earth“, 1964, „Der Omega-Mann“, 1971, und „I Am Legend“, 2007) vor allem für seine Drehbücher zu Roger Cormans Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen von „Die Verfluchten“, „Das Pendel des Todes“ und „Der Rabe – Duell der Zauberer“ bekannt geworden. Sein Roman „Hell House“ lieferte schließlich die Vorlage für den 1973 von John Hough inszenierten Spukhaus-Horror „The Legend of Hell House“ – der unter dem missglückten Titel „Tanz der Totenköpfe“ in Deutschland auf den Markt gekommen ist.
Inhalt:
Der gebrechliche und exzentrische Multimilliardär Rudolph Deutsch (Roland Culver) will einen Beweis für ein Leben nach dem Tod und hat die seit Jahren leerstehende Villa der Belascos von den Erben abgekauft. Die Villa gilt als Mount Everest der Spukhäuser, nachdem der damalige Hausherr Emeric Belasco (Michael Gough), der für seine praktizierten Grausamkeiten und sexuellen Perversitäten berüchtigt war und nach einem Massaker an 27 Hausgästen spurlos verschwunden war.
Nun soll der Physiker und Parapsychologe Dr. Barrett (Clive Revill) innerhalb einer Woche die offenbar elektromagnetischen Störungen und Geistererscheinungen untersuchen, von denen gerüchteweise die Rede ist, wofür ihm ein fürstliches Honorar von 100.000 englischen Pfund in Aussicht gestellt wird. Unterstützt wird er bei diesem Vorhaben nicht nur durch seine attraktive Frau Ann (Gayle Hunnicutt), sondern auch durch das bekannte Medium Florence Tanner (Pamela Franklin) und Ben Fischer (Roddy McDowell), den einzigen Überlebenden des letzten Teams, das versucht hatte, die übersinnlichen Erscheinungen des Belasco-Anwesens zu erforschen. Tatsächlich nimmt Florence während einer Séance Kontakt zu einem geisterhaften Wesen auf, das sie möglicherweise für Belascos Sohn Dominik hält. Wenig später wird das Medium in der Nacht ebenfalls von einem unsichtbaren Wesen heimgesucht und schwer verletzt. Barrett glaubt mit seinen wissenschaftlichen Apparaturen, mit denen er bereits Ektoplasma während einer Séance bei Florence sichtbar machen konnte, eine Lösung gefunden zu haben, die bösen Geister endgültig aus dem Belasco-Haus vertreiben zu können, doch dann machen die Besucher eine schaurige Entdeckung …
Kritik:
Es fällt nicht schwer, Shirley Jacksons legendären Grusel-Roman „The Haunting of Hill House“ und dessen stimmungsvolle Verfilmung durch Robert Wise unter dem Titel „Bis das Blut gefriert“ (1963) als Inspiration für Mathesons Roman und die anschließende Verfilmung durch den Briten John Hough („Draculas Hexenjagd“, „Schreie der Verlorenen“) auszumachen. Uneingeschränkt gelungen ist dieser Spukhaus-Horror allerdings nicht. Zwar fängt Kameramann Alan Hume („James Bond 007 – In tödlicher Mission“, „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“) vor allem die unheimliche Atmosphäre des nebelumhüllten Schlosses wunderbar ein, doch schon die eigenwillige Zusammensetzung der vier Besucher des Belasco-Anwesens wirft Fragen auf, denn warum sollte der einzige Überlebende des vorangegangenen Forscher-Teams noch einmal zum Belasco-Haus zurückkehren, wenn er doch nichts zur Aufklärung der Phänomene beiträgt? Und warum begleitet Ann ihren Mann bei diesem Auftrag? Immerhin macht Gayle Hunnicutt („Scorpio, der Killer“, „Target – Zielscheibe“) ebenso wie Pamela Franklin („Schloss des Schreckens“, „War es wirklich Mord?“) eine gute Figur, allerdings hätte sich in dieser Vierer-Konstellation die durchaus explizit erotischere Romanvorlage weitaus sinnlicher umsetzen lassen. Die Handlung trägt eigentlich nicht groß zur Grusel-Atmosphäre bei, die Effekte wirken doch recht altbacken und wenig spannend inszeniert. Da sorgen die experimentell-avantgardistischen elektronischen Klänge, die Delia Derbyshore und Brian Hodgson von Electrophon Ltd. zur Untermalung beigesteuert haben, für weitaus mehr adäquate Stimmung.
„Tanz der Totenköpfe“ unterhält als gut gespielter, souverän inszenierter, wenn auch nicht besonders origineller Spukhaus-Grusel, der aber den Weg weist zu späteren Filmen wie Kubricks Stephen-King-Verfilmung „The Shining“ oder die „The Amityville Horror“-Reihe.
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